Sonntagsblick vom 18.10.2015
Das Frauenpower-Ranking
Der Schweizer Sport wird noch immer von Männern dominiert. Zumindest in den Funktionärsund Führungsetagen. Bislang haben es nur wenige Frauen dorthin geschafft. Das sind die 25 mächtigsten Frauen unseres Landes.
1. Monisha Kaltenborn (44)
Teamchefin Sauber und CEO Sauber Motorsport AG
Sie kam in Indien zur Welt, wuchs in Wien auf, studierte in London – und gebietet in Hinwil ZH über 330 Angestellte. Kaltenborn bringt eine multikulturelle Biografie mit, was bei international tätigen Firmen besonders gefragt ist. Über die Finanzbranche kam die Juristin zum Motorsport. Im Jahr 2000 übernahm sie die Rechtsabteilung von Sauber, seit 2010 ist sie die Chefin der von Peter Sauber gegründeten Firma. Zwei Jahre später übernahm sie einen Drittel der Aktien. Sauber machte sie zur Leiterin des Formel-1-Rennstalls. Sie verwaltet ein Budget zwischen 80 und 100 Millionen Franken.
Das grosse Interview: Seiten 6-7
2. Vicky Mantegazza (50)
Präsidentin HC Lugano
Vicky Mantegazza hält gleich zwei Chef-Posten inne: Seit vier Jahren präsidiert sie den HC Lugano. Sie ist die zweite Mantegazza an der Spitze des Klubs, der von 1978 bis 1991 von ihrem Vater Geo (87) geführt wurde. 2005 übernahm Vicky zudem die Führung des Immobiliengeschäftes ihrer Familie, der Mantegazza SA. Im Familienbetrieb absolvierte sie 1985 bereits ihre Lehre. Gemäss «Bilanz» verfügen die Mantegazzas über ein Familienvermögen von drei Milliarden Franken. Doch Vicky ist es leid, dass ihre Familie oft nur aufs Geld reduziert wird. «Bei uns wird Menschlichkeit gross geschrieben.»
3. Sandra Caviezel (45)
Leiterin Sponsoring CS
Die Schweizer Sportbank ist die Credit Suisse (CS). Seit 22 Jahren ist sie Sponsorin des Schweizerischen Fussballverbandes. Von den 20 Millionen Franken, die jährlich in Sport und Kultur fliessen, sei «ein grosser Teil für Fussball reserviert», sagt die CS-Sponsoring-Verantwortliche Sandra Caviezel. Neben dem Fussball ist sie bei der CS zuständig für das European Masters in Crans Montana (Golf) und das Winterpferderennen White Turf in St. Moritz. Zudem kümmert sie sich um die Credit Suisse Sports Awards. Caviezel entwickelt Ideen und Sponsoring-Strategien – und sie setzt sie um. Ein Gremium verschiedener Bankstellen fällt die Entscheide. Für den CS-Markenbotschafter Roger Federer ist Caviezel aber nicht zuständig.
4. Ruth Ospelt (56)
Präsidentin FC Vaduz
Die einzige Präsidentin der Super League ist gelernte Keramikmalerin. Mit Fussball hatte Ruth Ospelt in jungen Jahren wenig am Hut. «Wie viele Mädchen bin ich auf den Fussballplatz gegangen und habe mich in einen Jungen verknallt», sagt sie. Seit 2013 ist sie Klubpräsidentin. Ihr Trainer Giorgio Contini meint: «Sie hat eine sehr hohe Sozialkompetenz und trifft auch die Zwischentöne.» Und sie hat Erfolg: Mit ihr stieg Vaduz nicht nur in die Super League auf, der Klub schaffte dieses Jahr auch erstmals in der Geschichte den Klassenerhalt. Sie arbeitet zwar unentgeltlich, buttert aber kein Geld in den Klub. Heinrich Schifferle, Präsident der Swiss Football League beschreibt sie so: «Sie ist stark und positiv. Es tut gut, dass das andere Geschlecht vertreten ist.»
5. Heliane Canepa (67)
VR-Delegierte FC Zürich
Heliane Canepa ist es eigentlich gewohnt, bei Rankings an der Spitze zu stehen. 1995, 2000 und 2006 wurde die Managerin als Schweizer Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Klar, kann eine Frau mit ihrem Know-how auf Dauer nicht nur Gattin des FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa sein. So wird sie VR-Delegierte und Mehrheitsaktionärin – also die First Lady beim FC Zürich. Ohne ihre Zustimmung geht nichts. Die gebürtige Österreicherin hat Freude an dem, was sie tut und interessiert sich für alles. «Gwundrig» sei sie schon immer gewesen, sagt sie. Als Heliane beim FCZ einstieg, hat sie alles akribisch durchforstet, jeden Vertrag, jeden Kostenpunkt geprüft. Klar kam das nicht überall gut an. Ancillo sagte damals: «Der Teufel liegt oft im Detail. Sie ist wie ein guter Stürmer, der dorthin geht, wo es wehtut.»
