Aargauer Zeitung vom 04.03.2013
Super League · Dragovic schiesst Basel zum 2:1-Sieg in Genf, sorgt dann aber für einen Eklat
Markus Brütsch, Genf
Bisweilen glaubt man ja, im Fussball eigentlich alles gesehen zu haben. Doch dann schreibt dieser wieder so eine kleine Geschichte, die einen bloss noch staunen lässt. Wie gestern in Genf.
«Es ging um eine alte Wette mit unserem Assistenztrainer», startete am Ende des Nachmittags Hauptdarsteller Aleksandar Dragovic den Versuch, sein Handeln zu erklären. Es sei mit Markus Hoffmann abgemacht gewesen, dass dieser im Stadion eine Runde laufen müsse, wenn er, Dragovic, wieder mal ein Kopfballtor mache, sagte der Innenverteidiger. Weshalb er dann aber die Freude über den Wetterfolg gegen seinen österreichischen Landsmann mit einer Geste, die gemeinhin mit «Fuck you» interpretiert wird, zum Ausdruck brachte, konnte Dragovic nicht sagen. «Ich habe sie aber ganz allein für Hoffmann gemacht», sagte der 22-Jährige. «Ich entschuldige mich bei allen Fans von Servette, welche die Geste auf sich bezogen haben.»
Nach dem Spiel war Dragovic sofort in die Kabine des Schiedsrichters gegangen, um diesem den Sachverhalt zu erklären. «Ich kann dem Schiedsrichter keinen Vorwurf machen, er ist ja auch nur ein Mensch», sagte der Spieler danach mit einer erstaunlichen Grosszügigkeit und Milde. Die so gar nicht zum Bild passen wollte, das er abgegeben hatte, nachdem ihn Sascha Imhof nach Intervention des Assistenten an der Linie mit der gelbroten Karte – Dragovic war bereits verwarnt gewesen – vom Platz gestellt hatte. Nur mit grösster Mühe war der Basler zu beruhigen und zum Verlassen des Feldes zu bewegen gewesen.
Damit hatte sich Dragovic, der in seiner Zeit beim FCB ja schon das eine oder andere Mal verhaltensauffällig – Stichwort Bundesrat Ueli Maurer – geworden war, im Stade de Genève gleich selbst vom Sockel gestossen. Während einer Stunde war er der überragende Mann gewesen, hatte die Basler im Anschluss an einen Freistoss von Alex Frei nach einer perfekten Vorarbeit von Valentin Stocker 1:0 in Führung gebracht (29.) und dann nach 63 Minuten eine Cornerflanke von Alex Frei aus kurzer Distanz zum 2:1 ins Tor geköpfelt. Aber auch defensiv war er der mit Abstand solideste Akteur eines Teams gewesen, das gewiss nicht seinen besten Tag erwischt hatte.
Aber immerhin noch gut genug war, um den FC Servette im 21.Spiel zum 20.Mal zu bezwingen, die Ungeschlagenheit in sämtlichen Pflichtspielen seit dem 25.November 2012 zu wahren und – dem 0:0 von GC bei Lausanne sei Dank –- bis auf zwei Punkte zum Leader aufzuschliessen.
Den Baslern mit einigen Spielern an Bord, die nicht an ihre Normalform herankamen, waren in Genf zwar nicht als unverdiente, aber auch nicht als zwingende Sieger vom Platz gegangen. Sie hatten den Genfern kurz vor der Pause mit zu passivem Verhalten den 1:1-Ausgleich ermöglicht, den Goran Karanovic nach einer Flanke von Issago Diallo erzielt hatte. Und dem Tabellenletzten damit Mut gemacht für eine zweite Halbzeit, in der die Servettien trotz des harten Platzverweises gegen Omar Kossoko (61.) zeigten, dass sie im Abstiegskampf noch lange nicht abzuschreiben sind.
Am Schluss aber lagen die drei Punkte auf dem Konto des Meisters, der am Donnerstag bereits das nächste schwere Spiel vor der Brust hat, wenn im Achtelfinal der Europa League Zenit St.Petersburg zum Hinspiel im St. Jakob-Park erscheint.