Presseschau

Neue Luzerner Zeitung vom 04.04.2013

Der Zug-94-Vordenker geht

Fussball · Martin Blaser erhält beim FC Basel einen Direktorenposten. Sein Engagement bei Zug 94 muss er zurückfahren. Was passiert nun mit dem anvisierten Höhenflug?
Marco Morosoli

marco.morosoli@zugerzeitung.ch

Zug 94 ist in diesem Jahr noch nicht richtig in die Gänge gekommen. In zwei Meisterschaftsspielen in der 1. Liga Classic gab es nur einen Punkt. Damit haben die Zentralschweizer die Leaderposition an den Lokalrivalen SC Cham verloren. Auch im Cupwettbewerb 2013/2014 sind die Zuger schon nicht mehr dabei. Und nun verlieren sie auch noch Vordenker Martin Blaser. Er wird beim Super-League-Club FC Basel Direktor Marketing, Verkauf & Business Development. Derzeit ist der Fussballvermarkter Verwaltungsratsdelegierter der Zug 94 Sports & Entertainment AG (ZSE), welche für den Spielbetrieb von Zug 94 verantwortlich zeichnet. Zudem ist Blaser Vizepräsident von Zug 94.

«Es ist sichergestellt, dass ich das Projekt Apollo, welches ich im November 2009 initiierte, auch über den 1. Juni 2013 hinaus begleiten kann», versichert Blaser. Das Projekt Apollo hat zum Ziel, Zug 94 bis ins Jahr 2017 in die zweitoberste Spielklasse zu bringen (siehe Box). Derzeit spielen die Zuger zwei Spielklassen tiefer. Allerdings wird Blaser den anvisierten sportlichen Aufstieg von Zug 94 nur noch als Berater der ZSE begleiten. Aus dem Verwaltungsrat der Firma wird er hingegen nach eigener Aussage ausscheiden. Ob er Vizepräsident des Vereins Zug 94 bleiben kann und darf, entscheidet der umtriebige Vermarkter bis zur Generalversammlung im September.

Engagement reduzieren

Für Blaser ist aber nach seinem Basler Engagement eines sicher: «Es versteht sich von selbst, dass ich nicht mehr im gleichen zeitlichen Umfang wie derzeit für Zug 94 arbeiten kann.» Im Gespräch hat Blaser schon wiederholt darauf hingewiesen, dass «ich drei bis vier Stunden pro Tag für Zug 94 aufwende». Sein Engagement für den Zuger Fussballclub bezeichnete Blaser schon wiederholt «als Hobby».

Sorgen um Zug 94 macht sich aber Blaser nicht: «Wir waren ein Team. Jetzt müssen die Aufgaben intern anders verteilt werden.» Zu diesem Kernteam gehören unter anderem Beat Knoblauch (Vereinspräsident), Stephan Anliker, Bruno Benaglio, Martin Andermatt und Hakan Yakin. Die vier Letztgenannten gehören zum Verwaltungsrat der ZSE AG.

Unabhängig davon macht sich Blaser natürlich weiterhin Gedanken, ob die Vision «Challenge League» Realität werden kann. Die ZSE-Verantwortlichen hätten das Projekt im vergangenen Oktober dem Stadtrat vorgestellt. Für Blaser ist dabei eine Frage zentral: Ist die Stadt Zug bereit, das Grundstück des heutigen Fussballstadions Herti-Allmend der ZSE AG im Baurecht abzutreten. Ohne diese Zusicherung, so sagt Blaser mit Nachdruck, sehe er das Projekt Apollo in Gefahr. Erst wenn diese Hürde übersprungen sei, könne die nächste Raketenstufe gezündet werden. «Wir haben unsere Arbeit gemacht. Die Machbarkeitsstudie liegt vor. Jetzt liegt es an anderen, ihren Beitrag zu leisten.» Martin Blaser sagt dabei frei heraus: «Ohne die notwendige Infrastruktur wird es schwer werden, einen Geldgeber für das Projekt zu finden.» Und er spielt dabei den Ball dem Zuger Stadtrat zu, den Entscheid bezüglich Baurecht schnellstmöglich zu treffen.

Dialog mit der Stadt geht weiter

Der Zuger Stadtrat Karl Kobelt bestätigt, dass die beiden Parteien seit längerem miteinander im Dialog stünden. «Wir können uns vorstellen, das Stadion im Baurecht abzugeben. Dies muss an Bedingungen geknüpft werden», sagt der Stadtzuger Finanzchef. Dieser Katalog werde derzeit erarbeitet und wird in den nächsten Wochen vorliegen. Konkreter wird er bezüglich der Machbarkeit einer Erneuerung und Erweiterung des Zuger Fussballstadions. Dies wäre eine unabdingbare Voraussetzung, um die Vorgaben des Fussballverbandes für die Challenge League zu erfüllen. «Der Stadtrat steht dem Projekt zurzeit eher skeptisch gegenüber. Ein Grund dafür: Das Projekt müsste quartierverträglich ausgestaltet werden.» Und Kobelt sagt auch noch: «Wir wissen noch nicht, ob das Projekt realisiert werden kann.»

Jedoch haben die beiden Parteien für Mitte April einen weiteren Besprechungstermin vereinbart. Klar ist für Blaser, dass ein Entscheid in der Sache bis spätestens Mitte Oktober 2013 fallen muss, um den anvisierten Zeitplan erfüllen zu können.

Sind die Klippen zu hoch, könnte das Projekt Apollo dereinst scheitern. Noch bleibt aber – ein wenig – Zeit.

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