Presseschau

Der Bund vom 04.01.2013

Der Mann, den YB nicht kontrollieren konnte, geht nach Basel

Der Argentinier Raúl Bobadilla wechselt mit einem Vertrag von viereinhalb Jahren von YB zu Basel.

Peter Herzog

Am Donnerstagnachmittag ist er von Buenos Aires eingeflogen, danach löste er seinen Arbeitsvertrag bei YB, der noch bis im Sommer 2014 gültig war, auf. Am Abend präsentierte er sich im Beisein von FCB-Präsident Bernhard Heusler und Trainer Murat Yakin im schwarzen T-Shirt im Presseraum des St.-Jakob-Parks den Medien: Raúl Bobadilla spielt fortan in Rot-Blau, der 25-jährige Stürmer unterschrieb einen Vertrag über viereinhalb Jahre bis am 30. Juni 2017.

Und Bobadilla äusserte sich bei seinem Arbeitsantritt mit den fast gleichen Worten, deren er sich bereits vor einem Jahr bei der Vorstellung von YB im Stade de Suisse bedient hatte. Es gefalle ihm, wenn ein Club um ihn kämpfe, wie das der FCB gezeigt habe, radebrechte er in Deutsch. Vor einem Jahr hatte er YB mit «Señor Gross» für das Engagement gelobt, gestern den FC Basel mit dem «Señor Presidente», wie er Heusler ansprach.

Unklare Finanzfragen

Über die Ablösesumme wurde zwischen den beiden Clubs wie üblich Stillschweigen vereinbart. Insgesamt kostet das Engagement den FCB mit der Transfersumme an YB, dem Bonus an Borussia Mönchengladbach - sein einstiger Verein hatte sich bei einem Weiterverkauf von YB eine Beteiligung gesichert - sowie dem Handgeld an Bobadilla und seine Berater rund 5 Millionen Franken. Ob YB bei einem Weiterverkauf von Bobadilla an der Transfersumme nochmals beteiligt wäre, wollte Heusler nicht kommentieren, und auch YB machte keine Angaben.

Für Murat Yakin ist Bobadilla ein Wunschtransfer, für den FCB-Trainer bedeutet dieses Engagement einen «grossartigen Start ins neue Jahr, es ist eine sehr tolle Geschichte». Dass Bobadilla in dem Jahr bei YB insgesamt zweimal vom Platz gestellt - und dafür zusammen mit 13 Spielsperren belegt - wurde, macht Yakin keine Sorgen. «Ich weiss, wie Raúl funktioniert.» Bobadilla brauche sein Temperament und seine Emotionen für sein Spiel, «das macht aus ihm einen aussergewöhnlichen Stürmer», so Yakin. «Aber klar, er muss auch Disziplin zeigen.» Vor sechs Jahren spielte Bobadilla bereits unter Yakin, als beide bei Concordia Basel unter Vertrag waren.Bei YB aber brachte man den Ausnahmestürmer trotz seinen starken Vorstellungen in der Europa League nie richtig unter Kontrolle. Nach der Entlassung seines Mentors Christian Gross im vergangenen April war Bobadilla sichtlich aufgebracht und provozierte danach unter dem Interimsduo Erminio Piserchia/Thomas Häberli während einer Woche im Training eine Art «Bummelstreik». Gestern wollte sich Bobadilla nicht mehr zu den Young Boys äussern. Er sei froh, wieder in Basel zu sein. Er kenne die Stadt bereits, und der FCB sei ein grosser Verein. Bei Concordia erzielte er vor sechs Jahren als 19-Jähriger 18 Tore in 28 Spielen, ehe er von GC weggelotst wurde.

Noch vier weitere Spielsperren

Nach dem Engagement von Mittelfeldspieler Geoffroy Serey Die von Sion setzte der FCB mit der Verpflichtung von Bobadilla ein weiteres deutliches Zeichen. Das Double ist das Saisonziel; es wäre der vierte Meistertitel in Serie, etwas, was im Schweizer Fussball erst YB (1957 bis 1960) gelungen ist. Die Tatsache, dass Bobadilla unbedingt zum FC Basel wollte, habe die Ausgangslage für diesen Transfer entscheidend erleichtert, bemerkte Heusler. «Wir haben mit Bobadilla einen Spieler geholt, der noch nie Meister geworden ist. Solche Leute brauchen wir in einer Mannschaft, die zuletzt dreimal den Titel holte.»

Für den Platzverweis am 25. November in Lausanne ist Bobadilla mit insgesamt sieben Spielsperren belegt worden, wie die Disziplinarkommission gestern bekannt gab. Drei Sperren hat er mit YB bereits abgesessen, während vier Wettbewerbsspielen (Meisterschaft und Cup) muss er nun auch noch beim FCB zuschauen. Bobadilla liess verlauten, er wolle gegen das Verdikt Rekurs einlegen, Jurist Heusler will zuerst die Akten des Falles einsehen.

Für Yakin ist klar, dass Marco Streller auch mit dem Zuzug von Bobadilla im FCB-Angriff gesetzt bleibt. «Wenn Streller fit, ist spielt er, und wenn Bobadilla nicht mehr gesperrt ist, spielt er auch.» Ob da für Alex Frei noch genug Spielminuten bei seiner Abschiedstournee bleiben werden?

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