Blick am Abend vom 13.08.2013
philipp.schraemmli@ringier.ch
KLISCHEES
Als Indikatoren genügen der Zeitung bereits das Aussehen, der Blick und die Körperpflege des FCB- und Nati-Torhüters.
Da staunten nicht nur nur die FCB-Fans.: Der «Tages-Anzeiger» schrieb in seiner gestrigen Online-Ausgabe, dass Yann Sommer schwul wirkt: «In der Nivea-Werbung sieht er aus wie das Pin-up eines Männermagazins». (Die Autorin meint wohl ein Schwulen-Heftchen. In einem «Männermagazin» werden ja eher barbusige Damen abgelichtet ...)
Die Zeitung stützt sich bei ihrer These einzig auf Äusserlichkeiten: Seidenglatte Brust, rasierte Achseln, verträumter Blick. Das entspreche der Ästhetik der Homosexuellen.
Dies sei nun «überhaupt nicht schlimm», aber doch kurios, weil der Fussball als «schwulenfreie Zone» gelte. Es sei paradox, dass gerade in jener Sportart «zunehmend eine homosexuelle Optik favorisiert» werde.
Rolf Techsel von der Schwulenorganisation «Pink Cross» hält wenig von dem «vor Klischees triefenden» Artikel: Nur weil man sich pflege und schöne Bilder machen lasse, strebe man noch keiner Homo-Kultur nach. «Solche Ansichten sind von vorgestern.» Das Gerede von schwuler Ästhetik sei heute mehr denn je sinnentleert. «Dass sich Männer pflegen und gut aussehen wollen ist inzwischen völlig Mainstream.»
Im Artikel erwähnt der «Tagi» auch Wladimir Putin, den russischen Präsidenten, der sich mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd fotografieren liess. Das Urteil der Zeitung: eindeutig schwul! Dies soll beweisen, dass die Homo-Ästhetik bei vielen Macho-Kulturen Einzug halten habe. «Alleine der Vergleich von Sommer und Putin ist an den Haaren herbeigezogen.»