Basler Zeitung vom 16.10.2012
Fussball: Erfolg in der U21 des FC Basel garantiert noch keine grosse Karriere
Von Nicolas Lurati
Basel. Es gibt kaum Zweifel daran, dass die Juniorenabteilung des FC Basel die beste der Schweiz ist. Sogar im europäischen Vergleich muss sich die rotblaue Talentschmiede keineswegs verstecken. Wenn ein Spieler im Kader der U21, dem Flaggschiff der FCB-Nachwuchssektion, eine prägende Figur war, so scheint es fast selbstverständlich, dass dieser einmal gross herauskommen wird. Dies wäre zumindest die logische Konsequenz.
Schaut man sich Namen wie Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, Eren Derdiyok, Ivan Rakitic und Zdravko Kuzmanovic an, so scheint diese Aussage zunächst vollkommen bestätigt. All diese Akteure spielen heute bei Clubs in einer europäischen Topliga und alle waren während einer Zeit in der U21 des FCB ein dominantes Element. Andere Spieler wie Yann Sommer, Valentin Stocker und Fabian Frei haben den Sprung ins Ausland noch nicht gewagt, sind jedoch wichtige Bestandteile der 1. Mannschaft des FCB. Auch sie zählten während ihrer U21-Phase zu den absoluten Führungskräften des Farmteams.
Doch nicht alle Akteure, die in der U21 zu den Topleuten gehörten, hatten einen derartigen Werdegang. Tim Grossklaus ist einer dieser Fussballer, die trotz starken Leistungen in der 2. Mannschaft und einem grossen Potenzial den Durchbruch nicht geschafft haben. In der Spielzeit 2006/07 wurde der Mittelstürmer mit 21 Treffern gar 1.-Liga-Torschützenkönig; der Weg für eine grosse Karriere war geebnet.
Gross setzte nicht auf Grossklaus
Doch es kam anders: Der damalige FCB-Trainer Christian Gross sah in seinem Team keinen Platz für den deutschen Angreifer. «Die Konkurrenz war einfach zu gut», erklärt Grossklaus. «Zudem war ich nicht der favorisierte Spielertyp von Christian Gross.» So folgte der mittlerweile 25-Jährige seinem Förderer Heinz Hermann zum FC Vaduz. Doch Grossklaus’ Statistiken im Ländle waren nicht überwältigend, und die Empfehlung für einen Transfer zu einem Topclub blieb aus. Die Zahlen des gebürtigen Freiburgers bei der nächsten Station, dem FC Wil, waren dann eindeutig besser. Eine Leistenverletzung in der Vorbereitung zur zweiten Saison bei den Ostschweizern stoppte jedoch den Aufwärtstrend jäh. Letztes Jahr erfolgte dann der nächste Tapetenwechsel: Obwohl Grossklaus ein Angebot des gut betuchten deutschen Regionalligisten Red Bull Leipzig vorliegen hatte, zog er die Variante BSC Old Boys vor. «Ich wollte nicht so weit wegziehen. Zudem hat mich bei OB die Kombination Fussball und Einstieg ins Berufsleben überzeugt.»
Doch nach einer persönlich völlig verkorksten Spielzeit bei den GelbSchwarzen entschied sich Grossklaus diesen Sommer für den Rücktritt. «Sportlich gesehen war OB im Nachhinein betrachtet ein Fehlentscheid. Der Trainer und ich sind miteinander nicht klargekommen. Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich weiterhin in der Challenge League gespielt hätte.»
Traum noch nicht aufgegeben
Ohne Frage, Grossklaus hätte aufgrund seines enormen Könnens in seiner Karriere sicher mehr erreichen können, doch beim FCB war er wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Und, just als es in der Laufbahn wieder aufwärtsging, verhinderte eine langwierige Blessur den Durchbruch. «Ich habe es mir sportlich eindeutig anders vorgestellt», so der Offensivakteur. Komplette Depression herrscht beim 25-Jährigen trotzdem nicht. «Ich habe einen guten Job bei einer Treuhandgesellschaft. Da überwiegt die Freude an der Arbeit über die Enttäuschung im Fussball hinweg.»
Trotz einer erfüllenden Stelle hat Grossklaus den Traum des Profifussballers noch nicht ganz aufgegeben. «Ich trainiere jeden Tag und fühle mich fit. Vielleicht klopft ja im Winter ein Verein aus einer interessanten Liga an.»
Kein Durchbruch trotz grossem Potenzial
Basel. Tim Grossklaus ist nicht der einzige Ex-U21-Spieler, der trotz grossem Potenzial den Durchbruch nie schaffte. Ein weiterer Stürmer, der im Farmteam des FC Basel für Furore sorgte, war Bekim Halimi. Der bullige Torjäger traf in 72 Partien für die U21 beachtliche 37 Mal. Doch nach seiner erfolgreichen Zeit im FCB-Nachwuchs schaffte es Halimi nicht in eine Profi- equipe.
Der mazedonisch-schweizerische Doppelbürger wechselte zunächst zu den Old Boys und dann später zum FC Laufen. Dort hängte das ewige Talent in dieser Sommerpause die Fussballschuhe an den Nagel. Ob für immer, bleibt abzuwarten. Nicht minder begabt war einst Samet Gündüz. Der 25-jährige Mittelfeld- akteur kann zwar immerhin 32 Challenge-League-Einsätze vorweisen, doch der endgültige Durchbruch blieb aus. Mittlerweile spielt Gündüz nicht mehr im bezahlten Fussball, sondern beim FC Türkgücü in der 4. Liga.
nl