Presseschau

Neue Luzerner Zeitung vom 16.07.2014

Jungtalente: Lösung ist in Sicht

Migration · Neue Hoffnung für den FC Basel und sein serbisches Talent Veljko Simic: Der Bund ist offenbar bereit, die Zuwanderungshürden für junge Profisportler zu senken.

Kari Kälin

kari.kaelin@luzernerzeitung.ch

Zu wenig Erfahrung im Profigeschäft: Veljko Simic (19), ausgestattet mit einem gut dotierten Fünfjahresvertrag beim FC Basel, muss die Schweiz verlassen. Das Bundesamt für Migration (BFM) hat ihm die Aufenthaltsbewilligung zu Recht verweigert. Dieses Urteil fällte das Bundesverwaltungsgericht am 27. Juni.

Football League sucht Gespräch

Die Richter stützen sich auf Weisungen im Ausländerrecht für Sportler, die nicht aus dem EU/Efta-Raum stammen und deshalb nicht von der Personenfreizügigkeit profitieren. Demnach müssen 18- bis 21-jährige Fussballer in den letzten drei Jahren aktiv Fussball gespielt und während mindestens einer Saison an einer professionellen nationalen Meisterschaft auf höchstem Niveau mitgekickt haben – was Simic nicht tat. Er erhielt zwar laufend Aufgebote für die serbische Juniorennationalmannschaft. Für die Profis von Rotem Stern Belgrad stand er aber nur zweimal auf dem Feld.

Die Zuwanderungshürden für potenzielle Starspieler missfallen nicht nur dem FC Basel. Auch die Swiss Football League (SFL) verlangt Änderungen. Die SFL wird nun in den nächsten Tagen das Gespräch mit dem Bundesamt für Migration (BFM) suchen. Dies bestätigt SFL-Direktor Claudius Schäfer. Schon Ende 2013 war es wegen des Falls Simic zu einem Treffen gekommen.

Herz für Kicker aus Drittstaaten

Ob das BFM die Weisungen im Ausländerrecht auf neuerlichen Druck der SFL lockert, lässt es offen. Man habe zuerst das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts abwarten wollen, sagt BFM-Sprecher Martin Reichlin. Er verrät nur so viel: «Die Anliegen oder Vorschläge von Branchen- und Berufsverbänden werden vom BFM stets geprüft.» Recherchen unserer Zeitung zeigen aber: Das BFM hat offenbar ein Herz für Jungtalente aus Drittstaaten. Es wird die Weisungen möglicherweise anpassen. Damit würden die Hürden für eine Aufenthaltsbewilligung sinken. Die entsprechende Änderung kann das BFM in eigener Kompetenz beschliessen.

Die SFL hält die bestehenden Weisungen grundsätzlich zwar für nachvollziehbar. Es gehe ihr in keiner Weise darum, dass qualitativ minderwertige Spieler für den schweizerischen Arbeitsmarkt zugelassen würden, sagt SFL- Direktor Schäfer. In der Tat sind die Kontingente, die es für Arbeitnehmer aus Drittstaaten braucht, absoluten Spezialisten vorbehalten. Schäfer plädiert aber dafür, bei viel versprechenden Nachwuchsfussballern den Ermessensspielraum auszudehnen. Konkret sollen nicht nur Aufgebote für die 1. Mannschaft, sondern auch regelmässige Einsätze in der Juniorennationalmannschaft (wie bei Simic der Fall) oder in der U-19-Uefa-Champions-League berücksichtigt werden.

Nicht überall geregelter Betrieb

Schäfer weist auf andere Probleme hin. Es gebe sehr gute Spieler, die in ihrem Heimatland jedoch kaum die Gelegenheit hätten, die aktuell gültigen Zulassungskriterien zu erfüllen. Nicht überall, insbesondere in Afrika, gebe es einen geregelten Meisterschaftsbetrieb. «Es kommt auch vor, dass ein Nachwuchsspieler ein Vertragsangebot für die 1. Mannschaft ausschlägt, um nicht durch zu hohe Transferforderungen in seiner beruflichen Freiheit eingeschränkt zu sein», sagt Schäfer – und ist zuversichtlich, «dass das BFM die Weisungen überarbeitet».

FC Basel schöpft neue Hoffnung

Sollte dies der Fall sein, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Simic allenfalls doch noch eine Aufenthaltsbewilligung erhält. Nach den Signalen aus Bern jedenfalls schöpft FCB-Präsident Bernhard Heusler wieder Hoffnung. «Wir werden unser Vorgehen nach der neuen Rechtslage richten», sagt er.

Simic, der im letzten Juli zum FCB stiess, aber bis jetzt bei Ernstkämpfen nur im Nachwuchs zum Einsatz kam, bleibt beim Schweizer Meister unter Vertrag. Vieles deutet darauf hin, dass der offensive Mittelfeldspieler, dessen Fähigkeiten das Bundesverwaltungs­gericht entschieden tiefer als der FC Basel einstuft, vorerst an einen ausländischen Club ausgeliehen wird. Um seine finanzielle Zukunft muss sich Simic jedenfalls nicht sorgen. Bereits in seinem ersten Jahr beim FCB erhielt er pro Monat 8000 Franken Lohn. In der zweiten Saison steigt das Salär auf 13 000 Franken, im fünften Jahr sind 24 000 Franken vereinbart.

Ein Ausnahmefall

Der Fall Veljko Simic ist eine Ausnahme. Das BFM verweigert Berufssportlern aus Drittstaaten nur äusserst selten das Aufenthaltsrecht. Zwischen 2008 und 2013 erhielten rund 1400 Profis aus diversen Sportarten eine Aufenthaltsbewilligung. Nur einer Hand voll, darunter Simic, blieb in diesem Zeitraum der Zugang zum hiesigen Arbeitsmarkt verwehrt.

Zurück