Neue Luzerner Zeitung vom 19.03.2013
Fussball · Der FC Luzern holt Alex Frei (33) als neuen Sportdirektor. Die Meldung überrascht, sie kam via Deutschland. Frei weckt beim FCL hohe Erwartungen.
daniel wyrsch
daniel.wyrsch@luzernerzeitung.ch
Natürlich hätte der FC Luzern diese Meldung gerne noch ein, zwei Tage unter Verschluss gehalten. Den Verantwortlichen um Präsident Mike Hauser und Ehrenpräsident sowie Holding-Chef Walter Stierli war es gelungen, dass die Verpflichtung von Alex Frei drei Tage lang nicht an die Öffentlichkeit drang. Zuletzt eine Seltenheit beim FCL. Via das deutsche Sportmagazin «Kicker» fand die Nachricht dann den Weg in die Schweizer Medien.
Wenige Stunden zuvor, am frühen Sonntagabend, traf sich Alex Frei mit Bernhard Heusler. Er sprach mit dem Präsidenten des FC Basel nur ganz kurz über den verschossenen Penalty und den 1:0-Sieg gegen Thun. Dann teilte Frei dem völlig verdutzten Heusler mit, dass er in Luzern als Sportdirektor unterschrieben habe. Der Basler Boss musste zweimal schlucken, er fragte den bestbezahlten FCB-Profi, wie er sich denn den sofortigen Wechsel vorstelle, schliesslich spielt der Schweizer Meister noch in drei Wettbewerben (Liga, Cup und Viertelfinal der Europa League) mit und ist auf jeden Stürmer im Kader angewiesen. Doch Frei, der sich offenbar seit der Ernennung von Murat Yakin zum Cheftrainer nicht mehr besonders wohl fühlt am Rheinknie, möchte sofort nach Luzern wechseln. Der FCB und Frei trafen sich gestern Abend zu Verhandlungen. Auch die Basler können sich kaum vorstellen, dass der künftige Sportchef eines Liga-Konkurrenten weiterhin in ihrer Mannschaftskabine sitzt. Ausserdem müsste Frei am Ostermontag in der Swissporarena gegen seinen künftigen Arbeitgeber antreten.
Frei einstimmig gewählt
Zur Ernennung von Frei war es am letzten Donnerstag gekommen. Die Findungskommission mit FCL-Präsident Mike Hauser, CEO Thomas Schönberger, Marco Castellaneta und Investor Marco Sieber war mit den restlichen Investoren Walter Stierli, Bernhard Alpstaeg, Samih Sawiris, Hans Schmid, Ruedi Gillmann und Fredy Flükiger zusammengekommen. In die finale Ausscheidung hatten es neben Frei noch Wils Sportchef und Trainer Axel Thoma (48) sowie Uwe Scherr (46), der Sportdirektor von Alemannia Aachen, geschafft. Übrigens: Scherr hätte seinen Trainer René van Eck an dessen alte Wirkungsstätte mit nach Luzern genommen. Der ursprüngliche Kronfavorit Ilja Kaenzig (39) hatte es nicht unter die letzten drei geschafft. Schliesslich machte Frei klar das Rennen. Am Samstag wurde der Vertrag unterzeichnet – bewusst wurde in Kauf genommen, dass er vielleicht erst im Sommer anfangen könnte. Er wurde einstimmig zum Sportdirektor gewählt und folgt damit Rekordnationalspieler Heinz Hermann (54).
Der Fussballer vor dem Manager
Hermann wurde am 6. Februar freigestellt, weil er nicht die geforderte Ausbildung und Managerfähigkeit besass. Mit Frei kommt nun ein mehr als 20 Jahre jüngerer Mann, der neben seiner grossen Erfahrung als Profifussballer lediglich eine abgeschlossene kaufmännische Lehre vorweisen kann. Die Gewichtung beim Anforderungsprofil habe sich verändert, ist seitens des FCL durchgedrungen. Ein Sportdirektor müsse wissen, wie die Spieler und der Trainer ticken würden, und auf Augenhöhe mit ihnen reden, die Jungen fördern und sie in die erste Mannschaft einbauen können. Die nötigen Managementfähigkeiten habe man im Haus – CEO Thomas Schönberger hatte bereits Walter Stierli bei dessen Transfertätigkeiten unterstützt. Ausserdem wolle sich Frei weiterbilden.
Beim FC Luzern glaubt man, mit dem früheren Stürmer von Rennes und Borussia Dortmund einen neuen Andres Gerber oder Michael Zorc gefunden zu haben. Diesen gelang der direkte Wechsel vom Fussballplatz auf den Stuhl des sportlichen Leiters in Thun beziehungsweise Dortmund.
Frei kehrt nun also an seine alte Wirkungsstätte zurück, wo er zwischen 1999 und 2000 seine Spielerkarriere in der höchsten Liga lanciert hatte. In 53 Spielen schoss der aufkommende Goalgetter 17 Tore. Einige aus der heutigen Führung waren schon damals im Verein. In der Winterpause wollten sie ihn schon für die Rückrunde verpflichten, als immer klarer wurde, dass er in Basel unter Yakin eine weniger wichtige Rolle spielen würde. Überhaupt ist die Verbindung nach Luzern nie abgebrochen. Stefan Bucher, der frühere Medienchef des FCL, war vor zwei Jahren gar als geladener Gast bei der Hochzeitsfeier von Frei und dessen Partnerin in Basel. Seit etwas mehr als einem halben Jahr ist der Fussballer Vater einer kleinen Tochter.
Frei wählt den anderen Weg
Immer wieder betonte Frei, dass er weiterhin im Fussball beschäftigt sein wolle. Aber in den ersten Jahren nach der Spielerkarriere bevorzuge er es, im Hintergrund zu sein und mehr Zeit für seine Familie zu haben. Er stellte sich vor, zuerst als Juniorentrainer zu arbeiten und alles von Grund auf als Trainer zu lernen. Beim FCB hatte man ihm eine Stelle angeboten. Frei hat nun einen anderen Weg gewählt. Einen unruhigeren, aber auch spannenderen. In der Innerschweiz hat der Fussball und der FCL eine grosse Bedeutung. Der Grat zwischen Euphorie und Tristesse ist schmal. Frei ist sehr ehrgeizig, er besitzt Leidenschaft. Die benötigt er, um sich auch gegen interne Behäbigkeit durchzusetzen.