Presseschau

Der Landbote vom 12.03.2015

Dominiert wie noch nie

Fussball Beim FC Basel brauchten sie ihr Scheitern in den Achtelfinals der Champions League nicht lange zu analysieren. Sie waren gegen den FC Porto an ihre natürlichen Grenzen gestossen.

Die manchenorts beliebten Spielernoten zu verteilen, machte nach diesem Match, nach diesem 0:4 des FCB in Porto, keinen Sinn. Es mag die eine oder andere Nuance gegeben haben. Es mag Altmeister Walter Samuel, der sich Sekunden vor Schluss gar vom Platz stellen liess, noch etwas schwächer abgeschnitten und vor allem unglücklicher ausgesehen haben als einzelne andere. Oder es gab Shkelzen Gashi, der nach einer Tätlichkeit und Fouls danach eigentlich schon viel früher vom Platz gehört hätte. Aber viel bedeutsamer war, dass der FCB auf allen Gebieten beherrscht wurde – individuell, als Kollektiv, technisch, taktisch, athletisch. Diskussionslos.

Aber der Schweizer Serienmeister hat ja nicht einfach im Estadio Do Dragao ein Europacup-Rückspiel klar verloren, wie vor einem Jahr in den Viertelfinals der Europa League, als er in Valencia – nach einem 3:0-Heimsieg notabene – 0:5 unterlag. Oder wie vor drei Jahren, als er in den Achtelfinals der Champions League in München 0:7 unterging – allerdings nach einem 1:0-Heimsieg gegen die Bayern. Der Unterschied: Gegen den FC Porto war der FCB nicht nur einmal, sondern zweimal klar unterlegen; 180 Minuten lang waren die Portugiesen die klar bessere Mannschaft. Denn das 1:1 im St.-Jakob-Park war ja ein Resultat gewesen, das stark über diese Fakten hinweggetäuscht hatte.

Portos Qualität

Man ist geneigt zu sagen, die Basler seien noch nie über 180 Minuten so klar dominiert worden. Auch nicht seinerzeit vom FC Barcelona, der zwar in Basel mit einem 5:0 brillierte, daheim aber mit einem 1:1 zufrieden sein musste. Am ehesten ist dieser Achtelfinal gegen den FC Porto noch zu vergleichen mit dem Uefa-Cup-Sechzehntelfinal 2008 gegen Sporting Lissabon, als die Portugiesen nach einem 2:0 daheim nach Basel kamen und 3:0 siegten.

Es wurde an diesem Abend im Norden Portugals – und zwar eindrücklich – bestätigt, was man schon nach dem Hinspiel mehr als nur geahnt hatte: Beim FC Porto mag der Namen nicht so gross sein, dafür die Qualität der Mannschaft; beim FC Liverpool, den der FCB im Dezember eliminierte, verhält es sich umgekehrt. Also ist nach diesem einseitigen Duell mit den Portugiesen diese klare Schlussfolgerung zu ziehen: Der FCB steht da, wo er sich in jahrelangem, meist erstklassigem Wirken vorgearbeitet hat: Er ist ein schon fast sicherer Teilnehmer an der Gruppenphase der Champions League; er ist ein allmählich sogar ziemlich sicherer Kandidat fürs europäische Überwintern, denn er hat das in dieser Saison zum fünften Mal in Folge geschafft. Aber vor den Viertelfinals der Champions League steht eine Hürde, die für ihn unüberwindbar ist. Diesmal hiess sie Porto, vor drei Jahren Bayern München.

Das hat überhaupt nichts Schmähliches an sich, es entspricht ganz einfach auch der Geldrangliste, wie sie von Jahr zu Jahr durch die Uefa-Prämien weiter erhärtet wird. Die Hierarchie der Vereine wird immer mehr gefestigt. Um ein Beispiel zu nennen: Vor einem Jahr qualifizierten sich sämtliche acht Ersten der Gruppenphase für die Viertelfinals – und es sieht auch in diesem Jahr wieder so aus.

Meistertitel als primäres Ziel

Es kann auch für den FCB irgendwann mal der Glücksfall eintreten, die Viertelfinals zu erreichen. Genauso wie er immer rechnen muss, mal wieder die Gruppenphase nicht zu überstehen. Also sagt Präsident Bernhard Heusler völlig zu Recht und absolut realistisch, der FCB könne seine Europacupsaison schon dann als völlig geglückt bilanzieren, wenn er am Ende der Gruppenphase als Achtelfinalist in den Winter gehe. Und primäres Ziel für den Verein, mag er in seinem Markt noch so unangefochten erscheinen, muss es bleiben, Schweizer Meister zu werden und so überhaupt wieder an die Uefa-Millionen zu kommen. Die Europacupsaison über die erste K.-o.-Runde hinaus verlängern kann er allerdings eher, wenn er gleichsam rechtzeitig aus der Champions League ausscheidet. Wenn er also als Gruppendritter in der Europa League weitermachen kann. Dort brachte er es dann vor einem Jahr in die Viertelfinals gegen Valencia, vor zwei Jahren gar in die Halbfinals gegen Chelsea – auch das war eine attraktive Sache. hjs

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