Basler Zeitung vom 19.11.2015
Auch innerhalb des Shoppingcenters St.-Jakob-Park gilt bei Fussballspielen Depotpflicht
Von Martin Regenass
Basel. Ab Januar gilt die neue Mehrwegbecherregel auch im St.-Jakob-Park. Diese verlangt an öffentlichen Veranstaltungen, dass auf 0,5-Liter-PET-Flaschen ein Pfand erhoben werden muss. Bier darf zudem nicht mehr in Einweg-Plastikbechern ausgeschenkt, sondern muss in Mehrwegbechern verkauft werden. Wie aus einer Verordnung des Amts für Umwelt und Energie (AUE) hervorgeht, beschränkt sich diese Regel aber nicht nur auf die Verpflegungsstände innerhalb und ausserhalb des St.-Jakob-Stadions. Betroffen sind auch Geschäfte im Food- und Restaurationsbereich im Shoppingcenter unterhalb des heiligen Rasens.
Laut der Verordnung müssen diese Betriebe Depot auf PET-Flaschen im Zeitraum von zwei Stunden vor und eine Stunde nach einem FCB-Spiel verlangen. Neben Manor, Denner und Coop sind dies die Gastronomiebetriebe wie Nooch, Da Graziella, das Manora-Restaurant oder Subway. Letzterer verkauft Sandwiches und Getränke. Subway-Geschäftsführer und -Lizenznehmer Thomas Lingner hält diese neue Verordnung für «weltfremd», wie er der BaZ sagt.
Spiele der FCB beispielsweise an einem Donnerstag um 19 Uhr, dann müsse Subway laut der Verordnung ab 17 Uhr Pfand auf PET-Flaschen verlangen. Bediene Subway Kunden, welche ab diesem Zeitpunkt ein Sandwich und ein 0,5-Liter-Cola-Getränk mit nach Hause nähmen, dann müssten diese, falls sie überhaupt wieder ins St.-Jakob-Shoppingcenter zurückkehrten, die PET-Flasche wieder zurückbringen, um das Depot rückerstattet zu erhalten. «Für meinen Betrieb bedeutet dies kurzfristig möglicherweise eine Einnahmequelle. Langfristig droht der Kunde allerdings verloren zu gehen. Er fühlt sich ungerecht behandelt, weil er merkt, dass er bei mir zwei Franken mehr bezahlt hat», sagt Lingner.
Individuelles System
Hinzu käme, dass die Leute vor Spielen die Getränke dann ausserhalb des Stadions kaufen würden, weil sie dort ihre PET-Flaschen länger zurückgeben könnten. Das Shoppingcenter schliesst seine Tore unter der Woche um 20 Uhr, am Samstag um 18 Uhr.
Lingner: «Für mich bedeutet dies einen Wettbewerbsnachteil. Jene Anbieter ausserhalb des Stadions würden bevorteilt, weil die Kunden die Flaschen dort länger zurückbringen könnten.» Damit Subway am Ende des Monats wegen des Pfandsystems eine ausgeglichene Kasse habe, müsste laut Lingner jeder Betrieb ein eigenes Jetonsystem entwickeln und anbieten.
Wirteverband verspricht Hilfe
Wer also bei Subway eine PET-Flasche kauft, erhält einen Jeton von Subway dazu. Nur mit diesem Jeton und der Flasche könnte der Kunde dann die zwei Franken zurückerhalten. «Bietet man nur einen Jeton an für alle Betriebe, kann jeder seine PET-Flasche zurückbringen und zwei Franken verlangen. Das würde mir dann Mehrkosten bescheren», sagt Lingner.
Seine grösste Angst sei, dass er mit dem Pfandsystem Umsatzeinbussen erleide, weil Kunden unzufrieden werden könnten und nicht mehr kämen. «Der Kunde sieht sich heute schon betrogen, weil er in der Schweiz gegenüber dem Ausland höhere Preise bezahlen muss. Kommt jetzt noch diese Verteuerung mit dem Depot hinzu, dann büssen wir an Glaubwürdigkeit ein», sagt Lingner.
Beim Wirteverband Basel-Stadt heisst es auf Anfrage, dass man sich der Problematik annehmen wolle. «Offenbar gibt es für diese Verordnung eine umweltschutzgesetzliche Grundlage», sagt Vorstandsdelegierter Maurus Ebneter. Es dürfe aber nicht sein, dass wegen dieser Regelung die Spiesse der Anbieter ungleich lang würden. «Der St.-Jakob-Park liegt an der Kantonsgrenze. Da müssen sich Anbieter aus Muttenz oder Münchenstein nicht an diese Mehrwegregel halten, was zu Wettbewerbsverzerrungen führt, weil die Leute ihre PET-Flaschen dann in Muttenz holen», sagt Ebneter. Der Wirteverband werde die Situation genau anschauen und den betroffenen Betrieben seine Hilfe anbieten. Ebneter: «Basel-Stadt geht bei ökologischen Fragen immer etwas gar weit. Aber auch Umweltschutzgesetze müssen gewisse Kriterien erfüllen.»
Das Amt für Umwelt und Energie nimmt auf Anfrage keine Stellung zu Fragen zum Sachverhalt. Generalsekretärin Brigitte Meyer: «Der Entwurf der Abfallverordnung befindet sich in einer verwaltungsinternen Vernehmlassung. In der Folge werden die Anregungen bearbeitet, der Entwurf fertiggestellt und dem Regierungsrat zum Beschluss unterbreitet.» Subway-Franchisenehmer Lingner erfuhr vor drei Tagen, dass auch sein Betrieb ab 1. Januar betroffen ist.