Presseschau

Basler Zeitung vom 15.12.2012

«Lieber Karli, schön, dass es dich gibt!»

Wer Karli Odermatt einmal begegnet ist, der hat etwas zu erzählen: Freunde, Mitspieler und Journalisten erinnern sich

Helmut Benthaus

«Ein unglaublicher Winner-Typ»

«Karli Odermatt ist eine schillernde Figur, und ich bin froh, dass er bei mir in der Mannschaft spielte und nicht beim Gegner. Es war selbstverständlich, dass er der Captain des FCB war: Er hatte ja ganz klar den grössten Einfluss. Als sein ­Trainer kann ich bestätigen, dass er auch mal über die Stränge geschlagen hat. Er hat meine Vorgaben nicht immer ernst genommen, was ich natürlich sehr genau registriert habe. Aber: Aussergewöhnliche Typen sind eben auch aussergewöhnliche Charaktere und nicht immer die einfachsten. Er war ein unglaublicher Winner-Typ, konnte nicht verlieren und stets noch einen Zacken zulegen, wenn es drauf ankam. Das war es, was für mich zählte. Alles andere war nicht wichtig.

Eine denkwürdige Leistung lieferte Karli Odermatt natürlich beim 4:0 des FCB gegen den FCZ im entscheidenden Spiel der Saison 1971/1972 ab. 56 000 Zuschauer kamen ins Joggeli, die ­Ausgangslage war extrem spannend. Wir waren in Zugzwang, weil wir zuvor im Cupfinal gegen den FCZ mit 0:1 verloren hatten und in der Meisterschaft gegen YB mit 1:4 untergegangen waren. Doch dann richtete es Odermatt: Er war an allen vier Toren beteiligt. Er bereitete die Treffer von Walter Mundschin und Ottmar Hitzfeld vor und schoss zwei Tore selber. Später gab es einen FCB-Jubelkorso durch die ­Basler Innenstadt mit der Meisterparty auf dem Marktplatz. Ich erinnere mich, dass Odermatt in der Uniform mit­feierte. Er befand sich im WK, erhielt für die Partie gegen den FCZ Urlaub, musste aber nach Spielschluss sofort wieder die Militärtracht anziehen. So ist er auf allen Fotos jener Meisterfeier in Militärkleidung zu sehen.» Aufzeichnung a

ws

Helmut Benthaus (77) war von 1965 bis 1982 FCB-Trainer und feierte mit dem Verein ­sieben Meistertitel und zwei Cupsiege.

Bernhard Burgener

«Karli, der exzellente Verkäufer»

«Als junger FCB-Fan durfte ich die glorreichen Zeiten des FC Basel in den 60er- und 70er-Jahren miterleben. Ich habe den Fussballer Karl Odermatt stets bewundert. Anfang der 90er-Jahre hatte ich die Gelegenheit, auch den Menschen Karli Odermatt kennenzulernen und schätzen zu dürfen. 1993/1994 war für den FC Basel die 100-Jahre-Feier angesagt. Der rotblaue Club spielte bloss in der zweithöchsten Spielklasse und suchte finanzielle Hilfe für den Wiederaufstieg in die Nationalliga A. Das war die Stunde von Karli: Er war nicht nur ein begnadeter Fussballspieler, er konnte seine Qualitäten auch neben dem Rasen erfolgreich als ­Verkäufer ein­setzen. Mit dem FC Basel zusammen lancierte er das Sponsorenkonzept ‹FCB in aller Munde› und ‹Der FCB baut auf›. Innerhalb von rund sechs Monaten schloss er 140 (!) Verträge mit Unternehmen aus der Wirtschaft und Gastronomie ab. Die Firmen verpflichteten sich, mindestens für zwei Jahre 5000 Franken jährlich an den FC Basel zu bezahlen. Der grossartige Verkaufserfolg führte dazu, dass Karl Odermatt seit diesem Zeitpunkt wieder für den FC Basel tätig ist. Karli wird also auch in Zukunft als Botschafter des FC Basel Freunde, Unternehmen und Investoren für Rotblau begeistern. Karli ist ein wunderbarer Mensch und Freund. Er hat Geschichte geschrieben auf und neben dem Fussballfeld.

