Presseschau

NZZ vom 21.11.2011

Wie sich die Klubs verkaufen

Inside/Offside

Christine Steffen · Werbekampagnen sind auch im Fussball Glücksache. Als der FC Zürich im Mai 2003 vor dem Derby mit einem Plakat mit aufgespiesster Heuschrecke warb, schaute am Ende ein müdes 1:1 heraus. Empörung löste 2010 ein Spot auf Tele Züri aus, in dem der deutsche Fernsehreporter Marcel Reif mit folgenden Worten für den FCZ warb: «In Zürich gibt es keine Alternativen.» «Ist der TV-Star reif für die Klapsmühle?», fragte der «Blick» aufgeregt. Und rechnete vor, «dass in Zürich ein Klub mit nur halb so viel Geld wie der FCZ 18 Punkte mehr erspielt hat als der abtretende Meister». Von jenen Zeiten können die Grasshoppers momentan nur träumen.

Die eigenen Fans in die Krise stürzte jüngst der FC Luzern. «In der Swissporarena wird Fussball zum Lifestyle», war auf Plakaten zu lesen, die für ein Saisonabonnement im neuen Stadion warben. Abgesehen davon, dass Lifestyle für Fans nach Cüpli und Lachsbrötli tönt – also ekelhaft –, lachten einem von den Plakaten Menschen entgegen, die man im C&A und im Publikum von «Benissimo» sieht. Aber sicher nicht im Fussballstadion.

Wie immer ging der FC Sion ein bisschen weiter als alle anderen. Neben einem Bild, das den Schiedsrichter Nikolaj Hänni zeigt, der eine Karte zieht, stand unlängst: «Auf der Tribüne sieht man manchmal besser als einige . . .» Hänni hatte am Wochenende zuvor den Wallisern ein Tor aberkannt. Die Liga verbot das Sujet.

Kuschelig zeigen sich in der Regel die Berner. «Ich YB dich», hiess es 2010 in der Kampagne für die Jahreskarte, «nur die YB zählt» 2011. Wir dächten, es ginge auch ein bisschen um den Erfolg. Aber wo der ausbleibt, braucht man tatsächlich viel Liebe.

Die haben sie in Basel nicht nötig. Der FCB bildet bereits mit seinen Plakaten für die Champions League ab, dass er sich in einer anderen Dimension bewegt als die übrigen Schweizer Klubs. Die Plakate zeigen im 3-D-Format die Spieler Streller, Sommer und Park in ungeheuer dynamischen Aktionen. «Wer alles gibt, hat nichts zu verlieren», steht zum Beispiel daneben. Das tönt nach Motivationsseminar. Und stimmt womöglich.

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