Aargauer Zeitung vom 06.02.2014
Fussball · Der entschlossen auftretende FCB fertigt den klar unterlegenen FC Le Mont mit 6:1 ab
markus brütsch
Mit zwei 4:1-Siegen hatte der FC Le Mont den FC Wil und die Young Boys aus dem Cup geworfen. Und danach die Chance gewittert, auch dem grossen FC Basel einen Streich zu spielen. Gestern aber musste er zur Kenntnis nehmen, dass dieser nun doch eine Nummer zu gross war und sich sogar glücklich schätzen, nicht höher als 1:6 verloren zu haben. Der Platzabtausch hatte dem FCB natürlich in die Karten gespielt, und diesen Vorteil nützte er nach den Siegen gegen die unterklassigen Old Boys, Münsingen und Tuggen nun gegen Le Mont zum Spaziergang in den Halbfinal.
Es war gewiss einer der leichtesten Erfolge in einem Viertelfinal dieses Wettbewerbs für den FCB; provoziert durch seine Entschlossenheit von Beginn weg, zustande gekommen aber auch durch die lamentable Verfassung der Waadtländer, die in der physischen Vorbereitung dem FCB weit hinterherhinken.
Dabei hatte es ja durchaus auch einmal Zeiten gegeben, in denen sich der FCB gegen Erstligisten schwer getan hatte. Gegen Moutier war er einst nach einer 0:2-Heimniederlage ausgeschieden und gegen Concordia mit 1:2. Doch das war in den Jahren 1958 und 1960 gewesen, als auch die NLA-Fussballer noch Amateure waren. Und als sich der FCB seine bisher letzte Blamage gegen einen drittklassigen Verein leistete – ein 0:4 gegen Pratteln 1990– da war er B-Ligist.
Wenn sich nun gestern der FC Le Mont, immerhin Tabellenführer der 1.Liga Promotion und Aufstiegsanwärter Nummer 1, gewisse Hoffnungen machte, er könnte den FCB zumindest ärgern, so sah er diese schon nach wenigen Minuten geknickt. Denn eingetreten war das Schlimmste, was einem Aussenseiter passieren kann: Das 0:1 nach sechs Minuten zu kassieren, das 0:2 nach zwei weiteren Zeigerumdrehungen und alle guten Vorsätze vom Winde verweht zu sehen.
Beide Tore verdeutlichten schonungslos die Differenz zwischen einem Champions-League-Teilnehmer, der ein paar Monate zuvor den FC Chelsea zwei Mal geschlagen hatte, und einem Team, das mit Ange Mawete N’Silu nur einen Spieler in seinen Reihen weiss, der vom Fussball lebt. Beim 1:0 rauschte Stephan Andrist den Westschweizern nach einem Steilpass von Marco Streller hart an der Offsidegrenze wie ein Schnellzug davon und traf sicher zur Führung. Und beim 2:0 nach einer Cornerflanke von Andrist gab Torschütze Marek Suchy mit seinem Kopfball den Gästen eine Lektion, wie es in der Super League bei ruhenden Bällen zu und hergeht.
Damit war den Waadtländern bereits der Zahn gezogen und die Basler konnten damit beginnen, sich für den Spitzenkampf am Samstag in der Liga gegen YB warm zu spielen. Streller nützte vor dem Pausenpfiff eine Unkonzentriertheit von Captain N’Diasse N’Diaye zum 3:0 und gleich nach Wiederbeginn Fabian Frei die Spielfreude von Streller und dessen Rückpass zum 4:0.
Für die 6138 Zuschauer – der bisherige Minusrekord im St. Jakob-Park lag bei 6843 im UI-Cup 2001 gegen Grindavik – bot einzig die Frage, wie hoch der FCB denn noch gewinnen würde, halbwegs Spannung. Die Antwort: David Degen (59.) und Stephan Andrist (84.) schraubten das Skore auf 6:0, ehe Sid-Ahmed Bouziane zwei Minuten vor Schluss der Ehrentreffer für Le Mont glückte.
Trainer Murat Yakin, der Andrist und Naser Aliji zu einer Spielgelegenheit verholfen hatte, zog zufrieden Bilanz: «Wir haben einen sehr konzentrierten Auftritt hingelegt.» Noch zufriedener war Aliji, dem der Assist zum 2:0 gelungen war. «In diesem Stadion einmal zu spielen, davon habe ich geträumt. Heute ist der Traum in Erfüllung gegangen», sagte Aliji.