Presseschau

Basler Zeitung vom 05.02.2015

Die Pyramide der rotblauen Macht

Die Hierarchie des FCB-Spielerkaders im Februar 2015

Von Oliver Gut

Basel. Zum dritten Mal durchleuchtet die BaZ vor dem Auftakt der Rückrunde die Teamhierarchie beim FC Basel. Ein Gebilde der Macht, das sich bei Weitem nicht nur anhand der Einsatzminuten zusammensetzt, sondern viel damit zu tun hat, wie gross der Einfluss in der Kabine ist und welche Charaktereigenschaften ein Spieler aufweist. Anders ist es nicht zu erklären, dass Spieler wie Matias Delgado oder Walter Samuel in diesem Winter weit oben stehen, obwohl sie auf dem Platz nicht die erste Geige spielten. Und andere wie Breel Embolo und Derlis Gonzalez sich aufgrund ihres Alters noch gedulden müssen, bis sie im rotblauen Gefüge eine Hauptrolle erhalten. Was im Vergleich zum Vorjahr auffällt: In der neuen Hierarchie fehlen zwei Gesichter, die unterhalb von Ewig-Chef Marco Streller ihren festen Platz hatten: Valentin Stocker und Yann Sommer, die den Club im vergangenen Sommer verliessen. In die Bresche sind vor allen anderen mit Fabian Frei und Fabian Schär zwei Ostschweizer gesprungen. Sie haben sich in den vergangenen zwei Jahren Schritt für Schritt der Hierarchie-Spitze genähert. Was ausserdem zur Multikulti-Equipe passt: Ausländische Profis haben mehr Gewicht als in den Jahren zuvor.

Ahmed Hamoudi

Da sind die Probleme mit der Sprache. Und da ist sein Spiel mit zu vielen Dribblings und Haken. Beides fördert nicht die Integration.

Yoichiro Kakitani

Könnten sie beim FCB japanisch, er stünde weiter oben. ­Witzig soll er nämlich sein – doch noch wird das intern zu selten verstanden.

Arlind Ajeti

Es heisst, er sei fitter aus den Ferien gekommen, als er zuvor gewesen war. Und es habe ihm gut getan, dass er kürzlich Vater wurde.

Ivan Ivanov

Wer wie der Bulgare seit einem Jahr verletzt oder rekonvaleszent ist, der ist selten bei der Mannschaft – und hat wenig Einfluss.

Adama Traoré

Noch muss er erst richtig ankommen. Aber Sousa hofft, dass der Wintertransfer ihm eine flexiblere linke Abwehrseite bringen kann.

Derlis Gonzalez

Der Paraguayer ist auf dem Feld bestens integriert, daneben spielt der scheue 21-jährige Familienvater keine grosse Rolle.

Germano Vailati

Der passionierte Fliegen­fischer hat soeben seinen Vertrag verlängert und ist ein Typ, der keine Probleme macht. Als Ersatzgoalie sieht man ihn aber selten im Einsatz.

Breel Embolo

Was das beliebte Riesentalent am Ball kann, weiss jeder. Sein Einfluss in der Mannschaft endet aber im Moment noch mit Schlusspfiff – kein Wunder, er wird ja erst 18.

Davide Calla

Der Italo-Schweizer ist der grosse Brückenbauer zwischen den Kulturen. Ob beim Espresso mit den Latinos oder beim Fondue mit den Schweizern – er macht überall mit.

Shkelzen Gashi

Es hilft in der Hierarchie, wenn man im Sommer kommt und dann gleich am meisten Tore schiesst. Wer jedoch mit FCB-Vertretern spricht, hört nicht dies als Erstes, sondern ein Loblied auf Gashis Charakter.

Luca Zuffi

Heller Kopf mit guten Manieren, der sich dank früherer Bekanntschaft mit Frei und Calla bei seiner Ankunft im Sommer sofort im Team zurechtgefunden hat. Auch auf dem Platz, wo er zu den Fixstartern gehört.

Mohamed Elneny

Übernimmt nicht nur viel Verantwortung für seinen ägyptischen Landsmann Ahmed Hamoudi, sondern ist inzwischen auch auf dem Platz zur festen Grösse geworden, die durchaus auch mal Kommandos gibt.

Tomas Vaclik

Allein die Tatsache, dass nie die grosse Sehnsucht nach Yann Sommer aufkam, sagt viel über die Leistungen des unumstrittenen Torhüters Nummer 1 aus. Das allein bringt Respekt, weiss doch jeder Spieler, der schon etwas länger dabei ist, wie gross die Fussstapfen waren, in die der umgängliche Tscheche bei seiner Ankunft getreten ist.

Taulant Xhaka

Sein Stellenwert auf dem Rasen ist so gross, dass Paulo Sousa immer irgendeine Position findet, auf der er den Allrounder einsetzt. Dies, gepaart mit seiner Bereitschaft, die Drecksarbeit zu verrichten, damit andere glänzen können, hat ihm viel Respekt entgegengebracht. Hat intern den Ruf der Frohnatur, die man gernhaben muss.

