Schweiz am Sonntag vom 23.03.2014
Tattoo und Herbstmesse wehren sich gegen die Regierung – der FC Basel und die St. Jakobshalle hingegen kooperieren
Andreas Maurer
Alle Veranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern müssen in Basel Mehrweggeschirr einführen. Die «Schweiz am Sonntag» berichtete im Herbst über die Pläne. Diese Woche hat die Regierung die Gesetzesvorlage veröffentlich. Bereits jetzt zeichnet sich erbitterter Widerstand ab.
Dominik Nyffenegger, Marketing-Chef des Basel Tattoo, bezeichnet die Vorgehensweise der Basler Regierung als «nicht durchdacht»: «Sie macht erneut obligatorische Auflagen, praktisch ohne Rücksicht auf die Realisierbarkeit bei den einzelnen Events zu nehmen.» Das Tattoo habe ein Mehrweg-Konzept bereits geprüft: «Diese Prüfung hat ergeben, dass sich ein solches Konzept aufgrund der Platzverhältnisse nicht sinnvoll realisieren liesse.» Der Platz für die Lagerung und die Reinigung der Becher fehle. Auch hinter die Finanzierung setzt Nyffenegger ein Fragezeichen: «Wer übernimmt allfällige Mehrkosten?» Damit kann das Tattoo nur den Kanton meinen.
Auch Vertreter der Herbstmesse wehren sich. Gemäss Oskar Herzig, Ehrenmitglied des Nordwestschweizer Marktverbands und SVP-Grossrat, sei ein Mehrwegsystem an der Herbstmesse logistisch nicht umsetzbar. Da die Mehrwegbecher nicht stapelbar seien, wäre der Platzbedarf «enorm». Herzig geht davon aus, dass zehn Prozent der Standfläche beansprucht würden: «Folglich würden 13 der 130 Stände wegfallen.» Selbst innerhalb der Verwaltung ist man sich nicht einig. Im Ratschlag der Regierung steht, dass die neue Regelung auch für die Herbstmesse gelten werde. Sabine Horvath, Leiterin Standortmarketing im Präsidialdepartement, macht eine andere Aussage: «Offen ist, ob es für die Herbstmesse allenfalls einer Sonderregelung bedarf.»
Auf weniger Widerstand stossen die Mehrwegbecher im St. Jakob-Park und der St. Jakobshalle. Die Halle liegt auf Baselbieter Boden; Basel-Stadt will die Mehrwegpflicht via Mietvertrag einfordern. In der heutigen Halle sei das ohne erhebliche Investitionen nicht machbar, sagt Geschäftsführer Thomas Kastl. Im Rahmen der Sanierung werde ein Mehrwegsystem aber ohnehin geprüft. Auch der FC Basel zeigt sich inzwischen kooperativ. Er prüft eine eigene Becherwaschanlage. Diese Lösung kommt für Veranstaltungen wie die Herbstmesse oder das Tattoo nicht infrage.