Presseschau

Aargauer Zeitung vom 09.02.2012

Um die Schweinshaxen macht Shaqiri noch einen Bogen

Fussball · Xherdan Shaqiri denkt weiterhin nur an den FC Basel – und schweigt zu seinem Wechsel im Sommer zu Bayern München.

Georges Küng

Gestern Morgen, 9.45 Uhr. Auf den Trainingsplätzen des FC Basel herrscht gähnende Leere. Es ist bitterkalt. Die Bise geht durch Mark und Bein. Wer geglaubt hätte, dass nach Xherdan Shaqiris Ausflug zum Medizin-Check nach München Hunderte Schaulustige und Dutzende Medienschaffende der morgendlichen Trainingseinheit des FC Basel beiwohnen würden, wurde enttäuscht. FCB-Mediensprecher Josef Zindel informierte die Anwesenden, dass «das Morgentraining drinnen in der Halle stattfindet». Und so blieb die Brüglinger Ebene gestern Morgen, bei gefühlten 10 Grad Minus, den Hundehaltern und kälteresistenten Joggern vorbehalten.

Weil aber auch ein Indoor-Training hungrig macht, bekam die Öffentlichkeit Shaqiri und seine Teamkollegen am Mittag zu sehen. Es ist ein offenes Geheimnis in der Rheinstadt, dass bei zweimaligem Training ein Grossteil der Spieler in einem Restaurant im Shopping Center St. Jakob zu Mittag isst. Die Schweizer Meister bedienen sich – wie Hinz und Kunz – selber und stellen sich artig in die Warteschlange bei den Kassen. Keine Spur von einem Sonderstatus.

Plaudern beim Mittagessen

Als Erste kommen David Abraham, Radoslav Kovac und Stephan Andrist. Abraham, der sich von einer Darmerkrankung erholt hat, macht sich Gedanken über die nächste Partie in Lausanne. «Bei dieser Kälte und diesen Platzverhältnissen macht das Fussballspielen keinen grossen Spass. Und für die Zuschauer wohl auch nicht, oder?», fragte der Argentinier. Wir geben ihm recht.

Und dann kommt er. Gemeint ist natürlich «Shaq». Er geht in der Menge fast unter; und fällt eher auf, weil er ein kurzärmliges Shirt trägt. Ist es Zufall, dass das Restaurant gestern als Menü Schweinshaxen mit Polenta für Fr. 14.50 Franken anbietet? Die Haxn sind eine Münchner Spezialität und geniessen in der bayrischen Hauptstadt Kultstatus. Shaqiri ernährt sich jedoch gesund – Teigwaren, Magerfleisch und frische Früchte sind seine Wahl.

Bereits am Morgen hatte Zindel erklärt, dass «man Xherdan im Training fotografieren, nicht aber sprechen respektive befragen kann». Und wer gedacht hätte, dass die Mittagsgäste alle auf Shaqiri geschaut oder ihn gar umlagert hätten, wird wieder enttäuscht. An den Tischen wird über die Eiszeit und die Bise diskutiert. Der Schweizer lässt Prominente und Stars in Ruhe. Unvergessen, wie Roger Federer einst an seinem früheren Wohnsitz Oberwil (Leimental) abends regelmässig in einen Grossverteiler einkaufen ging und gar niemand es wagte, ihn anzusprechen oder um ein Autogramm zu bitten.

Zusammen in der Menge

Dann kommen auch noch Markus Steinhöfer, Fabian und Alex Frei, Philipp Degen und Yann Sommer. Auch hier die gleiche Prozedur. Essen fassen, anstehen, bezahlen – und dann setzt sich die halbe FCB-Mannschaft gemeinsam an einen Tisch. In München dürfte es undenkbar sein, dass die Hälfte der Equipe das Mittagessen in einem öffentlichen Lokal, das von unzähligen Gästen frequentiert wird, einnimmt.

Der Champions-League-Traum

Nachmittags fand dann die zweite Trainingseinheit statt. Dieses Mal sogar draussen, wobei die Örtlichkeit erst in der Garderobe bekannt gegeben wurde. Die momentanen Witterungsverhältnisse zwingen den Trainerstab zu Flexibilität.

Dass die Stimmung in der Equipe aufgeräumt und locker ist, beweist Fabian Frei. Dieser hört einen kurzen Wortwechsel zwischen Philipp Degen und einem Medienschaffenden. Die beiden diskutieren, ob Barça oder Real Madrid die Champions League gewinnen werde. «Was für eine Frage. Wir gewinnen diese», sagt der Ostschweizer kurz und bündig. Es ist anzunehmen, dass auch Shaqiri damit gut leben könnte. Erst in der Saison 2012/13 würde er den Triumph einem anderen FCB wünschen. Auch wenn ihm derzeit noch der Rhein näher als die Isar ist.

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