Marek Suchy

Geht es darum, die Defensive zu organisieren, ist der Name des 26-jährigen Pragers zuerst zu nennen. Das liegt wohl auch ein bisschen daran, dass dahinter mit Tomas Vaclik ein tschechischer Landsmann im Tor steht, was zu erhöhter Kommunikation zwischen beiden führt. Aber eben auch daran, dass Suchy in Sachen Abräumarbeit den stärkeren Eindruck macht als sein Schweizer Nebenmann. In der Mannschaft ist er beliebt, denn Suchy überzeugt neben seiner Leistung auch durch seine unkomplizierte Art. Und wenn es etwas intern zu besprechen gibt, kommt es nicht selten vor, dass er neben Samuel, Degen und Safari vom Spielerrat mit einbezogen wird.

Behrang Safari

Der Schwede wird am Montag 30, gehört also zu den routinierten Kaderspielern. Darüber hinaus ist er ein Typ, der den Spass­faktor im Team hoch hält. Fast noch schwerer wiegt: Er ist ein enger Vertrauter von Marco Streller, was dem Ansehen unter den Mitspielern nicht abträglich sein kann. Auf dem Rasen hat er sich im vergangenen Halbjahr gegen Nachwuchskraft Naser Aliji behauptet. Nun ist dieser in Vaduz – und steht dafür der Ivorer Adama Traoré da. Ein Konkurrenzkampf, auf den man gespannt sein darf.

Philipp Degen

Unter Trainer Murat Yakin mussten er und der inzwischen zurückgetretene Zwillingsbruder David Degen unten durch, was ihren Einfluss schmälerte. Unter Paulo Sousa ist der 31-jährige Lampenberger auf dem Feld wieder wichtiger und hat daneben sein Lachen zurück. Das steckt an. Hinzu kommt: So viel Spass es ihm machte, mit David zu kicken, so sehr kommt es ihm im Umgang mit den Mitspielern entgegen, dass er nun alleine ist. Was unverändert gilt: Ist ein privater Teamausflug zu organisieren, ist Degen der Chef.

Walter Samuel

Angekommen ist er völlig ausser Form, nur der lateinischen Sprachen mächtig – und mit dem Star-Nimbus einer lebenden Inter-Legende. Entpuppt hat er sich als bescheidener, liebenswerter Typ, der fleissig Englisch büffelt und sich so rasch integriert hat. Wenn der Champions-League-Sieger von 2010 redet, dann hat das Hand und Fuss – und hört ihm inklusive Marco Streller jeder ganz genau zu. Dass er nach nur einem halben Jahr in Basel nicht noch weiter oben steht, liegt einzig daran, dass er kaum gespielt hat. Wäre das anders, dann stünde er in der Hierarchie wohl gleich unter der rotblauen Ikone mit der Captainbinde.

Marco Streller

Leitwolf, letzter König von Basel, neuer Karli Odermatt – der Synonyme sind viele, wenn es um den 33-jährigen Captain geht. Im Kern bedeuten sie alle dasselbe: Marco Streller ist unumstrittener Anführer und grosse Identifikationsfigur des FC Basel – inzwischen noch mindestens bis 2016. Zwickte ihn in der Hinrunde nicht der Rücken, so bewies er überdies, dass er noch immer ein Topstürmer ist.

Fabian Frei

Steht genau dort, wo man ihn nach den Abgängen von Valentin Stocker und Yann Sommer erwartete: Direkt unter Streller. Dazu passt, dass er inzwischen Vize-Captain und auch vor den Mikrofonen der Erste ist, der den grossen alten Mann vertritt. Hat die Intelligenz eines Leaders. Hat aber vor allem als Gehirn vor der Abwehr noch einmal zugelegt, nachdem ihn Trainer Paulo Sousa kitzelte, indem er den Vielspieler zunächst auch mal draussen liess.

Matias Delgado

Vertritt im Spielerrat die Latino-Fraktion und geniesst hohes Ansehen, weil er nie auch nur annähernd wie jener Fast-Heilige aufgetreten ist, als der er vielerorts bei seiner Rückkehr im Sommer 2013 empfangen wurde. Inzwischen stimmen auch die Leistungen – auch wenn er diese in den ganz grossen Spielen kaum zeigen durfte.

Fabian Schär

Ist seit Sommer im Spielerrat, was dazu führt, dass die Ostschweiz dank dem Wiler Schär und dem Thurgauer Frei dort die Hälfte der Stimmen stellt. Obwohl ihm Sousa mit seiner Auswechslung gegen GC (vor der Pause) einen Denkanstoss gab, setzt der Trainer fest auf ihn. Ist unter dem Portugiesen defensiv verlässlicher, aber auch offensiv etwas unspektakulärer geworden.

Zurück