Presseschau

Basler Zeitung vom 22.10.2011

Nach dem Derby-Skandal

Zusätzliche Sicherheitsmassnahmen für das Risikospiel FCZ–FCB

Von David Weber

Zürich/Basel. Es ist das erste Liga-Heimspiel des FC Zürich seit der sogenannten «Schande von Zürich» im Letzigrund. Am 2. Oktober kam es im Zürcher Derby nach einer Provokation der GC-Fans zu wüsten Ausschreitungen auf den Zuschauerrängen. FCZ-Anhänger stürmten über die Tartanbahn in andere Sektoren, prügelten sich mit gegnerischen Fans, zwei Petarden wurden in den GC-Fanblock geschleudert. Die Ereignisse führten zum ersten Abbruch eines Fussballspiels der obersten Spielklasse in der Schweiz (BaZ berichtete). Einer der Fackelwerfer stellte sich der Polizei und befindet sich immer noch in Untersuchungshaft.

Der Derby-Skandal hat Konsequenzen für den FC Zürich und eventuell auch für den Grasshopper Club, zum Beispiel in Form von Geisterspielen. Die Swiss Football League lässt sich aber Zeit mit dem Entscheid. Erst in den nächsten Wochen sei damit zu rechnen, sagt ein Liga-Sprecher. Die Partie des FC Basel gegen den FCZ morgen Sonntag wird also vor vollen Zuschauerrängen ausgetragen werden.

Dieser sportliche Klassiker ist vom Sicherheitsaspekt her brisant, ein Hochrisiko-Spiel. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Clubs im Letzigrund, am 11. Mai dieses Jahres, kam es ebenfalls zu Gewaltexzessen. Einige Dutzend FCB-Anhänger lieferten sich im Stadion eine Schlacht mit Angestellten des Sicherheitsdienstes Delta, nachdem diese einen Rucksack mit Pyrotechnik konfiszierten. Auf Videoaufnahmen war jedoch auch zu sehen, wie ein Delta-Mitarbeiter auf unbeteiligte Basler Matchbesucher einprügelte. Dieser ist unterdessen entlassen worden. Die Folge der Krawalle waren Verletzte, demolierte Essensstände und Toiletten sowie ein Sachschaden im sechsstelligen Bereich.

Provisorische Gitter

Morgen gastiert der FC Basel erneut im Letzigrund, im ersten Spiel nach dem Derby-Abbruch. Stadtpolizei und Stadionmanagement geben zum Sicherheitsdispositiv keine Auskunft. Patrick Pons, Sprecher des Zürcher Schul- und Sportdepartements, sagt dazu nur so viel: «Sie können davon ausgehen, dass wir genug Sicherheitsleute im Stadion haben werden.»

Konkretere Informationen gibt es zu den zusätzlichen Sofortmassnahmen, welche die Sicherheit im Stadion erhöhen sollen. «Mit provisorischen Gittern wird die Sektorentrennung verbessert», sagt Pons. Dadurch solle verhindert werden, dass Zuschauer auf die Tartanbahn und in andere Sektoren gelangen können, wie das beim letzten Zürcher Derby der Fall war. Weiter gibt es «verschärfte Stichprobenkontrollen in den Eingangsbereichen», kündigt Pons an.

Beim Gästeeingang dürfte das dazu führen, dass die Wartezeiten für die Matchbesucher noch länger werden, als sie ohnehin schon sind. Die Tatsache, dass nur zwei Eingänge für Gäste bereitstehen, ist prekär und sorgt immer wieder für brenzlige Situationen.

Pons ist überzeugt, dass mit den Sofortmassnahmen eine Verbesserung der Situation erreicht werde. Als «positiven Test» bezeichnet er das Europa-League-Spiel gegen Lazio Rom vom Donnerstag, das ohne Zwischenfälle über die Bühne ging. Auch ohne Absperrgitter um die Sektoren, denn solche erlaubt die Uefa – im Gegensatz zur Swiss Football League – nicht.

In der Winterpause sollen dann für insgesamt 1,64 Millionen Franken die definitiven Sicherheitsmassnahmen im Letzigrund umgesetzt werden: 2,2 Meter hohe Zäune zum Spielfeld hin und Abschrankungen aus Sicherheitsglas zwischen den Sektoren, sowie mannshohe Drehkreuze am Eingang.

Pons ist froh, dass morgen in Zürich nach all den Sicherheitsdiskussionen endlich wieder Fussball gespielt wird. Und FCZ-Präsident Ancillo Canepa hofft auf einen in «jeder Hinsicht fairen Match». Nach dem Motto «Jetzt erst recht», will der FCZ mit Spezialpreisen möglichst viele Familien ins Stadion locken.

Thomas Gander von der Fanarbeit Basel will sich nicht zur Sicherheitslage und Stimmung bei den Fans äussern. «Wir geben grundsätzlich vor den Spielen keine Einschätzungen ab.»

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