6. Nayla Hayek (64)
VR-Präsidentin Swatch Group
Ohne Sponsoring-Gelder der Swatch Group mit ihren verschiedenen Uhrenmarken ginge es dem Schweizer Sport finanziell wesentlich schlechter. Eine kleine Auswahl der Unterstützer: Omega ist Hauptsponsor des European Masters in Crans Montana, Certina unterstützt Sauber und Swatch investiert gross im Beachvolleyball. Nayla ist die Tochter von Swatch-Group-Gründer Nicolas, der 2010 verstarb.
7. Mirka Federer (37)
Ehefrau von Roger Federer und Stiftungsrätin der Roger-Federer-Foundation
«Als wir uns kennenlernten, hatte ich noch nichts gewonnen. Das zeigt, was für eine wichtige Rolle Mirka in meinem Leben spielt. Ich wäre längst zurückgetreten, wenn sie mich nicht gerne begleiten würde», sagt Federer über seine Frau, mit der er vier Kinder hat. Die ehemalige Tennis-Spielerin sitzt auch im Stiftungsrat der Roger-Federer-Stiftung.
8. Dora Andres (58)
Präsidentin Swiss Shooting
Seit 2009 präsidiert Andres den fünftgrössten Sportverband der Schweiz (über 131 000 Mitglieder). Damals setzte sie sich an der Delegiertenversammlung klar gegen einen Mann durch. Die oberste Schützin des Landes hat auch eine Vergangenheit als Politikerin. Zwischen 1998 und 2006 sass Andres für die FDP im Berner Regierungsrat.
9. Doris Rechsteiner (47)
Geschäftsführerin Schweizer Sporthilfe
Für viele Schweizer Sportler ist die Sporthilfe finanziell überlebenswichtig. Alleine im vergangenen Jahr zahlte sie 3,74 Millionen Franken an Athleten aus. Damit gehört das Team um Geschäftsführerin Rechsteiner zu den wichtigsten Sportförderern der Schweiz. Die gebürtige Appenzellerin war zuvor Geschäftsführerin von Swiss Triathlon.
10. Corinne Schmidhauser (51)
Präsidentin Antidoping Schweiz
Antidoping Schweiz ist das unabhängige Kompetenzzentrum der Dopingbekämpfung in der Schweiz. An ihrer Spitze steht eine bekannte ehemalige Sportlerin: Corinne Schmidhauser. Die Bernerin gewann vier Weltcup-Slaloms. Nach ihrem Karriereende 1989 erwarb die zweifache Mutter das Anwaltspatent und ging in die Politik. Schmidhauser ist zurzeit auch Leiterin der Sportschulen Feusi. Ehemalige Schüler dort: Anita Weyermann, Mark Streit oder Roman Josi.
11. Bettina Würth (54)
Beiratsvorsitzende Würth-Gruppe
Die Würth-Gruppe gehört(e) zu den grössten Sport-Sponsoren des Landes. Von 2005 bis 2012 war sie Hauptsponsor der Tour de Suisse. Zurzeit unterstützt sie den Schweizer Fussball-Cup und den Spengler Cup. Die vierfache Mutter Bettina Würth überwacht und begleitet als Beiratsvorsitzende das aktive Geschäft der Unternehmensgruppe.
12. Lynette Federer (63)
Mutter von Roger Federer, Stiftungsrätin Roger-Federer-Foundation
Sie ist vielleicht die bekannteste Mama der Schweiz. Zusammen mit ihrem Mann Robert schaffte sie für Roger den Freiraum, den dieser benötigte, um sein Talent zu entfalten. Heute ist sie im Stiftungsrat der Roger-Federer-Foundation aktiv, von deren Projekten derzeit eine Viertelmillion Kinder in den ärmsten Teilen Afrikas profitieren.
13. Nayla Stössel (34)
Präsidentin CSIO St. Gallen
Nayla Stössel ist in einer Familie von Pferdeliebhabern aufgewachsen. Seit vier Jahrzehnten sind die Stössels passionierte Züchter von Araberpferden. Ihr Vater Peter (? 69) hat den CSIO St. Gallen in seinen 25 Jahren als OK-Präsident zu einem international anerkannten Springreit-Turnier aufgebaut. 2013 übernahm Nayla die Führung von ihrem Vater, der nur wenige Monate später nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb.
14.Barbara Bigler (48)
Direktionsmitglied FC Basel
Eine «enorme Bedeutung», habe Bigler für den FCB, sagt Präsident Bernhard Heusler. Die gelernte kaufmännische Angestellte ist dem Klub seit 25 Jahren treu und ist seit 2007 Geschäftsführerin und Mitglied der Direktion. Verantwortlich für den Spielbetrieb und zuständig für die internationalen Beziehungen. Wenn in Nyon oder Monaco die Champions-League-Gegner ausgelost werden, schickt der FCB Frau Bigler. Wenn die Delegationen der gegnerischen Teams in Basel ankommen, werden sie von ihr in Empfang genommen. «Dadurch hat sie sich ein grosses Netzwerk aufgebaut», so Heusler. Auch aufgrund ihrer tollen Arbeit hat die Uefa den Europa-League-Final nach Basel vergeben.
