Presseschau

Basler Zeitung vom 31.03.2012

Der sanfte Übergang

Benjamin Huggel beendet im Sommer seine Profilaufbahn, bleibt dem FCB jedoch als Nachwuchstrainer erhalten

Von Marcel Rohr

Basel. Es gibt viele Fähigkeiten, die Benjamin Huggel nachgesagt werden. Bei der Band «Döschwo» zupfte er einst die Bassseiten, er dichtet bis heute prima Schnitzelbänke, die sich für den Casino-Balkon eignen. Auf dem Rasen, da sind sich seine Teamkollegen seit Jahren einig, hat der Fussballer Huggel eine überragende Qualität: Wenn der Gegner versucht, mit Härte den Spielfluss des FC Basel zu hemmen, hält der 34-Jährige gnadenlos seinen Fuss dazwischen. Die Härte und Kompromisslosigkeit des 190-Zentimeter-Hünen, gepaart mit seiner Unaufgeregtheit im Passspiel – das sind die Attribute, die aus dem einstigen Hobbykicker des FC Arlesheim einen der verdienstvollsten und erfolgreichsten FCB-Profis der Geschichte gemacht haben. Er hat mehr Titel (zehn) erobert als der legendäre Karli Odermatt (acht), mit seinem Ansehen übertrumpft er sogar einstige Grössen wie Erni Maissen, Markus Tanner oder Otto Demarmels.

Zu gerne hätte Huggel, geboren am 7.7.1977, noch bis ans Ende der Saison 2012/2013 beim FCB auf höchstem Niveau weitergespielt. Dafür sah er sich genug fit und genug routiniert, nach 14 Profi-Saisons und über 500 Pflichtspielen in den Beinen. Doch sein Arbeitgeber hatte andere Pläne mit dem Routiner. Sein im Sommer 2012 auslaufender Vertrag wird nicht verlängert, dafür erhält er einen Anschlussvertrag bis 2014, der es ihm ermöglicht, seine zweite Karriere zu forcieren, die als Assistenztrainer in der vereinseigenen U21 beginnen wird. Um den Körper langsam «herunterzufahren», wird Huggel auf höchster Juniorenstufe selbst in die Hosen steigen; vielleicht nicht jedes Wochenende, doch in der 1. Liga Promotion soll er unter der Leitung von Chef Carlos Bernegger möglichst viel Erfahrung auf dem Spielfeld weitergeben.

Parallel dazu wird Huggel, der sich bereits seine Sporen im Kinderfussball abverdient hat und das C-Diplom besitzt, Defensivtrainer in der hauseigenen Fussballschule des FCB, die bis hinunter zur U15 zielt. «Ich freue mich auf das, was kommt», sagt Huggel, «das ist eine hervorragende Chance. Von dieser Lösung haben alle etwas.»

Noch mehr Konkurrenz

Seit Ende September, so berichtet Präsident Bernhard Heusler, haben die Verantwortlichen beim FC Basel immer wieder das Gespräch mit Huggel gesucht. Wohlwissend, wie heikel der Umgang mit verdienstvollen Spielern ist, die sich auf den letzten Metern ihrer Karriere bewegen, wie wichtig da eine subtile Kommunikation nach innen und nach aussen ist. Auch deshalb sagt Cheftrainer Heiko Vogel: «Aus Respekt gegenüber dem Menschen Beni Huggel wollte ich immer ehrlich sein mit ihm. Ich habe ihm gesagt, dass die Konkurrenz im Mittelfeld nächste Saison noch grösser sein wird. Und er hat es akzeptieren müssen.»

Der Münchensteiner selbst bestätigt diesen Sachverhalt: «Ich habe mich lange gewehrt gegen die Vorstellung, wieder in einer U21-Mannschaft zu spielen. Aber dann habe ich mich überzeugen lassen. Es ist der richtige Schritt, denn irgendwann geht jede Karriere zu Ende, und ich sehe mich selbst in erster Linie als Assistenztrainer.» Noch bis Ende dieser Saison wird der 41-fache Schweizer Nationalspieler aber das FCB-Dress der Profis tragen; beim heutigen Auswärtsspiel in Thun (17.45 Uhr) ist mit ihm in der Startformation zu rechnen.

Kein Dankeschön-Vertrag

Die Zukunft Huggels ist damit geregelt, eine gewisse Erleichterung ist bei Bernhard Heusler auch herauszuspüren. Doch der FCB-Präsident betont: «Der Zweijahresvertrag ist kein Dankeschön für Beni. Das Dankeschön ist, so hart das auch tönt, der Lohn, den er am Ende des Monats bekommt.» Bereits stehen in der Abteilung «Human Resources», neudeutsch für Personalabteilung, nächste wichtige Traktanden an: Der Vertrag von Scott Chipperfield (36), einer weiteren Ikone, endet ebenfalls im Sommer. «Im Laufe des Aprils», kündigt Heusler an, «wird auch diese Personalie geregelt.» Noch zeichnet sich beim Publikumsliebling mit australischen Wurzeln keine Tendenz ab.

Spannender wird zu beobachten sein, wann und wie der FC Basel den Umbruch im Sturm vollzieht. Die Vertragslaufzeiten von Alex Frei (32, bis 2013) und Marco Streller (30, bis 2014) drängen nicht zur Eile, aber die biologische Uhr tickt auch beim besten Angreifer-Duo der Schweiz.

Zurück