Presseschau

Basler Zeitung vom 10.07.2015

«Wichtig ist auch, Nein zu sagen»

FCZ-Meistertrainer Bernard Challandes ist seit April Scout beim FC Basel

Von Oliver Gut, Crans-Montana

Ein sonniger Morgen in den Walliser Alpen. Im Stade du Christ-Roi sind die Profi-Fussballer des FC Basel an der Arbeit, beobachtet von Medienvertretern und Zaungästen. Plötzlich schlendert ein bekanntes Gesicht dem Rasen entlang: Bernard Challandes ist zu Besuch. Einfach so. Einfach so? Eben nicht. FCB-Sportdirektor Georg Heitz verrät: «Er ist seit April einer unserer Scouts, arbeitet auf Mandatsbasis.» Zeit, sich mit dem 63-jährigen Neuenburger zu unterhalten.

BaZ:

Bernard Challandes, warum sind Sie FCB-Scout?

Bernard Challandes: Warum nicht? Ich habe Zeit, seit ich nicht mehr Nationaltrainer von Armenien bin. Und ich schaue mir gerne Spiele an. Ausserdem muss ich fit bleiben, dabei bleiben. Ich fühle mich mit meiner Trainerkarriere noch nicht am Ende, sondern kann mir gut vorstellen, noch einmal eine Nationalmannschaft zu trainieren.

Wieder eher etwas Exotisches, wie das für uns Armenien darstellt?

Das spielt keine Rolle. Es kann irgendeine Nationalmannschaft sein.

Beobachten Sie aus Eigeninitiative oder werden Sie stets beauftragt?

Ich werde stets vom FC Basel beauftragt. Im Normalfall ist es FCB-Chef­scout Ruedi Zbinden, der mich anruft und sagt: Flieg dorthin! Und dann geh ich nach Lissabon oder Prag, Casablanca oder Timbuktu. Einfach dorthin, wo man mich haben will.

Wie viele Spiele haben Sie bereits für den FC Basel besucht?

Wenn ich richtig zähle, dann waren das sechs Partien. Alle im April und Mai. Seither ruhen ja die Meisterschaften und gibt es nicht so viel zu beobachten. Ausserdem bin ich ja nicht der einzige Scout beim FCB.

Welchen Spieler haben Sie dem FCB schon empfohlen?

Noch keinen. Aber es geht im Scouting nicht nur um die Spieler, die man empfiehlt. Wichtig ist auch, bei einem Spieler, für den sich der Club interessiert, Nein zu sagen, nachdem man ihn ausreichend beobachtet hat. Gerade wenn man für den FC Basel arbeitet: Das ist zwar ein Schweizer Club – aber es ist vor allem auch ein Champions-League-Club. Da genügt es nicht, wenn ein Spieler gut ist. Nein, er muss sehr gut sein. Beim FCB wissen sie das ganz genau, ihr Scouting-System funktioniert prächtig. So gut, dass sie eigentlich immer eine Alternative bereit haben, wenn es darum geht, einen Abgang zu kompensieren. So muss das auch sein. Und nicht so, dass man sich erst Videos von Neuen anschaut, wenn ein Spieler den Club verlassen hat.

Sie kennen den jetzigen FCB-Trainer Urs Fischer sehr gut…

… und schätze ihn sehr. Er war mein Assistent beim FC Zürich, dann dort mein Nachfolger. Und als meine Zeit beim FC Thun endete, da empfahl ich den Berner Oberländern wiederum Urs, sagte ihnen, das sei ein Guter. Auch dem FCB konnte ich ihn nur als Kandidaten empfehlen.

Wo sind Sie schon hingereist – wo reisen Sie demnächst hin?

Also ich reise… Mal hierhin. Mal dorthin (lacht). Das kann ich Ihnen doch nicht verraten. Sonst hätten Sie vielleicht eine Idee, wofür sich der FCB interessiert.

Eben. Das hilft!

Und ich muss jetzt plötzlich dringend los… Au revoir!

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