Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 11.12.2012

Ein Feld als inoffizielles Joggeli-Parking

Parkraum · Das Muttenzer Freuler-Quartier wird während FCB-Spielen als Parkplatz missbraucht

Jeremias Kläui

Jeden zweiten Sonntag in Muttenz:. Während die Massen im Joggeli jubeln, nerven sich die Anwohner im nahe gelegenen Freuler-Quartier über Wild-Parkierer. «Die Match-Besucher parkieren kreuz und quer hier», sagt Quartierbewohnerin Edith Zogg. Vor allem die gut besuchten Zürich-Spiele seien ein Problem. «Die Leute fahren aufs Feld.» Auch ihre zwei Privat-Parkplätze seien vor den motorisierten Fussball-Fans nicht sicher gewesen. Jetzt schafft ein Drohschild Abhilfe: «Wer hier parkt, fährt auf Felgen weiter.»

Bei der Gemeinde Muttenz kennt man das Problem. Aber mehr aus anderen Quartieren wie Freidorf oder Unterwart. «Erfahrungsgemäss suchen die Fans der Tramlinie 14 entlang nach Parkplätzen», sagt Peter Holzherr, Leiter der Abteilung Sicherheit. «Dort sperren wir die Quartierstrassen ab, in Zusammenarbeit mit der Stadionbetreiberin Basel United.» Dies sei im Freuler-Quartier nicht der Fall, so viele Falschparkierer gäbe es dort nicht, so Holzherr. Deshalb könnte man dort nur kontrollieren, ob die blaue Zone eingehalten wird und dementsprechend Bussen verteilen, erklärt Holzherr. Das Freuler-Quartier ist somit quasi ein Wildparkier-Geheimtipp.

Feld als Parkplatzersatz

Eine der beliebtesten Parkmöglichkeiten im Quartier ist keine blaueZone, sondern ein kleines Feld, etwa einen halben Kilometer vom Joggeli entfernt. Darauf werden unter anderem Mais und Sonnenblumen angebaut. Um die Pflanzenkulturen herum zieht sich ein rund fünf Meter breiter Rasenstreifen. Ein idealer Parkplatz-Ersatz. Der Muttenzer Polizei sind jedoch die Hände gebunden: «Das Feld befindet sich auf Privatgrund», sagt Holzherr. Es ist im Besitz der Familie Fehlbaum, Gründer des Möbelbauunternehmens Vitra. Doch auch die Betreiber des Vitra Design Museums tragen keine Verantwortung für das Parking-Problem. Das Feld ist verpachtet. Es wird durch den Muttenzer Bauer Ruedi Brunner bewirtschaftet. Von ihm ist jedoch keine Beschwerde bei der Polizei eingegangen. Er ist der einfachen Ansicht: «Solange nur auf dem Rasen parkiert wird, schadet das meinen Pflanzen nicht.»

Fussballfans hinterlassen Spuren

Doch die Anwohnerin Edith Zogg sieht noch ein weiteres Problem: der Abfall. «Nach den Partien muss ich regelmässig Bierflaschen und Scherben aus meinem Garten räumen.» Und auch der Privatparkplatz des nahen Vitra-Verwaltungsgebäudes muss nach FCB-Spielen von einer Extra-Putzequipe gesäubert werden.

In Basel hilft Repression

Anders sieht die Situation im benachbarten Birsfelden aus. «In letzter Zeit gab es keine Reklamationen wegen falsch parkierter Autos», sagt Samir Stroh, dortiger Leiter Sicherheit. So kann sich Birsfelden eine pragmatische Haltung erlauben: «Wenn die Gemeindepolizei während der Begegnungen arbeitet, verteilt sie auch Bussen.»

In Basel sieht es komplizierter aus: «Wir haben ein bestimmtes Konzept und beurteilen vor jedem Spiel aufs Neue, wo und wie weiträumig wir absperren», sagt Wachtmeister Thomas Bähler. Einen Durchschnittsfall gebe es nicht. «Es gibt aber Strassen, die uns bekannt sind.» Diese lägen vor allem im nahen Gellert und auf dem Wolf. In letzter Zeit habe sich die Situation eher verbessert, schätzt Bähler. «Vor allem wegen repressiver Massnahmen wie Bussen.» Auch habe sich die Bevölkerung langsam an die Strassensperren während der Spiele gewöhnt.

St. Jakob-Park: Die offiziellen Parkplätze sind rar

Der offizielle Parkraum rund um den St. Jakob-Park ist begrenzt. Einerseits gibt es das Parkhaus St. Jakob, gleich gegenüber dem Stadion. Dieses bietet rund tausend Plätze im Gebäude sowie 400 Parkbuchten davor. Hinzu kommt das Parkhaus des Shoppingcenters St. Jakob-Park. Darin hat es Platz für weitere rund 600 Autos. Einige der Plätze sind jedoch während FC-Basel-Spielen für VIP-Gäste reserviert. Somit ist der offizielle Parkraum mit 2000 Plätzen eher knapp bemessen – bei durchschnittlich fast 29000 Zuschauern pro Spiel wie in der laufenden Saison. Dafür wird der öffentliche Verkehr unterstützt: Tram und Bus sind mit einem Match-Ticket gratis. Zusätzlich fährt vor jedem Spiel der «Joggeli-Shuttle» vom Bahnhof SBB zur S-Bahn-Station hinter dem Stadion. (jk)

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