Presseschau

Basler Zeitung vom 01.07.2015

Der nächste Sohn kehrt heim

Zdravko Kuzmanovic schliesst im Mittelfeld des FC Basel eine grosse Lücke

Von Marcel Rohr und Dominic Willimann, Rottach-Egern

Als Trainer Urs Fischer und Sportdirektor Georg Heitz gestern Abend nach 18 Uhr vom Training zurück ins Mannschaftshotel kamen, machten sie einen zufriedenen Eindruck. Kurz zuvor hatte der FCB aus seiner Kommandozentrale im St.-Jakob-Park die Rückkehr von Zdravko Kuzmanovic verkündet. «Ich bin froh, dass dieser Transfer geklappt hat», meinte Heitz. Und Fischer doppelte nach: «Ich bin glücklich.»

Zdravko Kuzmanovic zurück beim FCB: Das ist der bisherige Königstransfer des Schweizer Serienmeisters in diesem Sommer. Mit dem 27-jährigen serbisch-schweizerischen Doppelbürger aus Thun wird im zentralen Mittelfeld eine Lücke geschlossen, die mit dem Verkauf von Fabian Frei zu Mainz entstanden ist.

Kuzmanovic ist nicht nur ein erstklassiger Fussballer im besten Alter, nach acht Jahren im Ausland bringt er auch Führungsqualitäten und Erfahrung auf den Platz; davon hat der FCB nach den Abgängen von Frei, Schär und Streller nicht im Übermass. Auch die finanziellen Eckdaten des Deals sind interessant. Die Basler lösen den Spieler aus einem bis 2017 laufenden Kontrakt, bezahlen dafür zwischen 2 und 2,5 Millionen Franken Ablöse. Damit nimmt der FCB auf dieser Position mehr Geld ein, als er ausgibt.

Vertrag bis 2020

Kuzmanovic selbst unterschrieb einen Vertrag bis 2020. Nach Streller, Huggel, Alex Frei, den Degen-Zwillingen, Delgado und Safari kehrt somit der nächste verlorene Sohn zurück in den Kreis der FCB-Familie. «Wir standen immer in Kontakt mit ihm», sagt Präsident Bernhard Heusler. «Es war immer mein Ziel, nach Basel zurückzukommen», liess der Spieler im Internet verbreiten. Bereits heute Abend stösst er in Rottach-Egern zu seinen neuen Teamkollegen.

Die rotblaue Clubpolitik macht sich ein weiteres Mal bezahlt. «Verdiente Spieler, die ins Ausland wollen, wollen wir durch die grosse Türe verabschieden», sagt Bernhard Heusler. Man trennt sich im Guten – und hofft Jahre später auf eine Rückkehr. Kuzmanovic verliess den FCB im Winter 2007. Da hatte er gerade mal eineinhalb Jahre in der ersten Mannschaft gespielt. Die AC Fiorentina lockte ihn nach Italien. «Damals», sagt Heitz, «war der FC Basel noch nicht dort, wo er heute ist. Für ihn war der Sprung sehr attraktiv.»

Zwei Jahre später zog es Kuzmanovic zum VfB Stuttgart, wo er Philipp Degen über den Weg lief. Der Aussenverteidiger suchte sein Glück im Schwabenland, fand es aber nicht – im Gegensatz zu Kuzmanovic. Der trumpfte derart stark auf, dass im Januar 2013 das grosse Inter Mailand aufmerksam wurde. Gleichzeitig festigte er seinen Platz in der serbischen Nationalelf; unter anderem verdrängte er Ivan Ergic, seinen Freund aus gemeinsamen FCB-Tagen, aus der Stamm­elf.

Kein Glück bei Inter Mailand

Doch in Italien fand Kuzmanovic sein grosses Glück nicht mehr. Inter Mailand hat viel von seinem Glanz verloren, der Club muss sparen, es herrschte eine wilde Transferpolitik – und in der letzten Saison brach sich Kuzmanovic obendrein noch das Handgelenk. Bei Trainer Roberto Mancini hatte er keine Chance mehr.

In den letzten Tagen lagen bei ihm diverse Angebote aus England und aus Deutschland auf dem Tisch, doch Kuzmanovic, der in Augst ein Haus besitzt, folgte seinem Herzen – nach Basel.

Geht Derlis Gonzalez?

Natürlich wird er nun etwas Zeit brauchen, um im FCB-Mittelfeld sofort stilprägend aufzutreten. «Aber er hat Biss und Wille», sagt Urs Fischer. Der neue FCB-Coach hat «Kuzis» Weg vor allem in der Bundesliga genau verfolgt.

Ob damit alle Transferaktivitäten des FCB abgeschlossen sind, ist offen. Im Raum steht ein Abgang von Derlis Gonzalez, der an der Copa America mit Paraguay für Aufsehen gesorgt hat. Die Spieleragenten bombardieren Heitz momentan mit Telefonaten; eine konkrete Offerte jedoch liegt nicht vor. Das kann sich schnell ändern.

Verlässt Gonzalez den FCB, wird der Meister mit Sicherheit einen neuen ­Flügelspieler für die rechte Seite verpflichten.?

Zurück