Presseschau

Aargauer Zeitung vom 19.07.2014

Paulo Sousa

Fussball · Auf dem Weg nach oben macht der Portugiese Halt in Basel

von Sebastian Wendel

Der Himmel auf Erden – nichts anderes erwartet den FC Basel in der Ära Paulo Sousa. Zumindest dann, wenn man die Qualitäten des neuen Cheftrainers an den Worten ehemaliger Weggefährten misst. Da wird geschwärmt von der Fussballbesessenheit des Portugiesen, von seiner Menschlichkeit, von einem klaren Konzept, mit dem er seine Ziele verfolgt. Davon, wie er es schafft, von der Nummer 1 bis zur Nummer 25, alle im Kader für sich zu gewinnen. Dass er ein Mensch sei, den man ganz einfach mögen müsse.

Irgendwann will Sousa als Trainer die Champions League gewinnen, wie schon als Spieler mit Juventus Turin und Borussia Dortmund. Auf dem Weg dahin nimmt er seit 2002 Stufe für Stufe – und überall, wo er arbeitet, hinterlässt er bei seinem Weggang tiefe Spuren. Es heisst, Sousa habe alle Klubs auf ein höheres Level gehoben.

Sousa überrascht alle

Seit vier Wochen arbeitet Sousa in Basel. Und auch hier lässt sich festhalten, dass der 43-Jährige die Menschen zu begeistern vermag. Als sich die Mitarbeiter der Geschäftsstelle zu einem spassigen Abend trafen, waren sie überrascht, als plötzlich Sousa mit seinen Assistenten inklusive Partnerinnen auftauchte. Jedem einzelnen der rund 50 Anwesenden schüttelte Sousa die Hand und vermittelte ihnen so das Gefühl: Auch ihr seid Teil meines Plans, hier Erfolg zu haben.

Wenn man sich im Umfeld des FC Basel erkundigt, was Sousa auszeichne, dann fällt immer wieder das gleiche Wort: «Professionalität!» Die Spieler sind beeindruckt, dass sie nun vor jedem Training bis ins kleinste Detail wissen, was gleich auf dem Platz geübt wird. Irgendwann ist der Ausdruck «kleiner Kontrollfreak» gefallen: Sousa hat in der Vorbereitung eingeführt, dass die Mannschaft das Frühstück und das Mittagessen gemeinsam einnimmt. Im Trainingslager wurde mit Hightech-Geräten der körperliche Zustand der Spieler sogar im Schlaf überwacht.

Auch die Medienarbeit hat er umgekrempelt: Dass Marco Streller am Montag, Matias Delgado am Dienstag und Fabian Frei am Mittwoch ein Interview geben, will er nicht. Viele Journalisten empfinden es als Affront, wenn sie das Training nur sporadisch besuchen dürfen. Oder wenn der Verein künftig bestimmt, welche Spieler den Medien zur Verfügung stehen. Für Sousa ist das nichts anderes als normal.

Professionell, hart, fordernd – so ist Paulo Sousa, wenn er arbeitet. Aber er hat auch ein Sinn für das Leben neben dem Fussball, lässt die Spieler auch mal von der Leine. Als es der Zufall wollte, dass während des Trainingslagers in Oberbayern ein traditionelles Waldfest stattfand, schickte Sousa Spieler und Staff hin. Er selber ging auch, trank eine Mass und freute sich über die bayrischen Bräuche.

Auftritt der Bienenkönigin

Marek Suchy, der tschechische Innenverteidiger des FC Basel, sagt: «Wenn der Trainer in die Kabine kommt, weiss man sofort, warum er schon als Spieler ein Leader war.» Ein Besuch im Training erklärt, was Suchy meint: Bis die Spieler aus dem Bus gestiegen sind, die Nockenschuhe geschnürt und ein paar Bälle jongliert haben, wirken sie wie ein wild gewordener Bienenschwarm. Doch im Moment, in dem die Bienenkönigin sich zeigt, in dem Sousa das Wort ergreift, hängen die Spieler an seinen Lippen. Dass er die Anweisungen auf Englisch gibt, ist förderlich für die Konzentration – gerade bei den Spielern, die letztmals in der Schule Englisch gesprochen haben. Und Sousa kommuniziert nicht nur mit Worten: Als er dem jungen Albian Ajeti erklärt, was dieser falsch gemacht habe, fuchtelt er mit den Händen und rennt selber.

Irgendwann wird Sousa wieder weg sein und die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklimmen. Eines dürfte schon jetzt klar sein: Auch beim FC Basel wird er dann tiefe Spuren hinterlassen.

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