Lieber Karli – schön, dass es dich gibt!»

Bernhard Burgener (55) ist Chef des Medienunternehmens Highlight Communications in Pratteln und seit bald zwei Jahrzehnten ein enger Weggefährte von Karli Odermatt.

Dominic Willimann

«Liebe Sämi …»

«Nur die engsten Freunde und ein paar wenige Medienvertreter hat Karli zu seinem 60. Geburtstag eingeladen. Klein, aber fein war das Motto der Feier. 300 Gäste sind es schliesslich, die sich an den Galatischen in der ­Kleinen St. Jakobshalle zuprosten. Eines ist sicher: Hätte Karli all jene berücksichtigt, die in seinem Leben eine mehr oder minder tragende Rolle gespielt haben, dann hätte auch die Grosse St. Jakobshalle nebenan nicht gereicht. Mit einem Gast hat Karli an diesem unterhaltsamen Abend allerdings nicht gerechnet: Als der damalige Bundesrat Samuel Schmid plötzlich das Podium betritt, wird es mucksmäuschenstill. Der Magistrat redet und redet und redet. Von Basel, von Zürich, von Bundesbern. Und ­natürlich von Karli. Dass er dieselben Eigenschaften habe wie ein Bär. Dass er eine Persönlichkeit sei. Und, und, und. Kurz bevor ich ob der langatmigen Rede in ein Tischnickerchen falle, überreicht Schmid endlich das Präsent: einen handgeschnitzten Berner Bären. Was zum grossen Auftritt von Karli führt, als er in seinem breiten Baseldeutsch das Wort ergreift: ‹Liebe Sämi …› Seine Dankesrede dauert dreissig Sekunden. Maximal. Alle lachen. Was sein Vorredner nicht zustande gebracht hat, schafft Karli in Rekordzeit: die Leute zu unterhalten. Das hat mich beeindruckt. Wie volksnah Karli noch immer ist, zeigt sich, wenn er spätabends in ‹d’Sunne› in der Rheingasse einläuft. Da erheben sich Jugendliche, die ihn nie selbst ­spielen gesehen haben, von ihren Stühlen und stimmen ‹Karli none Gool› an. Das zeigt: Den Karli kennen alle. Oder wie der ehemalige FCB-Präsident René C. Jäggi einst treffend sagte: ‹Kein ­anderer Basler Fussballer, vielleicht kein anderer im ganzen Land, hat allein schon den Vornamen zum Marken­zeichen gemacht.›»

Dominic Willimann (33) ist Sportredaktor bei der Basler Zeitung, hat Karli Odermatt ebenfalls nie selbst spielen gesehen und war Gast bei Karlis 60ster-Geburtstags-Party.

Stefan Schindelholz

«Karli mit 38 – der beste Mann»

«Als Jugendlicher war ich vor allem von zwei Sachen begeistert: vom FC Basel und von Karli Odermatt. Als ich schliesslich als Mittzwanziger beim FC Birsfelden spielte und das ­Präsidium bekannt gab, dass Karli Odermatt als Spielertrainer verpflichtet worden sei, war das für mich das Grösste. Mit 38 Jahren zeigte Karli als Libero, dass er immer noch der beste Mann auf dem Platz ist. Gleichzeitig gab er den knallharten Trainer. Bei einem Trainingslager auf den ­Bahamas spielten wir gegen Cosmos New York. Bei diesem Retortenverein standen jede Menge Nationalspieler aus diversen Ländern im Kader, entsprechend stark war die von Hennes Weisweiler trainierte Mannschaft. Als wir hoch in Rückstand lagen, gab Karli den Tarif durch: «Wenn ihr nicht sofort besser spielt, steht anschliessend ein Konditionstraining an.» Der Tortur bei 40 Grad entkamen wir glücklicherweise, die Standpauke wirkte. Die schönste Geschichte ereignete sich jedoch vor einem Cupspiel gegen den B-Ligisten Grenchen. Wir waren in diesem Vergleich, obwohl sehr erfolgreich und an der Tür zur Nationalliga B anklopfend, der klare Aussenseiter. Nach dem Aufwärmen soll Karli an der gegnerischen Kabinentür gehorcht haben, um den Solothurnern mit Trainer Zlatko ‹Csik› Cajkovski auf den Zahn zu fühlen. Die Worte Karlis, als er zu uns in die Garderobe kam und die letzten Anweisungen gab, habe ich bis heute nicht vergessen: ‹Kleines dickes Csik sagt: FC Birsfelden, alles Hasen. Zur Pause, 5:0 für uns.› Danach musste uns Karli nicht mehr motivieren, wir zeigten einen überragenden Match und siegten. Es waren diese psychologischen Kleinigkeiten, die den Trainer Karli auszeichneten. Ob er wirklich an der Tür des FC Grenchen lauschen ging oder uns mit diesen Worten einfach wachrütteln wollte, haben wir nie erfahren.» Aufzeichnung dw

