Tages-Anzeiger vom 19.09.2015
Zu dritt kickten sie einst auf der Wiese vor dem Haus. Doch nur Luca Zuffi wurde Profi. Im Cup trifft er mit Basel auf seine Brüder Sandro und Nico, die bei YF Juventus spielen.
Florian Raz
Als die Loskugeln gezogen waren, da liefen sogleich die verschiedenen Chats der Familie Zuffi auf den sozialen Medien heiss. Auf Instagram stichelte Nico Zuffi schon mal in Richtung seines älteren Bruders: «Sorry Bro, dass es wieder nichts wird mit dem Cupsieg.» Luca Zuffi antwortete mit: «Zwei gegen eins, das ist auch unfair.» Denn so wird es sein, wenn YF Juventus morgen in der zweiten Hauptrunde des Schweizer Cups auf den FC Basel trifft: Es werden bei YF zwei Zuffis gegen den einen beim FCB spielen. Sandro (28) und Nico (23) gegen Luca (25).
Doch in erster Linie haben sich die Zuffis schlicht gefreut, dass es klappt mit dem Familientreffen. Gemeinsam haben die drei Söhne des ehemaligen Nationalstürmers Dario Zuffi einst in der Basler Vorortsgemeinde Oberwil auf der Wiese direkt vor dem Haus gekickt.
Sandro wahrscheinlich mit dem grössten Ehrgeiz, denn er erlebt als Siebenjähriger bewusst, wie der FC Basel mit seinem Vater im Angriff in die Nationalliga A aufsteigt und in der Stadt eine Euphorie auslöst. «Ich war im alten Joggeli immer mit der Mutter auf der Haupttribüne», erzählt er. Ab und an darf er mit in die Garderobe: «Das hat mich geprägt.»
Der «Fetzen» und die Schlakse
Sandro will auch Fussballer werden, wie sein Papa. Und zieht den kleinen Luca mit, als der manchmal keine grosse Lust zeigt, ins Training zu gehen. Doch je älter die Brüder werden, umso klarer wird: Wenn es einer ganz nach oben schafft, dann Luca. «Er war als Kind ein kleiner ‹Fetzen›, Nico und ich dagegen waren schlaksig, wir sind zu schnell in die Höhe geschossen», sagt Sandro.
Neid empfindet er keinen auf seinen kleineren Bruder, dem der Sprung zu den Profis gelungen ist. «Klar, hätte ich es auch gern zum besten Team der Schweiz geschafft», gibt Sandro Zuffi zu, «aber immerhin hat es für einen von uns dreien geklappt. Und ich weiss ja aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist.»
Wie Luca sind auch Sandro und Nico zu Einsätzen in der Challenge League gekommen. Heute spielen sie mit YF als Amateure in der dritthöchsten Spielklasse, der Promotion League. Manchmal schaut Luca auf dem Juchhof vorbei. Meist aber sind es Nico und Sandro, die Luca im St.-Jakob-Park zuschauen.
Das wird am Sonntag anders sein. Dann dürfen alle drei Zuffi-Brüder in die Katakomben des St.-Jakob-Parks und danach auf den Rasen – YF hat sein Heimrecht dem FCB abgetreten.
St.-Jakob-Park statt Letzigrund
Aus Sicherheitsgründen hätte der Quartierclub die Partie in den Letzigrund verlegen müssen. Und das wollte Piero Bauert nicht, der Präsident und Mann für alles bei YF. Das Geld war dabei gar nicht der Hauptgrund, die Stadt wäre YF bei der Miete stark entgegengekommen. «Daran liegt es nicht», sagt Bauert, «aber ein Letzigrund mit bloss 2000 Zuschauern? Da fehlt es komplett an Atmosphäre.»
Nun dürfte auch der St.-Jakob-Park nicht zum Bersten gefüllt sein, wenn YF vorbeischaut. Es werden nur Haupt- und Gegentribüne geöffnet sein. «Wenn es gut läuft», sagt Bauert, «kommen aus Zürich vielleicht 300 Leute mit.» Aber der Besuch im grössten Schweizer Stadion wird für die Zürcher Spieler trotzdem zum Highlight. «Wer darf schon jemals in diesem Stadion auflaufen?», fragt Trainer Stefan Goll.
Am Sonntag sind es: Zuffi und Zuffi gegen Zuffi. Und Sandro sagt mit einem Schmunzeln: «Immerhin steht so schon fest, dass mindestens ein Zuffi eine Runde weiterkommt.»