Presseschau

Basler Zeitung vom 26.04.2012

Zurück in der Heimat

Der ehemalige FCB-Torwart Louis Crayton freut sich auf die rotblaue Meisterfeier

Von Adrien Reymond

Basel. Sein Lachen hat Louis Crayton nie verloren. Nicht als Ersatztorwart des FC Basel zwischen 2005 und 2008. Nicht, als er wegen Verletzungen in seiner zweiten Saison bei D.C. United bloss sechs Partien in der US-Profiliga absolvierte. Nicht nach seinem Transfer zu den zweitklassigen Minnesota Stars, wo er sich nach nur 45 Minuten das Kreuzband riss und kein Spiel für den Club mehr machte. Und auch jetzt nicht, obwohl er seit letztem Sommer ohne Vertrag ist und die Profikarriere des 34-Jährigen nach erfolglosen Probetrainings bei Wil und Vaduz beendet scheint. «Ich bin eine fröhliche Person, das ist mein Naturell», sagt Crayton.

Das heisse aber nicht, dass er immer zufrieden war mit seiner Rolle in den jeweiligen Clubs. Mit ein Grund, weshalb er den FCB schweren Herzens verliess, als Franco Costanzo zum Captain ernannt wurde und Crayton gegen Ende seiner Karriere nochmals Stammtorhüter sein wollte. Trotz den anschliessend unglücklichen Ereignissen bereut er nichts und ist dankbar für seine Karriere, denn er habe in jedem Wettbewerb gespielt ausser an der Weltmeisterschaft, denn sein Heimatland Liberia qualifizierte sich in den letzten Jahren nie für den Grossanlass.

Sein letzter Auftritt für die liberianische Nationalmannschaft war gleichzeitig sein finaler im Profifussball und kam ganz unverhofft: Im vergangenen Juni folgte er einer Einladung des Nationaltrainers zur Afrika-Cup-Qualifikation, als Helfer, wie er lachend erzählt, «doch die vorgesehenen Torhüter verletzten sich und ich musste, ohne nach meinem Kreuzbandriss trainiert zu haben, mitten im Spiel eingewechselt werden». Mit Crayton im Tor besiegte Liberia die Kapverden mit 1:0 – der einzige Erfolg ihrer Kampagne.

Auf Arbeitssuche

Seither ist Crayton wieder dauerhaft nach Basel zurückgekehrt. Er sagt zwar, dass er noch ein bis zwei Jahre als Fussballprofessional weitermachen könnte, doch die Motivation dazu fehle ihm. «Diese Stadt hat mir so viel gegeben», begründet der ehemalige Publikumsliebling seine Rückkehr ans Rheinknie, «sie ist meine zweite Heimat geworden.» Die Menschen auf der Strasse würden ihn immer noch so begrüssen, als sei er nach wie vor ein Teil von Rotblau, erzählt er. Um dies bestätigen zu können, muss man bloss einige Schritte mit Crayton durchs Kleinbasel machen. Man kommt nicht weit. Hier ein Händedruck, da eine Umarmung oder ein Zurufen: «Who let the dogs out?»

Doch noch hat sich seine Popularität nur bedingt auf die Jobsuche ausgewirkt. In seiner Zeit beim FC Concordia erlangte er das Torwarttrainerdiplom und hofft nun, Gelegenheit zu haben, diesen Beruf ausüben zu können. «Doch ich bin offen für jede Art von Arbeit», relativiert er den Fokus aufs Fussballgeschäft. Trotzdem dreht sich in seinem Alltag noch stets alles um Fussball.

Crayton hilft im Torwarttraining bei den Old-Boys-Junioren mit, ist Instrukteur bei der Fussballorganisation Intersoccer, die Fussball-Camps und Trainings in der Schweiz organisiert, und wurde erst kürzlich von der Fifa angestellt, um speziell in den englischsprachigen Teilen Afrikas Torhüterseminare zu halten. Auch beim FC Basel hofft Crayton auf eine Chance: «Kontakte gab es, doch bisher hat sich nichts Konkretes ergeben.» Doch sein innigster Wunsch bleibt, internationales Recht zu studieren, «denn da, wo ich herkomme, gibt es viele benachteiligte Menschen, die Hilfe brauchen», erzählt Crayton.

Bei den OB-Senioren

Zum Start der Rückrunde staunten die Senioren der US Olympia nicht schlecht, als sie im Spitzenkampf gegen die Old Boys ein bekanntes Gesicht im gegnerischen Tor entdeckten. Dort «entstaubt» sich Crayton seit der Winterpause. Ein Geheimnis, das durch diesen Artikel zerstört worden sei, sagt Crayton grinsend. Obwohl sehr viel Staub vorhanden sei, wie er lachend zugibt, hat sein Team mit ihm im Tor noch nicht verloren. Doch nicht allen gefällt es, gegen einen namhaften Goalie antreten zu müssen: «Es war lustig. Die Spieler der US Olympia wurden, nachdem sie etliche Chancen vergeben hatten, wütend und sagten mir, ich solle mich schämen, unter ihnen zu spielen», erzählt der stets fröhliche Crayton. Jedoch legitimiert er seinen Einsatz bei den Senioren: «Fakt ist, ich spiele nun zum Spass unter Gleichaltrigen. Deshalb ist es passend, ein Old Boy zu sein.»

Durch die Paraden des prominenten Torwarts gewannen die OB-Senioren 5:1 und stellten damit den Anschluss zur Tabellenspitze wieder her. Auch zu seinen ehemaligen FCB-Teamkollegen pflegt er noch regen Kontakt und freut sich deshalb auf die anstehende Meisterfeier des FCB. Obwohl der Basler Sympathieträger nicht allzu oft im St.-Jakob-Park anzutreffen ist, will er sich am Sonntag das möglicherweise entscheidende Meisterschaftsspiel der Basler nicht entgehen lassen. «Darauf freue ich mich besonders. Und wenn der FCB als Meister feststeht und der Verein mich lässt, werde ich auf dem Balkon nochmals ‹Who let the dogs out› anstimmen!»

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