Stefan Schindelholz (57) spielte unter Trainer Karli Odermatt in der Saison 1980/1981 beim damaligen Erstligisten FC Birsfelden. Heute ist er Präsident des SC Dornach und betreibt eine Weinhandlung.

Paul Ulli

Karli, der Reiseleiter

Dass der Jubilar nicht nur auf dem Fussballfeld seinen Mann stand, bewies er als Reiseleiter-Stellvertreter. Anlässlich des Ausscheidungsspiels für die WM 1994 zwischen Schottland und der Schweiz vom 8. September 1993 in Aberdeen stand Karli mir bei einer dreitägigen Fussball- und Kulturreise zur Seite. Nach dem 1:1 der Schweizer Nationalmannschaft – Torschütze für die Eid­genossen war Georges Brégy mittels Penalty in der 70. Spielminute – mussten die von uns betreuten 50 Fussballfans nach Glasgow dislozieren, da wegen eines Opec-Kongresses am Spielort kein einziges Bett mehr frei war. Für mich und Karli-National war es natürlich kein Problem, die Anhänger auf der nächtlichen Busreise bei Laune zu halten. Ganz anders sah dies am Tag danach aus, als die Reisegruppe unter der Leitung einer ehemaligen schottischen Geschichtslehrerin einen Tagesausflug zum weltbekannten Loch Ness und einigen Whisky-Destillerien unternahm. Nach der ­vergeblichen Suche nach ‹Nessie› galt das Interesse fortan fast nur noch der typisch schottischen Trank­same. Obwohl dieses Getränk hauptsächlich aus reinem Wasser besteht, kann es, in grösseren Mengen ­eingenommen, sehr müde machen. Dies musste auch mein Reiseleiterassistent erfahren. Bei den ziemlich langwierigen Ausführungen unserer pensionierten Lehrerin nickten nicht nur Karli, sondern auch einige Teilnehmer ein. Diese wurden dann von der sichtlich erbosten Füh­rerin gemassregelt. Insbesondere dass ‹Chief Charles› auch zu den ­Dösenden gehörte, passte der sichtlich genervten weisshaarigen Dame nicht, sodass Karli noch sein ganz spezielles Fett abbekam. Was bei der jetzt wieder wachen Reisegruppe ­natürlich für ­grosses Gelächter sorgte.»

Paul Ulli (60) war früher Reiseleiter der Schweizer Fussballer, heute ist er freier ­Journalist und zählt zu den am besten informierten Kennern des regionalen Fussballs.

Marcel Rohr

Ein Spiel gegen Herrn Odermatt

Saison 1982/1983, ein herrlicher Frühlingsabend. Wie jeden Montag steht beim FC Concordia ein internes Trainingsspiel an, die erste Mannschaft gegen die Inter-A1-Junioren. Spielzeit: zweimal 40 Minuten auf einem Platz der Sportanlagen St. Jakob. Trainer Werner «Pips» Decker zieht mich am Ärmel: «Du spielst heute im Sturm und hast nur eine Aufgabe: Herrn Odermatt ausschalten! Er ist der Libero der ersten Mannschaft, organisiert aber von hinten heraus das ganze Spiel.» Karli Odermatt? Den kannte ich bislang nur vom Fernsehen. War mal ein Grosser. Aber heute? Ich bin 16, voll im Saft und auf dem Weg nach oben. Habe grosse Karrierepläne, Basel, Barcelona, Liverpool oder so. Herr Odermatt dagegen ist 41 Jahre alt, dem werde ich mal richtig auf die Füsse stehen, dem alten Sack.

