Presseschau

Schweiz am Sonntag vom 20.10.2013

In einer anderen Gewichtsklasse

Dominant, willensstark, variabel und spielfreudig: Der FC Basel bezwingt den FC St. Gallen mit 3:0

François Schmid-Bechtel

Der FC Basel serviert Cham pagner-Fussball. Der aufstre bende FC St. Gallen bleibt im St. Jakob-Park absolut chancenlos.

Acht Meisterschaftsspiele hat der FC St. Gallen nicht mehr verloren. Und selbst in der Europa League machen die Ostschweizer «bella figura». Aber gestern sah es so aus, als würde sich die Kunstturn-Legende Sepp Zellweger mit Schwingerkönig Mathias Sempach im Sägemehl duellieren. Jeder Spieler des FC St. Gallen war seinem direkten Gegenspieler heillos unterlegen. Für das Team von Jeff Saibene, das im bisherigen Saisonverlauf einen derart gefestigten Eindruck hinterlassen hatte, war es eine Begegnung der unheimlichen Art. «Wir haben gegen einen hervor ragenden FC Basel verloren», resümierte Saibene. «Laufbereitschaft, Zweikampfstärke – wir haben alles vermissen lassen, was uns zuletzt ausgezeichnet hat. Wir müssen uns bewusst sein, weshalb wir so gut waren. Wenn wir nur zehn Prozent nachlassen, erleben wir das blaue Wunder.»

Überragend war der FC Basel über weite Strecken des Spiels. Gross war seine Lust, das Publikum mit hochklassigem Fussball zu unterhalten. Wobei Matias Delgado, dieser technisch perfekte Spielbeschleuniger, eine Hauptrolle übernahm. Dem Argentinier in dieser Form zuzuschauen ist vergleichbar mit dem erstmaligen Ritt auf einer Harley-Davidson: wahnsinnig auf regend. Weltklasse, wie er sich absolut stressfrei aus der ärgsten Bedrängnis befreit. Oder wie er den nächsten, ja sogar den übernächsten und überübernächsten Pass antizipiert, bevor er überhaupt im Ballbesitz ist. Mit Blick auf die WM ist es einfach nur bedauerlich, dass Delgado Argentinier ist.

Anderen FCB-Spielern scheint die WM in Brasilien zusätzlichen Schub zu ver leihen. Valentin Stocker, Stammspieler in der Nationalmannschaft, initiierte nicht nur das 1:0 durch Fabian Frei und das 3:0 durch Taulant Xhaka, sondern bescherte seinem überforderten Gegenspieler Ivan Martic einen Abend der totalen Ver wirrung. Fabian Frei, der schon länger bei Ottmar Hitzfeld kein Thema mehr war, spielte in einer offensiveren Rolle als sonst eine überragende Partie. Wohl zusätzlich motiviert durch die Verlängerung seines Vertrages. Frei hat am Donnerstag bis 2017 verlängert. Der Pass kam von Kay Voser. Auch er hat eben erst verlängert – bis 2016. Und auch Voser deutete an, dass er für Brasilien zum Thema werden könnte, wenn er seinen Steigerungslauf fortsetzt. «Nach der Nati-Pause ist es nicht immer einfach, wieder in die Gänge zu kommen. Aber es war von A bis Z ein toller Auftritt», sagte Trainer Murat Yakin.

Natürlich profitierte Basel von Fehlern der St. Galler. Wie beim 2:0, als Frei einen Fehlpass von Martic erlief und Streller bediente. Aber der FCB hat diese Fehler mit einer willensstarken und aufsässigen Attitüde auch provoziert.

Yakin konnte es sich sogar leisten, im Hinblick auf das Champions-League-Spiel vom nächsten Dienstag in Bukarest seine Leistungsträger Stocker und Frei frühzeitig vom Feld zu nehmen, um ihre Kräfte zu schonen. Ausserdem verzichtete er auf den chilenischen Mittelfeldspieler Marcelo Diaz, der erst am Freitag vom Spiel gegen Ecuador zurückgekehrt ist. «Wenn wir in Bukarest so auftreten wie gegen St. Gallen, kehren wir mit drei Punkten zurück», sagte Fabian Frei.

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