Presseschau

Basler Zeitung vom 11.12.1999

«Ich will hier nicht den Sonntagsschüler mimen»

Der FC Basel trifft morgen zum Abschluss der Qualifikationsrunde zu Hause auf den FC Aarau (14.30 Uhr, Schützenmatte). FCB-Goalie Pascal Zuberbühler hofft, ein weiteres Mal ohne Gegentor zu bleiben. Der FC Aarau braucht jedoch für den Finalrunden-Einzug Punkte.

Basel. «Ich drücke doch ganz normal», behauptet Pascal Zuberbühler. Eindruck hinterlässt der Händedruck mit dem Goalie des FC Basel dennoch. Die Pranken, die den FCB in der Qualifikationsrunde vor so manchem Gegentor bewahrt haben, hinterlassen beim Gegenüber Spuren. Zuberbühler, 28-jährig und im vergangenen Sommer im Tausch mit Stefan Huber von den Grasshoppers nach Basel transferiert, avancierte bei seinem neuen Club zum absoluten Leistungsträger und fand den Weg zurück in die Nationalmannschaft.

BaZ: Pascal Zuberbühler, wieso tragen Sie beim FCB eigentlich nicht die Nummer zehn?

Pascal Zuberbühler: Weil ich Goalie bin. Und der hat normalerweise die Nummer eins, die schönste Nummer, die es im Fussball gibt.

Aber Sie sind ja eine Art Spielmacher in Ihrem Team. Kein anderer Keeper prägt das Spiel seiner Equipe so stark wie Sie.

Ich entscheide, ob ich weite Bälle spiele oder nicht. Ich kann auf George Koumantarakis auskicken, der 99 Prozent der Bälle weiterleitet. Oder ich kann mit der Hand einen Mittelfeldspieler anpeilen. Zu guter Letzt habe ich die Möglichkeit, kurz auf Kreuzer oder Knez zu passen. Es ist doch gewaltig, wenn man so viel variieren kann.

Bedauern Sie, dass im Fussball der zweitletzte Pass zu einem Torerfolg nicht wie im Eishockey als Assist zählt?

Ich habe auch schon Berechnungen angestellt, wie viele Skorerpunkte ich dann hätte. Aber spontan habe ich keine Zahl im Kopf. Das Wichtigste für mich ist ohnehin, kein Gegentor zu erhalten.

Das Jahr 1999 war für Sie speziell...

Eines vorneweg: Ich war immer gesund, was sehr positiv ist. Zudem ging für mich mit dem Wechsel zum FCB ein Wunsch in Erfüllung. Ich freue mich sehr, beim FCB zu spielen und bin stolz auf diese Mannschaft. Sie trägt die Handschrift des Trainers. Bei uns wächst etwas heran. Das Fundament ist gelegt, auch wenn es noch zu tun gibt.

Haben Sie an eine derart schnelle Rückkehr in die Nationalmannschaft geglaubt?

Ich hatte, nachdem ich «rausgefault» war, immer das Ziel, wieder im Nationalteam zu spielen. Mein Dank gilt unserer Equipe. Ich habe beim FCB zu Erfolg und Leistung zurückgefunden. Wenn ich mich rundum wohl fühle, und das ist hier der Fall, dann sieht man das eben auch auf dem Platz.

Zu Trainer Christian Gross haben Sie ein Vertrauensverhältnis. Zu Roger Hegi bei GC war der Draht nicht so gut.

Gross kennt mich in- und auswendig. Wir haben ja einst in der 2. Liga und in der 1. Liga gegeneinander gespielt. Ich bei Frauenfeld, er bei Wil.

Wie gingen die Vergleiche aus?

In Frauenfeld haben wir einmal ein Cupspiel hoch gewonnen. Nur daran kann ich mich erinnern (er lacht). Nein, ernsthaft, in Wil haben wir meist verloren. Gross, dieser... (er gebraucht ein nicht druckreifes Wort), kam bei den Standardsituationen immer mit nach vorne. Viel später machte er mich dann zur Nummer eins bei GC, wir feierten zusammen viele Erfolge. Hegi kannte mich nicht so gut. Doch über diese Zeit mag ich nicht viel reden. Ich hatte in den sieben Jahren bei GC alles erreicht, was man erreichen kann, brauchte deswegen eine neue Herausforderung.

Und da wären Sie beinahe in Spanien gelandet...

Ich hatte Kontakte zu Racing Santander. Aber in Spanien war die Saison eben erst zu Ende, in der Schweiz stand die neue Spielzeit kurz bevor. Da musste ich mich entscheiden. Ich sagte dem FCB zu, weil Gross hier unterschrieben hatte und weil der Club Perspektiven und Ambitionen hat. Ich will auch hier Erfolg haben. Ich bin nicht gekommen, um den Sonntagsschüler zu mimen.

Sie haben in Ihrem Fünfjahresvertrag eine Ausstiegsklausel für das Ausland. Wie viele Anfragen gab es schon?

Keine (er lacht). Im Fussball gibt es immer irgendwelche Interessenten.

Könnten Sie den FCB jederzeit verlassen?

Für mich stellt sich diese Frage überhaupt nicht.

Ist für Sie jemals eine Rückkehr zu GC denkbar?

Nein.

Sie haben Europacup-Erfahrung. Spielen Sie nach der erfolgreich verlaufenen Qualifikation mit dem FCB auch bald international?

Die Fans in Basel geraten schnell in eine Euphorie. Wir haben eine einigermassen gute Qualifikation absolviert. Aber gewonnen haben wir noch gar nichts. Die Finalrunde ist wie ein Endspurt, da spielt man ein paar wenige Spiele, tack, tack, tack. Da zeigt sich, welche Mannschaft auch mental Qualitäten hat. Wir haben zwar schon einiges gezeigt, müssen aber noch viel lernen. Aber: In dieser Meisterschaft ist alles möglich.

Morgen kommt der FC Aarau nach Basel. Müssen Sie die Leistung gegen den FC Zürich vom letzten Wochenende wiederholen, um zu gewinnen?

Die Partie wird genauso schwierig. Jedoch wollen wir drei Punkte holen, weil wir davon ausgehen, dass St. Gallen gegen Servette gewinnt. Und wir wollen den Rückstand auf die Spitze nicht zu gross werden lassen.
Interview Georg Heitz

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