Das Spiel beginnt. Meine taktischen Pläne lösen sich innert Minuten in Luft auf. Spielertrainer Odermatt dirigiert als Libero seine Erstliga-Fussballer, als wäre ich gar nicht auf dem Platz. Unglaublich! Wenn ich denke, er ­dribbelt, schlägt er einen millimetergenauen Pass über 60 Meter in die Spitze. Wenn ich meine, er passt, dribbelt er mich aus. Wenn ich glaube, dass er dribbelt oder passt, macht er eine Finte und lässt den Ball durch. In der Pause faltet mich Trainer Decker zusammen: «Ich habe gesagt, du sollst die Kreise von Herrn Odermatt stören, aber du rennst gestört im Kreis herum.»

Ich konzentriere mich wieder. Nur auf Herrn Odermatt. Doch der verteilt munter die Bälle, während ich bei jeder Aktion zu spät komme. Die biologischen Eckdaten zur Erinnerung: Er ist 41, ich 16. Ich habe null Chance im Duell gegen ihn. Das Trainingsspiel verlieren wir Inter-Junioren zweistellig zu null. Nach der Einheit bricht für mich die Welt zusammen, als Herr Odermatt sagt: «Heute lief es mir nicht gut, ich bin erkältet und müde.» Erkältet? Müde? Himmelarschundzwirn! Ich begrabe sämtliche Karrierepläne. Dieses Ballgefühl, dieses Tempo, diese Technik! Karli ist ein Grosser. Ich bin und bleibe der stümperhafte Amateur.

Marcel Rohr (45) leitet die Sportredaktion der BaZ und probierte sich jahrelang in der ­unteren Liga, zwischen 1982 und 1984 beim FC Concordia und 1988/1989 beim FC Pratteln in der 1. Liga.

Kurt Thalmann

«Er hat Getränkebüchsen gesammelt»

«Meine Stars waren früher der legendäre Seppe Hügi und Fredy Bickel – damit meine ich nicht den YB-Sportchef, sondern die leider verstorbene GC-Legende, die 1938 den 2:2-Ausgleich beim ­4:2-Triumph der Schweizer über Grossdeutschland an der WM 1938 in Frankreich erzielte. Später nahmen dann Karli Odermatt und Köbi Kuhn im Schweizer Fussball den Status dieser Grössen ein; sie beide sind einmalig. Mit Karli habe ich nicht mehr zusammen in einem Team gespielt, ich habe ihn um ein paar Jahre verpasst: Ich ging beim FCB 1955 weg, er stiess 1962 dazu. Ich weiss aber noch, dass er als Bub bei unseren Spielen mit dem FCB auf dem Landhof leere Getränkebüchsen einsammelte, um sich ein bisschen Sackgeld zu verdienen.

Unvergessen ist sein Weitschusstor gegen England vom 10. November 1971 im Wembleystadion, das ich zu Hause am Fernsehen miterlebte. Ich habe noch heute vor Augen, wie er aus 30 Metern abzieht und der Ball wenige Momente später im Netz des englischen Gehäuses zappelt. Da bin ich auf dem Sofa aufgesprungen und habe mich herzhaft für ihn gefreut. Karli ist ein ­feiner Mensch: Offen, ehrlich und stets fröhlich, so habe ich ihn kennengelernt. Er ist – wie man auf Baseldeutsch sagt – en glatte Siech.» Aufzeichnung aws

Kurt Thalmann (81) spielte einst von 1951 bis 1955 beim FCB und gehörte 1953 der Mannschaft an, die erstmals in der Clubgeschichte Schweizer Meister wurde. Von jener Equipe leben heute nur noch Thalmann und Peter Redolfi.

