Presseschau

Basler Zeitung vom 04.06.2015

«Erst kam der Ball, dann die Faust angeflogen»

Den Cupfinal Basel–Sion gab es bislang erst einmal – 1982, als FCB-Stürmer Beat Sutter beim entscheidenden Tor k.?o. zu Boden ging

Von Dominic Willimann

Basel. Beat Sutter wird es sich gemütlich machen. Wenn sich am Sonntag (14 Uhr, St.-Jakob-Park,

SRF?2

) der FC Basel und der FC Sion im Schweizer Cupfinal gegenüberstehen, verfolgt der 52-Jährige das Geschehen in seinen eigenen vier Wänden in Zürich vom TV-Sessel aus. Das erstaunt insofern, als dass Sutter jener Mann ist, dem die Schlagzeilen der lokalen Presse nach dem letzten Final-Aufeinandertreffen dieser beiden Teams 1982 gehörten, und er aus diesem Grund mit Sicherheit ein gern gesehener Zuschauer im Stadion wäre. «Da bin ich aber seit Langem nicht mehr anzutreffen», sagt Sutter, «wegen den vielmals inkompetenten Kommentaren rundherum. Aber ich bin ein ein fleissiger Teleclub-Fussball-Konsument.»

Es war der Pfingstmontag 1982, der nicht so rasch aus Sutters Gedächtnis verschwinden sollte. Im Cupfinal zwischen Sion und Basel lief die 21. Minute, als sich Sutters Bewusstsein für einen kurzen Moment komplett aus dem Spiel verabschiedete. «An das Tor kann ich mich nicht erinnern», sagt der Gelterkinder. Nach einem Sion-Freistoss von der rechten Seite, getreten von Georges Bregy, wurde der Stürmer im eigenen Strafraum mit einem Schlag niedergestreckt. Alain Balet sorgte danach freistehend für das spielentscheidende 1:0. «Erst kam der Ball, dann die Faust angeflogen. Balet hatte den Vorteil, den er wollte», erzählt Sutter. Er habe von Trainer Helmut Benthaus die Aufgabe gehabt, seinen Gegenspieler auf Schritt und Tritt zu bewachen. «Damals gab es noch keine Zonen­deckung», sagt Sutter, der 1982 als 19-Jähriger nach seinem Wechsel vom Zweitligisten Gelterkinden zum FCB seine erste Saison als Profi spielte.

Schlaflose Nacht vor dem Spiel

So habe der für Härte in den Zweikämpfen bekannte routinierte Balet die Situation mit seiner Schlitzohrigkeit ausgenutzt. «Später in meiner Karriere wäre ich bestimmt anders in dieses Duell gestiegen.» Nicht nur die Basler Medien sahen im Tor der Walliser eine Irregularität, auch FCB-Coach Peter Ramseier schilderte nach Spielschluss gegenüber der Basler Zeitung dieselbe Beobachtung: «Ich denke, dass es ein klares Foul Balets war, der Sutter die Faust ins Gesicht schlug.»

Dennoch hatte der FCB nicht allein wegen dieser Szene das Spiel verloren. «Wir hätten noch 70 Minuten Zeit gehabt, das Resultat zu korrigieren», sagt Sutter. Doch es war ohnehin nicht die Saison des FC Basel. Zwar gehörten dem Team noch viele Spieler aus der Meistermannschaft von 1980 an, doch es wollte in der Liga nicht richtig vorwärts gehen. «Der Cupfinal hätte unsere Saison retten können», erinnert sich Sutter, für den die Partie im Wankdorf der erste grosse Auftritt auf der Schweizer Fussballbühne bedeutete. Dementsprechend nervös war er. «In der Nacht vor dem Spiel habe ich kaum geschlafen.»

Nach dem Cupfinal fand beim FCB ein grosser Umbruch statt und als Sutter 1986 den Verein in Richtung Neuenburg verliess, ging es mit seiner Karriere endlich voran. Der Offensivspieler lief insgesamt 61-mal für die Nationalmannschaft auf und holte 1987 und 1988 unter Gilbert Gress mit Neuchâtel Xamax zweimal den Meistertitel.

Das nächste Duell mit Alain Balet

Zum Wiedersehen mit Balet kam es ebenso, besonders das erste nach jener Szene im Cupfinal ist Sutter in Erinnerung geblieben. «Ich hätte wieder gegen ihn spielen sollen, doch dann habe ich hinter dem Rücken des Trainers mit meinem Sturmpartner Bruno Graf die Seite gewechselt», so Sutter. Denn Rainer Ohlhauser, der Benthaus an der Linie beerbte, hatte vom Vorfall aus dem Cupfinal keine Kenntnis. Und der Oberbaselbieter war nicht auf Revanche aus, «da ich auf dem Feld nicht als Drecksack bekannt war».

Dass Sion nach dem Erfolg über Basel 1982 weitere achtmal die Sandoz- Trophäe ins Wallis holen und damit Geschichte schreiben konnte, ist auch für Sutter «sensationell». Dennoch glaubt der Ex-Profi, der seit 2007 im Fussballgeschäft auch als Trainer nicht mehr aktiv ist, dass diese Serie am Sonntag enden könnte. Der ­gelernte Waschmaschinenmechaniker, der heute bei Swisslos im Aussendienst tätig ist, gibt denn auch gleich seinen Tipp ab: «Im Spiel Basel–Sion würde ich nach 90 Minuten die 1 ankreuzen.» Womit der FC Basel sich für die bittere ­Niederlage vor 33 Jahren revanchiert hätte.?

Cupfinal, 31. Mai 1982

Basel–Sion 0:1 (0:1)

Stadion Wankdorf, Bern. – 44?000 Zuschauer. – SR Macheret. – Tor: 21. Balet 0:1.

Basel: Küng; Stohler; Geisser, Duvernois (67. Hasler), Maradan; Demarmels, von Wartburg, Jeitziner, Lüthi (67. Stefano Ceccaroni); Sutter, Maissen.

Sion: Pittier; Richard; Karlen, Balet, Valentini (72. Fournier); Cernicky, Lopez, Luisier, Bregy; Brigger, Cucinotta.

Bemerkung: Basel nach der Einwechslung von Stefano Ceccaroni mit drei Stürmern.

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