Basler Zeitung vom 04.03.2015
Der Cup-Viertelfinal des FC Basel beim Erstligisten Münsingen steht weiter auf der Kippe
Von Marcel Rohr und Oliver Gut, Münsingen
Es war ungefähr 17 Uhr, als Alain Bieri gestern in Münsingen zusammen mit Platzwart Hans Roth den Rasen des Stadions Sandreutenen betrat und gewissenhaft das Geläuf inspizierte. Ein paar Schritte durch den Strafraum, ein paar kritische Blicke bei der Eckfahne. Dann meinte der Schiedsrichter: «Ich kann nur den Ist-Zustand beurteilen. Und im Moment ist der Platz bespielbar.»
Alain Bieri ist für den heutigen Cup-Viertelfinal Münsingen vs. FC Basel vorgesehen (19.30 Uhr, live BaZ-Newsticker). Doch ob er den Match auch anpfeifen kann, war auch nach der Platzvisite nicht gesichert. Der gestrige Tag brachte im Berner Umland zwar viel Sonne und keinen Niederschlag. Aber die Prognosen für die Nacht und den Spieltag tönten alles andere als verheissungsvoll: Regen, Schnee, Schneeregen. Falls der Ball tatsächlich rollt, droht ein Match im Matsch. Denn der Rasen ist tief. Sehr tief.
Wird das Terrain weiter aufgeweicht, wollen die Verantwortlichen des Erstligisten heute am späten Morgen die Lage neu beurteilen. Referee Bieri kann theoretisch bis zwei Stunden vor Anpfiff das Spiel noch abblasen – was die Basler übrigens vor einem Meisterschaftsspiel 2012 in Lausanne schon mal erlebt hatten.
Der 18. März wäre frei
Wie die Sache heute ausgeht, war gestern in Münsingen schwer abzuschätzen. Dass der Erstligist im Kalenderjahr 2015 noch keinen Ernstkampf in den Beinen hat, lässt die Vermutung aufkommen, dem Platzclub wäre eine Verschiebung lieber. Dem FC Basel könnte man die gleiche Theorie unterjubeln, immerhin hat er bis am nächsten Dienstag schon in der Liga (Thun) und in der Champions League (Porto) ein anspruchsvolles Programm.
Tatsache ist, dass es bei einer Absage zu keinem Terminchaos kommt. Bereits ist der Mittwoch, 18. März, als mögliches Ausweichdatum erkoren worden. Die Basler haben dann unter der Woche spielfrei, und die Amateure hätten dann vermutlich auch wieder Zeit, schliesslich ist es für sie ja das Spiel des Jahres. Könnte in zwei Wochen wieder nicht gespielt werden, gäbe es einen Platzabtausch, dann würde im St.-Jakob-Park angepfiffen – das gleiche Szenario also wie 2014 mit dem FC Le Mont, der letztlich in Basel 1:6 unterging.
Doch so weit ist es noch lange nicht, der Schweizer Fussballverband als Ausrichter drängt natürlich auf die Durchführung des Kicks in der Provinz, damit der Spielplan weiterhin sauber durchgezogen wird, Match im Matsch hin oder her.
Auch Paulo Sousa machte gestern nicht den Eindruck, als hätte er keinen Bock auf die 90 Minuten. «Im Winter können die Bedingungen schnell ändern», sagt der Trainer des FC Basel, «wir müssen auf alles bereit sein.»
Lust auf eine Blamage hat der ehrgeizige Portugiese schon gar nicht. Sousa ist der Meinung, dass es heute für die Unterklassigen «eher einfacher» geworden ist, den grossen Clubs ein Bein zu stellen. «Das Internet macht es möglich, alle wissen doch alles voneinander.» Die Statistik im Schweizer Cup sagt dazu etwas anderes (vgl. Text unten), doch Sousa sagt auch: «Die Amateure haben ihre Werkzeuge, um grosse Clubs ärgern zu können.»
Vierter Halbfinal in Serie?
Der FCB strebt also auf direktestem Weg den Sprung in den Halbfinal an, es wäre der vierte hintereinander seit 2011. Damals, noch mit Trainer Thorsten Fink an der Linie, scheiterte Rotblau in der Runde der letzten acht kläglich in Biel. Häme und Spott quer durchs Land waren ihm gewiss. Fink hatte eifrig rotiert und einige Stammkräfte auf der Bank gelassen.
Auch heute riecht es beim FCB nach vielen Wechseln, doch das sollte nach menschlichem Ermessen keine Rolle spielen. Der FC Münsingen ist in der 1. Liga und drei Klassen tiefer zu Hause als der Schweizer Vorzeigeclub.
Paulo Sousa will trotzdem nichts dem Zufall überlassen. Ein mieses Resultat kann er momentan nicht gebrauchen, es würde nach dem durchzogenen Rückrundenstart eine Polemik ums Joggeli entfachen. Also sagt Sousa: «Der Fokus ist voll auf Münsingen gerichtet, alles andere zählt nicht. Die Berner haben mit Kurt Feuz einen erfahrenen Trainer, die Spieler wissen also, was sie zu tun haben.»?