15. Christiane Jolissaint (54)
Fed-Cup-Teamchefin und Vize-Präsidentin Swiss Tennis
Seit fast zwei Jahrzehnten wirkt die ehemalige Nummer 28 der Tennis-Welt in verschiedenen Funktionen beim drittgrössten Schweizer Sportverband. Zwischenzeitlich amtete sie sogar als Davis-Cup-Captain. Derzeit ist die Bielerin Fed-Cup-Teamchefin und Vize-Präsidentin bei Swiss Tennis.
16. Susanne Ruoff (57)
CEO Post, VR PostFinance
Seit 2001 ist Postfinance die Hauptsponsorin des Schweizerischen Eishockeyverband und der National League. Vor allem der Nachwuchs liegt dem gelben Riesen am Herzen. Ruoff ist bei der PostFinance zwar «nur» Verwaltungsrätin, als CEO der Post hat ihr Wort aber Gewicht.
17. Claudia Lässer (38)
Sportleiterin und Moderatorin Teleclub
Aus der Miss Ostschweiz 1996 wurde mittlerweile eine einflussreiche Sport-Journalistin. Als Sportleiterin des Pay-TV-Senders Teleclub ist sie in einer wichtigen Funktion und entscheidet mit, was Sie zu sehen bekommen.
18. Suzanne Thoma (53)
CEO BKW
Anfang des Jahres vereinbarten BKW und Swiss-Ski ein dreijähriges Sponsoring-Engagement. An der Spitze des Strom-Riesen steht CEO Suzanne Thoma. Die zweifache Mutter gilt als knallharte Managerin.
19. Gigi Oeri (59)
Finanziert den FCB-Campus
Ohne sie wäre der FC Basel heute nicht das, was er ist: der Klassen-Krösus des Schweizer Fussball. Zwischen 2006 und 2012 war Oeri FCBPräsidentin. Mittlerweile hat sie sich zwar zurückgezogen, doch Geld fliesst noch immer. Und zwar in den FCB-Campus. Denn Oeri hat zugesichert, jährlich 2,6 Millionen Franken beizusteuern.
20. Florence Koehn (53)
Mitglied Swiss-Ski-Präsidium
2011 wurde die Westschweizerin nach 107-jähriger Geschichte als erste Frau ins Präsidium von Swiss-Ski gewählt. Präsident Urs Lehmann: «Sie verfügt über hervorragende Kenntnisse im Skisport.»
21. Melanie Molitor (58)
Trainerin Belinda Bencic
Als Mutter und Trainerin führte sie ihre Tochter Martina Hingis an die Tennis-Weltspitze. Die gebürtige Slowakin mit dem Lockenkopf steht damit auch am Ursprung des Schweizer Tennis-Wunders. 1998 amtete sie auch als Fed-Cup-Captain. Molitors fachliche Qualität ist unbestritten, was nun der Erfolg von Belinda Bencic eindrücklich beweist. Noch heute trainiert die 18-jährige Himmelsstürmerin regelmässig mit Molitor, an die Turniere begleitet sie hingegen nur Papa und Trainer Ivan.
22. Steffi Buchli (37)
SRF-Moderatorin
Sie ist das weibliche Aushängeschild des Schweizer Fernsehens. Vor allem in der Eishockey-Szene ist sie verankert. Nicht nur beruflich, sondern auch privat, denn ihr Mann ist Florian Kohler, der CEO von Swiss Icehockey.
23. Kathrin-Hager (52)
Geschäftsführerin Ski-Weltcup in Adelboden
Nebst Wengen das Schweizer Highlight im Ski-Weltcup-Kalender: die Rennen in Adelboden. Mittendrin eine Frau: Geschäftsführerin Hager.
24. Ariane Ehrat (54)
CEO Engadin St. Moritz Tourismus
Als Skirennfahrerin holte sie 1985 in Bormio WM-Silber in der Abfahrt. Heute ist sie CEO von Engadin St. Moritz Tourismus. Das nächste grosse Highlight: die Ski-WM 2017 in St. Moritz.
25. Barbara Artmann (54)
CEO Künzli SwissSchuh
Dank der Deutschen können verletzte Sportler wieder gehen, denn Sportler mit Fussverletzungen vertrauen bei ihrer Rehabilitation gerne auf Künzli-Schuhe.
Ausser Konkurrenz
Katharina Liebherr (Eigentümerin des FC Southampton) und Margarita Louis-Dreyfus (Eigentümerin von Olympique Marseille) tauchen in diesem Ranking nicht auf, weil sie hauptsächlich im Ausland aktiv sind.