Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 12.02.2014

Verschönerung, die nicht allen gefällt

Illegale Kunst · Neuer FCB-Look der Fussgängerbrücke Sternenfeld in Birsfelden ärgert das Astra

M. GAUGLER UND M. STEIGER

Wieder haben unbekannte FCB-Fans zugeschlagen: Ihr neustes «Kunstwerk» prangt von der Fussgängerbrücke beim Sternenfeld Birsfelden. Auf der bisher grauen Überführung leuchtet seit einigen Tagen in roter, blauer und gelber Farbe das Motto «Rotblau stoht für alles». Und auf der anderen Brückenseite geht es weiter mit «und doch numme für di».

Was auffällt: Dieser Schriftzug wurde mit viel Sorgfalt gemalt. Eine exakte Farbaufteilung direkt bei den Brückenpfeilern beweist: Hier waren keine Schmierfinken am Werk. Die Farben wurden sauber aufgetragen, der Hintergrund zu gleichen Teilen in Blau und Rot gestrichen. Fast schon so, als ob professionelle Maler dafür verantwortlich gewesen wären.

Keine Augenzeugen

Die Brückenmalerei muss laut Esther Widmer, stellvertretender Bereichsleiterin im Bundesamt für Strassen Astra, am Wochenende vom 25. und 26. Januar 2014 entstanden sein. Bei der Polizei seien jedoch keine Hinweise von Augenzeugen eingegangen. Widmer ist vom illegalen Gemälde wenig begeistert: «Graffiti sind Sachbeschädigungen fremden Eigentums, verursachen hohe Kosten und können deswegen nicht gutgeheissen werden.» Da es sich hier aber weder um ein Bild mit politischem, rassistischem, religionsfeindlichem noch pornografischem Inhalt handelt, will sich das Astra mit der Entfernung des Schriftzugs Zeit lassen. Die Reinigung derart bemalter Brücken und Bauwerke werde «periodisch» durchgeführt. Weitere FCB-Malereien und -Graffiti gibt es in Basel und Umgebung jede Menge. An einem Schuppen entlang der Bahnstrecke zwischen Pratteln und Frenkendorf sind die rot-blauen Verzierungen genauso anzutreffen wie neben dem Freidorf in Muttenz oder auf der Autobahn bei der Einfahrt Hagnau und Breite. Und selbstverständlich hinter dem St.Jakob-Park, dort verzieren etliche FCB-Sujets die Brückenpfeiler und Wände entlang der Birs.

Doch wer kommt für die Reinigungskosten auf, sollten eines Tages all diese Graffiti tatsächlich entfernt werden? Astra-Sprecherin Widmer bestätigt, dass bei einem unbekannten Verursacher die Rechnung zulasten der Steuerzahler und Autofahrer geht. Die Brücke beim Sternenfeld wieder ins alte Betongrau zu bringen, wird zwei bis drei Tage dauern.

FCB-Mediensprecherin Andrea Roth hält fest, dass der Fussballclub nicht für die Malereien und Graffiti der FCB-Fans verantwortlich gemacht werden kann: «Wir haben keinen Einfluss darauf, was Menschen in und ausserhalb der Stadt machen, auch dann nicht, wenn der FCB zum inhaltlichen Thema gemacht wird.» Darum muss sich der FCB auch nicht an den Reinigungskosten beteiligen.

Farbige Wände sind lebhafter

Es gibt aber auch Leute, denen die FCB-Werke gefallen. Zu ihnen gehört Hans Georg Signer, Leiter Bildung im Basler Erziehungsdepartement (ED). Er schätzt solche kreative Malereien, sie lassen die sonst grauen Betonbrücken, Pfeiler oder Wände lebhafter erscheinen. «Sie gehören zur Identität der Stadt und geben ihr ein Label, ein Markenzeichen. Die Graffiti sind ein Ausdruck der Jugendkulturen, und diese müssen uns Alten nicht immer passen», sagt Signer.

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