Schweiz am Sonntag vom 20.04.2014
Goalie David Da Costa steht wie kein anderer Spieler für den FC Zürich
Marco Huwyler
Morgen will David Da Costa mit einem Cupsieg die Beziehung zum Verein seines Herzens vergolden.
Titel, Triumph, Trophäe. Da Costa hat eigentlich alles schon erlebt. Schweizer Meister darf er sich nennen. Als einziger aktueller Kaderspieler war er dabei, als der FCZ 2006 den Pokal in die Limmatstadt holte. Und doch: Wenn der FCZ morgen im Cupfinal gegen ebenjenen Gegner antritt, wird dies sein Karrierehighlight sein.
Erstaunlich – doch nur auf den ersten Blick. Denn nun ist Da Costa im Gegensatz zu 2006 Stammtorwart. Seine herausragende Leistung im Halbfinal gegen Thun war essenziell für den Vorstoss in den Final. «Logisch ist das Gefühl anders. Mein Beitrag ist heute viel grösser.»
Damals war Da Costa Ersatzkeeper. Und sein erstes Kapitel beim FCZ. Dem Klub, wo er schon als Kind in der Fankurve stand, endete unrühmlich.
Da Costa mag heute nicht mehr darüber sprechen. «Das ist jetzt schon zig Jahre her», meint er genervt. «Alles ist gesagt. Ich möchte endlich damit abschliessen». Aber wenn man seine Geschichte erzählt, kommt man nicht um jenen 17.12.2006 herum. In dieser Nacht verursachte sein guter Freund und Teamkollege Kresimir Stanic alkoholisiert und zu schnell einen Selbstunfall. Der hinter ihm fahrende Goalie stand unter Schock, ergriff panisch die Flucht. Der Fehler seines Lebens. Stanic konnte wegen Beinverletzungen nie mehr Fussball spielen. Die Medien schossen sich auf Da Costa ein. Selbst der FCZ liess ihn fallen.
Der Jungtorwart wechselte in die Challenge-League. Bei Chiasso, Wohlen und Concordia Basel konnte er neu anfangen. Unter anderem in der Stadt des morgigen Gegners also. «Ich habe gute Erinnerungen daran. Wohnhaft blieb ich in Zürich. Mit den Gavric-Brüdern (die Geschwister des «Bachelors» Vujo) und Rainer Bieli bildete ich eine lustige Fahrgemeinschaft nach Basel.» Da Costa kennt die grosse Rivalen-Stadt Zürichs also bestens. Sein zweiter Bezugspunkt zum heutigen Gegner ist Murat Yakin. Der heutige FCB-Trainer ermöglichte Da Costa den Einstieg als Super League Stammtorwart. Indem er ihn 2010 zum FC Thun holte. «Yakin hab ich viel zu verdanken. Er glaubte an mich, als es sonst nur wenige taten. Er ist ein super Trainer.» Unter Yakin empfahl sich der Goalie dank hervorragenden Leistungen für ein Comeback bei «seinem» FCZ.
Dort ist der Schweiz-Portugiese als Leader und Identifikationsfigur längst unverzichtbar. «Ich bin einer, der immer gerne Verantwortung übernommen hat und der stets alles für den Erfolg gibt», sagt Da Costa dazu. Sein grosses Engagement schiesst zuweilen über das Ziel hinaus. Als Provokateur ist er in gewissen Kreisen verschrien. «Manchmal habe ich mein Herz auf der Zunge getragen. Auch weil ich in jedem Match von Zuschauern provoziert werde. Aber eigentlich nehme ich dies nicht persönlich. Schliesslich habe ich früher in der Südkurve selbst den gegnerischen Torwart provoziert.»
Eine Seite am 28-Jährigen, die man weniger kennt, ist die Soziale. Da Costa ist ein Familienmensch. Um seinen zehn Monate alten Sohn kümmert er sich von Herzen gerne und liebevoll. Als Teamkollege ist er geschätzt. Roland Bättig, ein ehemaliger Weggefährte bei Thun, sagt: «Da Costa ist ein super Typ. Stets für gute Stimmung besorgt. Und auch privat kann man es mit ihm sehr lustig haben.»
Lustig wird es bestimmt auch, wenn Zürich morgen den Cupfinal gewinnt. Einst sagte Da Costa, dass er Gökhan Inler für seine Professionalität bewundere, weil der an der Meisterfeier statt Alkohol nur Apfelsaft trank. Tut er es ihm deswegen bei einem Cupsieg gleich? «Nein, dafür trinke ich viel zu gerne mal ein Bier», sagt der Goalie und lacht.
Kresimir Stanic würde dann wohl mit anstossen. Er und Da Costa pflegen heute ein kollegiales Verhältnis. Stanic überlegt sich gar, beim Cupfinal live dabei zu sein. «Sicher würde ich mich mit dem FCZ freuen. Und David gratulieren.»
Dessen Leistung morgen könnte entscheidend sein über Sieg und Niederlage. Gegen den Branchenkrösus steht ein Torwart oft im Mittelpunkt. «Ich werde mich morgen für den FCZ zerreissen. Etwas Grösseres als dieses Spiel gibt es in der Schweiz nicht. Ich will diesen Sieg unbedingt.» Da Costa, der für seinen Herzensklub einen Pokal erobert. Irgendwie wäre es dieser komplizierten Liebesgeschichte zu gönnen.