Egon Jacquemai

Karli, der Fasnächtler

«Seit Mitte der Siebzigerjahre bin ich mit Karli und den Mittwuch Pfuuser an der Fasnacht unterwegs. Was wir an den drey scheenschte Dääg machen? Das Beisammensein geniessen, den Grossteil davon in der Baiz. Karli allerdings erzählte seiner Frau und seinen Söhnen jahrelang, dass er auf einem Waggiswagen aktiv sei. Als solcher waren wir offiziell auch beim Fasnachts-Comité gemeldet. Das brachte Karli immer dann in Erklärungsnot, wenn wir seine Familie an der Fasnacht trafen. Als ihm schliesslich die Ausreden ob des nie präsenten Wagens ausgingen, packte er seine Söhne, ging auf einen Wagen, der am Cortège gerade Pause machte, und erzählte ihnen, dass er die meiste Zeit der Fasnacht hier oben verbringe. Mittlerweile weiss sein Umfeld jedoch, dass er ihnen damals einen Bären aufgebunden hat. Auf einen Wagen würde er auch nicht passen, vielmehr ist er der musikalische Typ. Er spielt gerne Musik, am liebsten Posaune. Und natürlich singt Karli auch an der Fasnacht allerlei. Wichtig ist ihm ein schönes Kostüm. Einst hatten wir uns für eine blau-weisse Verkleidung entschlossen, was Karli überhaupt nicht lustig fand. ‹Ich laufe doch nicht in den Zürich-Farben durch Basel›, murrte er. Trotzdem erschien er zu unserem Treffpunkt. Beim Mittagessen jedoch passierte das Malheur: Sein Kostüm war blau-weiss-rot, weil ihm aus Versehen Rotwein angeschüttet wurde. Karli war derart erbost, dass er sich mit den Worten verabschiedete, dass für ihn die Fasnacht, noch bevor sie angefangen hatte, bereits beendet sei. Danach ward er nicht mehr gesehen – bis er ein paar Stunden später in gereinigtem Kostüm in alter Frische wieder zu uns stiess. Ich bin froh, dass Karli ein Fasnächtler ist. Denn einst ging ich mit ihm in Arosa Ski fahren, und das war wirklich gemeingefährlich. Das Skifahren gehört nicht zu seinen Stärken, doch hatte er so viel Kraft in seinen Beinen, dass er es trotzdem irgendwie jeden Hang hinunter schaffte. Dabei schrammte er jedoch mehrmals haarscharf an einem Zusammenstoss vorbei.» Aufzeichnung dw

Egon Jacquemai (73) macht seit Jahrzehnten mit Karli Odermatt Fasnacht und ist Inhaber von Weller-Mode in Muttenz.

Roger Brennwald

Karli, der Treffsichere

«Karli Odermatt war früher mein Vorbild, zu dem ich hochgeschaut habe. Er war 16 und ich zwölf, wir stammten aus ­demselben Milieu und haben viele Nachmittage zusammen auf dem Fussballplatz ­verbracht. Dabei habe ich immer gedacht: Der wird einmal ein ganz Grosser. Seine Spezialität war sein ­präziser Schuss: Von drei Schüssen, die er vom 16er abfeuerte, flogen im Durchschnitt zwei ins Lattenkreuz und der dritte ans Torgehäuse. Ich ­versuchte ihm nachzueifern und war durchaus ein begabter Fussballer. Mein Vater sah es jedoch nicht gerne, dass ich kickte, und forderte mich auf, etwas anderes zu tun: Also ging ich zum Handball. An Karli bewundere ich bis heute sein Kämpferherz. Sein Motto lautet: Never give up.»

Aufzeichung aws

Roger Brennwald (66) ist Direktor der Swiss Indoors, des drittlukrativsten Hallenturniers der Welt.

