Presseschau

Neue Luzerner Zeitung vom 14.10.2011

Murat Yakin: Ein Abschied mit Ansage?

Das Trainerkarussell dreht sich: Thorsten Fink wechselt per sofort von Basel zum HSV, Assistent Heiko Vogel wird FCB-Interimscoach – und Murat Yakin sagt nichts.

Daniel Wyrsch

daniel.wyrsch@luzernerzeitung.ch

Trainer Thorsten Fink geht per sofort vom FC Basel zum Hamburger SV. Beim Tabellenletzten der Bundesliga erhält der bald 44-jährige Deutsche einen Vertrag bis Sommer 2014. Bei Basel führt bis Ende Dezember 2011 der bisherige Fink-Assistent Heiko Vogel (36) interimistisch die erste Mannschaft. Er hat bereits gestern Morgen erstmals das Training geführt.

Ein Basler Versprechen

Der FCB hat mit der Einsetzung von Vogel als Interimstrainer etwas Ruhe in die Diskussionen um die Nachfolge von Fink gebracht. Basels Sportkoordinator Georg Heitz sagte auf Anfrage unserer Zeitung: «Wir wollen Heiko Vogel eine echte Chance geben, nicht nur für ein Spiel.» Der frühere Fussballjournalist, der die Biografie «Die Yakins» schrieb, wollte nichts über allfällige Kandidatennamen sagen. Er gehört zusammen mit Adrian Knup, Ruedi Zbinden und Bernhard Heusler der Technischen Kommission beim FCB an, die den neuen Trainer bestimmt. Heitz spricht von einem kollegialen Verhältnis, das er mit FCL-Trainer Murat Yakin pflegt. In Zusammenhang mit diesem legte der FCB-Sportkoordinator Wert auf eine Botschaft: «Wir werden nichts hinter dem Rücken des FC Luzern unternehmen. Das garantieren wir, das machen wir nicht.» Mit anderen Worten: Offiziell werden es die Basler tun, sobald ihr designierter Präsident Bernhard Heusler bei FCL-Präsident Walter Stierli die Zusage eingeholt hat. Falls Interimscoach Vogel mit der Mannschaft morgen Samstag im Schweizer Cup beim Luzerner Erstligisten FC Schötz Mühe bekundet und am Dienstag im Champions-League-Heimspiel gegen Benfica Lissabon verliert, wird am Rheinknie bereits Unruhe aufkommen und der Ruf nach Yakin laut werden.

In Basel ist der verlorene Sohn Murat Yakin der «logische Nachfolger» des sehr erfolgreichen Fink, der den FCB in zwei Jahren zu zwei Meistertiteln, einem Cupsieg und jüngst zum sensationellen 3:3 in der Champions League bei Manchester United geführt hat. Der Schweizer Liga-Primus kommt gar nicht darum herum, mit Yakin zu reden. Ausser Vogel gelingt es auf Anhieb, die Arbeit von Fink ähnlich erfolgreich fortzusetzen.

Stierli: «Yakin machte nicht Druck»

FCL-Präsident Walter Stierli traf sich gestern Mittag mit Yakin zum «Business-Lunch», wie der Verein in einem dürftigen Mediencommuniqué schrieb. «In diesem konstruktiven Gespräch ging es primär um die Planung der laufenden und der neuen Saison.» Stierli bestätigte dies am Abend. Konkret hätten sie über die Suche eines Defensivspielers gesprochen und wie man ab Januar die Offensivposition von Hakan Yakin ersetzen soll.

Von einem verbesserten finanziellen Angebot für den umworbenen Cheftrainer soll aber nicht die Rede gewesen sein. «Murat hat keine Bedingungen gestellt, und Druck kam von ihm nicht», sagte Stierli. Der FCL-Boss weiter: «Wenn er eine Anfrage von Basel bekommt, muss er sich dieses Angebot als Basler anhören.» Es klang wie eine Durchhalteparole, als Stierli ergänzte: «Ich glaube, er kann das richtig einordnen.»

Schlechtes Signal für den FCL

Von Murat Yakin selber war gestern trotz mehrmaligen Versuchen nichts zu vernehmen. Der 37-jährige Trainer des Leaders schwieg. Er bezog nicht Stellung für den Verein, bei dem er erst seit vier Monaten tätig ist und bei dem er sich gemäss Interview vom Dienstag mit Tele Basel «happy» fühlt. Wahrlich kein gutes Zeichen für den FCL.

Präsident Stierli hofft weiter auf eine längere Zusammenarbeit mit Yakin, die über die Winterpause hinausgeht. Dieser sei erst am Beginn seiner Karriere. «Ich denke, er macht Schritt um Schritt, aber wie sich Murat am Schluss entscheidet, kann ich nicht beeinflussen.»

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