Basler Zeitung vom 01.02.2014
Die Hierarchie des FCB-Spielerkaders im Februar 2014
Von Oliver Gut
Basel. Ein Jahr ist es her, dass die BaZ erstmals die Teamhierarchie des FC Basel durchleuchtete. Anlass waren die ersten Monate unter dem damals noch neuen Trainer Murat Yakin, dessen Wirken einiges veränderte. Ein Jahr danach wird unterstrichen, dass eine Fussballmannschaft nicht nur personell, sondern auch in Sachen Einfluss der Spieler auf und neben dem Platz ein dynamisches Gebilde ist. So sind nicht nur langjährige Alphatiere wie Alex Frei und Gilles Yapi verschwunden, sondern ist mit Raul Bobadilla auch ein hoch gehandelter Neuling am Ponyhof vorbei ins Abseits und weg nach Augsburg gerast. Andere Spieler sind auf- oder abgestiegen: Fabian Frei und Fabian Schär haben ihre Position in der internen Hackordnung, die ein Gemisch aus sportlichem Wert und charakterlichen Kriterien ist, klar verbessert. Auf der anderen Seite der Skala stehen die Degen-Zwillinge, deren Stellenwert für die Mannschaft darunter gelitten hat, dass sie bei Yakin in der Hinrunde nur noch eine Nebenrolle spielten. Wer hat in der Kabine viel zu sagen? Wer ist gereift? Wer ist auf dem Feld von Bedeutung, nimmt aber daneben kaum Einfluss? Die Pyramide der rotblauen Macht im Februar 2014:
Marco Streller
Da ist auch das Sportliche. Mit acht Toren und vier Assists ist er noch immer der beste Skorer der Liga. Seinem Wert für den FCB wird dies alleine jedoch bei Weitem nicht gerecht: Kein anderer Spieler identifiziert sich so mit dem Club wie der 32-jährige Captain, kein anderer verfügt auf und neben dem Feld über ähnliche Leaderqualitäten. Für sein Team opfert er sich auf. Da wird er zuweilen auch einmal gesperrt («Seid ihr noch ganz dicht?»). Oder wird er ungehalten, wenn der Trainer wie in Bukarest behauptet, Streller habe seine Auswechslung gewünscht, obwohl er auf die Zähne beissen wollte. Die Karriere biegt auf die Zielgerade ein – den Status der Clublegende hat er bereits auf sicher.
Valentin Stocker
Der Nationalspieler ist zwar erst 24, aber auch derjenige Spieler, der am längsten ohne Unterbruch das rotblaue Trikot trägt. Ist nach dem Abgang von Alex Frei auf die zweithöchste Stufe der Teamhierarchie geklettert. Und dies, obwohl inzwischen jedem klar ist, dass er eigentlich gerne einmal im Ausland spielen würde. Ist mit Captain Streller befreundet und kann intern weit klarer seine Meinung sagen, als er dies gegen aussen tut.
Fabian Frei
Ein Frühling auf veränderter Position reichte, um ihn auf dem Platz vom Quasi-Stammspieler zum Leader und Meisterschaftsschützen werden zu lassen. Gilt auf und neben dem Platz (IQ-Testsieger) als Gehirn des Teams. Der kommunikative, integrative Typ bildet mit Streller, Stocker und Schär die Jassgruppe und sitzt im Spielerrat.
Yann Sommer
Der vierte Mann im Spielerrat besticht auf dem Platz durch seine Leistungen als Torhüter und gewinnt daneben zunehmend an Profil: Fand im vergangenen Kalenderjahr immer wieder deutliche Worte, wenn es nicht lief – und ist intern sehr beliebt, da er sich aufgrund seines Naturells und seiner Vielsprachigkeit mit allen versteht.
Behrang Safari
Der Linksverteidiger ist im erweiterten Spielerrat und ist als Spassvogel beliebt – vor allem auch bei Streller. Scheint zudem bei Yakin gesetzt zu sein, obwohl er in der Hinrunde seine Form suchte.
Fabian Schär
Trotz Rekonvaleszenz bis März gilt für den Nationalspieler: Inzwischen ist er die klare Nummer 1 in der Abwehr. Wer Mitglied der Jassrunde und Kumpel von Fabian Frei ist, hat einen gewissen Einfluss.
Geoffroy Serey Die
Nicht jeder Mitspieler ist ein Fan des Ivorers – doch jeder hat ordentlich Respekt vor ihm. Denn er ist als Mensch wie als Mittelfeld-Fighter: Erachtet er es als nötig, nimmt er es mit jedem auf.
Kay Voser
Klugheit schadet nicht, wenn es um den Platz in der Hierarchie geht. Wenn man sich dann noch vom Tribünengast zum Fixstarter mausert, dann wird man wichtig.
Matias Delgado
Mit seiner FCB-Vergangenheit fand der Rückkehrer Platz im erweiterten Spielerrat. Kann den Einfluss ausbauen, wenn er im Frühjahr als Regisseur an Bedeutung gewinnt.
Taulant Xhaka
Spielt fast immer – und gibt dabei garantiert alles. Hat sich damit viel Respekt verschafft. Weil er zudem auch als gereift wahrgenommen wird, ist er im Team sehr beliebt.
David Degen Philipp Degen
Es ist nicht möglich, dass die Zwillinge ohne Einfluss sind, wenn sie in ein und demselben Club spielen – auch dann nicht, wenn sie nicht spielen, was zuletzt fast immer der Fall war. Aber natürlich sind die Lampenberger durch ihr tiefes Standing bei Yakin auch in der Teamhierarchie gesunken.
Marcelo Diaz
Dass er in Yakins Systemen wertvoll sein kann, hat er bewiesen. Richtig gesetzt war er aber nicht. Umgänglicher, selbstkritischer Typ.
Marek Suchy
Wird von Anfang an einen gewissen Stellenwert haben, da damit zu rechnen ist, dass er in diesem Frühling in der Abwehrzentrale gesetzt ist.
Giovanni Sio
Hat ein paar wichtige Tore erzielt und erhält seine Einsatzzeit. Ein Individualist, der sich in der Kabine eher zurückhält als exponiert.
Mirko Salvi
Gaston Sauro
Naser Aliji
Stephan Andrist
Germano Vailati
Arlind Ajeti
Mohamed Elneny
Ivan Ivanov