Peter Ramseier

«Was haben wir in Fribourg gelacht»

«Geschichten über Karli als Mitspieler gibt es unzählige, geblieben ist mir vor allem eine: Wir traten Anfang der 70er-Jahre in Fribourg an, es stand die 4. Runde der Meisterschaft auf dem Programm. Der Start in die Saison war harzig, Karli fehlte uns in den ersten Partien verletzungsbedingt. Gegen Fribourg gab er sein Comeback. In den ersten Minuten rutschte Karli jedoch bei fast jedem Ballkontakt aus. Klar, der Boden war tief, das Terrain rutschig. Aber dennoch war es ungewohnt, wie ungeschickt er sich auf dem Feld bewegte. Helmut Benthaus rief von der Trainerbank, was denn los sei, und auch wir Spieler fragten uns, weshalb Karli stets im Matsch landete. Schliesslich haben wir wegen der schwierigen Bedingungen extra die längsten Stollen an die Fussballschuhe montieren müssen. Dann, etwa zehn Minuten nach Anpfiff, war des Rätsels Lösung auf dem Tisch: Karli bemerkte, dass er an einem Schuh vergessen hatte, seine Stollen zu montieren. Was haben wir auf dem Feld gelacht – und auch Jahre später musste er diese Story immer wieder hören. Immerhin: Das Spiel haben wir, nachdem er sein Schuhwerk ausgewechselt hatte, noch gewonnen. Noch heute ist es für mich kaum nachvollziehbar, wie Karli dieses Malheur passieren konnte. Denn: Die Garderobe im Stadion St-Léonard befand sich im Bauch der Tribüne und um auf den Rasen zu gelangen, musste man eine steile Treppe hinuntergehen. Weil wir mit den längsten Stollen aufliefen, verkam dieser Abstieg zu einem heiklen Unterfangen. Es fühlte sich an, als ob man auf Schlittschuhen gehen würde. Um unten heil anzukommen, musste man sich also am Geländer festhalten, etwas anderes blieb einem gar nicht übrig. Karli merkte jedoch selbst auf dieser Treppe nicht, dass mit seinen Schuhen etwas nicht in Ordnung war. Dass ihm, als Star der Mannschaft, so etwas passiert ist, dafür habe ich eine simple Erklärung: Er war stets derart auf die bevorstehenden 90 Minuten fokussiert, dass das ganze Drumherum zur Nebensache verkam.

Dies war einer von vielen Lachern, die ich mit Karli auf und neben dem Fussball erlebte. Eine Anekdote muss ich doch noch loswerden, die heute unvorstellbar wäre: Während der Fasnacht kam Karli zusammen mit Marcel Kunz kostümiert ins Training, direkt vom Cortège. Sagen wir es so: Sie hatten einen lustigen Nachmittag hinter sich. Aber dennoch erschienen sie im Training. Doch wenn ich mich recht erinnere, hat Benthaus die beiden spontan von dieser Übungseinheit dispensiert.»

Aufzeichnung dw

Peter Ramseier (68) feierte als Spieler mit dem FC Basel sechs Meistertitel.

Murat Yakin

«Auf ein baldiges Kalbskotelett»

«An meine erste Begegnung mit Karli kann ich mich noch gut erinnern. Die FCB-Ikone war damals Spieler­trainer des FC Birsfelden, als ich ihm an einem Junioren-Turnier über den Weg lief. Ich war wohl im Erstklässler-Alter und war schwer beeindruckt, als mir diese grosse Figur gegenüberstand. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es gibt sogar ein Foto davon.

Als ich selbst Profi war, gab es eine Zeit, da ich Karli regelmässig zum Essen traf. Meist besuchten wir in Zürich das Restaurant Sonnenberg, wo wir bei Jacky Donatz das berühmte Kalbs­kotelett bestellten. Ich habe es stets genossen, mit älteren, ehemaligen Fussballern zu sprechen. Die haben viel zu erzählen. Nun, da ich zurück in Basel bin, haben Karli und ich abgemacht, dass wir nach seinem 70. wieder einmal essen gehen. Vielleicht wird das sogar wieder zur Gewohnheit. Jedenfalls freue ich mich auf ein baldiges Kalbskotelett.» Aufzeichnung olg

Murat Yakin (38) wurde mit GC zweimal und als Captain des FC Basel dreimal Schweizer Meister. Seit zwei Monaten ist er zurück am Rhein – und zwar als FCB-Trainer.

Zurück