Tages-Anzeiger vom 12.10.2013
Ein 29-Jähriger bezahlt der Stadt nach einem Vergleich Schadenersatz von 38 000 Franken. Er fürchtete wohl noch höhere Gerichtskosten.
Von Stefan Hohler
Zürich - Der Sportartikelverkäufer aus dem Kanton Baselland war an den Ausschreitungen vom 11. März 2011 im Letzigrundstadion beteiligt. Auf Videoaufnahmen sah man, wie der Hooligan mit einer Fahnenstange auf die Sicherheitsleute einschlug. Er war Mitglied der Fanvereinigung Inferno Basel und amtete als sogenannter Vorsänger oder Capo. Das Obergericht verurteilte den geständigen Mann im März 2013 wegen Landfriedensbruchs zu einer bedingten Geldstrafe von 210 Tagessätzen à 60 Franken und einer Busse von 500 Franken. Auf das Schadenersatzbegehren der Stadt Zürich in Höhe von fast 38 000 Franken trat das Gericht nicht ein, sondern verwies auf den Zivilprozess.
Doch bevor es zum Prozess kam, trafen sich im Juni die beiden Parteien vor dem Friedensrichter, wo sie sich auf einen Vergleich einigten: Der FCB-Fan zahlte der Stadt 37 822 Franken. Woher der Sportartikelverkäufer den Betrag hat, ist nicht bekannt. Er war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ein Insider vermutet, dass Fans halfen. Viele Fanvereinigungen haben «Kriegskassen», um ihre Mitglieder bei Rechtsstreitigkeiten zu unterstützen. Etwa um sich gegen Rayonverbote zu wehren.
Ein weiterer Grund sind die Gerichtskosten. Diese wären bei einem Entscheid zugunsten der Stadt auf den Verlierer abgewälzt worden. Da der junge Mann wegen Landfriedensbruchs verurteilt war, standen seine Chancen schlecht. In der Regel kommt man bei einem aussergerichtlichen Vergleich besser weg. «Die Stadt sass am längeren Hebel», sagt ein Gerichtskenner. Deshalb, so vermutet er, habe der 29-Jährige bezahlt, ohne dass ihm eine konkrete Sachbeschädigung nachgewiesen werden konnte. Der Schaden belief sich auf insgesamt rund 60 000 Franken. Die Stadt hat sich noch mit einer weiteren, nicht genannten Partei einigen können. Laut Marc Caprez, dem Sprecher des Schul- und Sportdepartements, hat sie ihr Ziel erreicht: «Wir haben deutlich gemacht, dass man in Zürich nicht einfach Schaden anrichten kann, ohne dafür zu zahlen.»