Presseschau

Basler Zeitung vom 27.06.2015

Kult, Könige und viel Klasse

Die BaZ-Sportredaktoren nennen ihre FCB-Jahrhundertelf und sorgen für die eine oder andere Überraschung

Andreas W. Schmid (50)

Mit altehrwürdiger Offensivpower

1. FCB-Spiel: 1975, Alpencup, FCB–Reims 0:0. Ich bin zwar für die Jüngeren in unserer Sportredaktion steinalt, aber Hügi und Michaud habe selbst ich nicht mehr spielen sehen, Cubillas immerhin noch an der WM 1978. Meine Jahrhundert­elf ist sehr, sehr offensiv: Rämsi, Mundschin und Michaud traue ich mit Sommer aber zu, den Kasten dicht zu halten. Odermatt sah ich im Joggeli nur noch im YB-Dress – bei jeder Ballberührung von ihm waren von den Basler Fans tiefe Seufzer zu hören. «Mac» Tanner, Erni Maissen und Detlev Lauscher waren früher meine Lieblingsspieler. Lauscher selig war berühmt dafür, dass er von rechts den Strafraum entlanglief, bis er eine Lücke fand, um mit links abzudrücken. «Scott, Scott Chipperfield» ist (mit Sommer) meine Hommage an die Neuzeit.

Marcel Rohr (48)

Mit Helden der Achtzigerjahre

1. FCB-Spiel: 1979, NLA, FCB–Luzern 8:2. Die erste Fahne, die ich 1979 in der Muttenzer Kurve schwenkte, bastelte ich aus alten Büchergestellstangen zusammen. Über den Schultern das Riesenstück Stoff, vor mir die grosse Fussballwelt in Rotblau: Detlev Lauscher war am linken Flügel ein Gott. «Mac» Tanner der Stratege mit dem Hammerschuss. Turi von Wartburg der elegante Ballverteiler, Otteli Demarmels der Sprinter im rechten Mittelfeld. Hans Küng, der Goalie, wohnte in Rheinfelden. Er nahm mich einmal mit ins Training – es fühlte sich an wie ein Zungenkuss mit einem James-Bond-Girl. Jörg Stohler war der brillante Libero (Libero, ja Libero!), Walti Geisser der beinharte Verteidiger rechts. Im Frühling 1980 wurden meine Helden auf dem Letzigrund Meister. 4:2 gegen den FCZ. Unvergessen.

Oliver Gut (37)

Mit dem Sinn für Kult-Potenzial

1. FCB-Spiel: 1996, NLA, FCB–Luzern 2:2. Meine Elf ist dem Kult verschrieben und wird trotzdem siegen. Allein der Torhüter ist eine Wucht: Mladen Petric – der einzige FCB-Goalie, der einen Elfer abwehrte, aber nie einen Gegentreffer kassierte. In der Abwehr darf Dario Zuffi wie einst unter Karl Engel als Linksverteidiger ran. Rechts führt kein Weg an Ceccaroni vorbei. Zudem habe ich mir sagen lassen, der Michaud sei ein Toller gewesen. Das Fünfer-Mittelfeld ist Kult pur. Und im Sturm darf Gerd Strack ran – der Ersatz-Libero ist 1986 im Cup gegen Servette als Angreifer eingewechselt worden und hat mit drei Treffern die Verlängerung erzwungen. Einfach war die Trainerwahl: Mein Chef erzählt immer, Guy Mathez habe ihm einst Prügel angedroht – der Jurassier ist damit genau mein Mann!

Dominic Willimann (36)

Mit zwei Königen

1. FCB-Spiel: 1987, NLA, FCB–St. Gallen 3:4. Er spielte zwar nur eine Saison beim FCB, war aber einer der besten rotblauen Goalies ever. Deshalb hütet er, der Slowake Miroslav König, in meiner FCB-Elf das Tor als klare Nummer 1. Einige Feldspieler, die nicht auf der von der BaZ vorgeschlagenen Liste erscheinen, standen für die eine oder andere Position ebenso zur Disposition: Dario Zuffi, André Sitek oder Lars Olsen etwa. Geschafft hat es aber einzig Örjan Berg, der Publikumsliebling der Neunziger aus Norwegen. Drei meiner Elf (Ramseier, Odermatt und Hügi) habe ich leider nie spielen sehen, doch die Erzählungen der Generation vor mir reichten aus, um dieses Trio zu nominieren – Hügi übrigens im Sturm mit Marco Streller, dem «König von Basel» und somit zweiten Royalen dieser Equipe.

Fabian Kern (40)

Mit internationaler Klasse

1. FCB-Spiel: 2005, SL, FCB–FC Zürich 2:1. Als Zugezogener fällt meine Premiere bereits ins neue Stadion – und entsprechend fällt meine Wahl aus. Die letzten 13 Jahre waren die erfolgreichste Zeit der Clubgeschichte, entsprechend können nur Spieler der gehobenen internationalen Klasse aus dieser Ära in die Jahrhundertelf kommen. Von jenem Trainer, der Rotblau nach 22 Jahren wieder das Champion-Gen einpflanzte, bis zur kürzlich zurückgetretenen FCB-Ikone ist dieses Team einfach unschlagbar. Die Abwehr mit dem Power-Duo Yakin/Dragovic ist unüberwindbar, das Mittelfeld mit Rakitic und Xhaka etwas vom Besten, das es aktuell gibt, und die Offensive verspricht Torspektakel pur – Weltklasse.

Tilman Pauls (28)

Mit deutschen Wurzeln

1. FCB-Spiel: 2009, SL, FCB–Luzern 1:1. Eine Jahrhundert-Elf des FC Basel wählen? Ich? Ganz ehrlich: Für mich existiert dieser Verein seit ziemlich genau sieben Jahren. Die Älteren im Büro behaupten zwar, das würde ganz prima zu einem Erfolgsfan wie mir passen, aber ich kann ja auch nichts dafür?… Müsste ich eine Mannschaft wählen, die für mich die beste ist, dann wären das jene elf, die im Dezember 2011 Manchester United bezwungen haben. Aber das wäre ja ein auch bisschen langweilig, oder? Deswegen also einige Spieler, die in der bisherigen Umfrage noch kaum beachtet wurden – und die zeigen, dass beim FCB immer auch mal wieder deutsche Spieler ihre Spuren hinterlassen konnten.

Andreas Eugster (41)

Mit Emotionen und viel Kreativität

1. FCB-Spiel: 1994, FCB–FC Lugano 0:1. Gleich vier FCB-Legenden spielen in meiner Jahrhundertelf. Allen voran Massimo Ceccaroni. Für seinen FC Basel – den einzigen Verein, bei dem er während seiner ganzen Profikarriere gespielt hat – gab er immer alles. In der höchsten Spielklasse erzielte er kein einziges Tor, dafür verteidigte er mit Herzblut und grossem Kampfgeist. Mit Publikumsliebling und Mittelfeld-Stratege Admir Smajic und dem Offensivduo Marco Streller und «Jimmy-Goal» Gimenez schaffen es drei weitere Legenden in meine Jahrhundertelf. Hinter den Knipsern verteilt Kreativfussballer Hakan Yakin die Bälle, die ihm Bruder Murat punktgenau auf den Fuss serviert. Hinten hält Costanzo den Kasten dicht.

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