Basler Zeitung vom 16.12.2015
PET-Flasche ist vor dem St.-Jakob-Park noch erlaubt – Coop-Pronto-Tankstelle kritisiert Aluminiumdosenverbot
Von Martin Regenass
Basel. Dass Matchbesucher des FC Basel vor dem Spiel aus dem Tram steigen und vor dem Stadion ein Bier aus einer Aluminiumdose vom Kiosk oder dem «Eiche»-Stand trinken: Diese Zeiten sind vorbei. Denn ab Rückrundenstart Anfang Februar gilt in einem Rayon in und um den St.-Jakob-Park ein Verkaufsverbot von 0,5-Liter-Bier- und anderen Getränkedosen aus Aluminium. Die Dauer ist von einer Stunde vor Spielen und anderen Veranstaltungen bis eine Stunde danach festgelegt. Betroffen davon sind etwa die Detailhändler und Take-aways im Shoppingcenter St.-Jakob-Park, die Wurst- und Getränkestände sowie die Kioske vor dem Stadion, aber auch die Coop-Pronto-Tankstelle an der Brüglingerstrasse.
Die Dosen-verbietende Behörde ist das Amt für Umwelt und Energie (AUE) aus dem Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt von SP-Regierungsrat Christoph Brutschin. «Wir müssen die Bierdose aus Aluminium aufgrund des Umweltschutzgesetzes Basel-Stadt verbieten», sagt Matthias Nabholz, Leiter des AUE. Der Grosse Rat habe im Gesetz festgelegt, dass an öffentlichen Veranstaltungen auf die abfallintensiven Einwegverpackungen verzichtet werden müsse. An deren Stelle sei umweltfreundliches Mehrweggeschirr zu verwenden. Die Getränkeanbieter vor dem Stadion sind künftig verpflichtet, das Bier in einen Mehrwegbecher aus Plastik einzuschenken.
Auffallend am Gesetz ist, dass das AUE zwar die Aluminium-«Hülse» verbietet, nicht aber die PET-Flasche. Caterer, Kioske und der Tankstellen-Shop dürfen somit weiterhin Coca-Cola, Rivella oder Fanta in Behältnissen aus Polyethylenterephthalat (PET) verkaufen. Dies, obwohl es sich bei Aluminiumdosen, wie eben auch bei PET-Flaschen, um Getränkeverpackungen handelt, die in einem Recyclingprozess wiederverwertet werden können.
Nabholz verweist auch zu dieser offenkundigen Ungleichbehandlung zweier Getränkeverpackungen auf das Umweltschutzgesetz. Dieses halte fest, dass Getränke und Esswaren zum Sofortverzehr «in bepfandetem Mehrweggeschirr und bepfandeten PET-Flaschen» abgegeben werden müssten. Die Aluminiumdose, obschon man auch darauf ein Pfand erheben könnte, ist also vom Grossen Rat von der Veranstaltung ausgeschlossen worden. Weshalb aber die PET-Flasche nicht? Auch Coca-Cola und Co. könnte an Zapfhahnen von Getränkeanlagen in Mehrwegbechern ausgeschenkt werden. AUE-Leiter Nabholz: «PET-Flaschen sind wegen ihrer Wiederverschliessbarkeit mit dem Deckel sehr beliebt und verbreitet. Daher wurden sie vom Gesetzgeber als Alternative zugelassen.»
Widerstand ist zwecklos
Vom Dosenverkaufsverbot betroffen ist auch die Coop-Pronto-Tankstelle an der Brüglingerstrasse. Sie liegt an einer Strasse, die von FCB-Fans als Einfallachse zum und weg vom Stadion benutzt wird. Der eine oder die andere kauften dort beim Vorbeigehen bis anhin Bier in Dosen, um es vor dem Stadion zu konsumieren (im Stadion selber werden keine Dosen verkauft). Die Tankstelle liegt neu im vom AUE definierten Rayon mit dem Dosenverbot. Nabholz begründet: «Für alle Beteiligten im Rayon sollen die gleichen Spielregeln gelten.»
Nicht so bewertet Sabine Schenker, Mediensprecherin der Coop Mineraloel AG, diese vermeintliche Gleichbehandlung: «Aus Sicht des Detailhandels wird dieses Ziel nicht erreicht. Unser Coop-Pronto-Shop ist klar benachteiligt, da wir kein Gastronomiekonzept aufweisen.» Die Tankstelle sei kein Gastronomiebetrieb mit Zapfhahnen für das Bier und sollte dementsprechend anders bewertet werden. Die Coop Mineraloel AG habe daher einen Vorstoss beim AUE unternommen. «Wir haben empfohlen, ein Dosenpfand analog des PET-Pfands einzuführen», sagt Schenker. Der Rücklauf der Getränkeverpackungen könne sowohl bei PET wie auch bei Aludosen gleichermassen eingehalten werden. «Der Recycling-Prozess ist über die Coop-Logistik sichergestellt», sagt Schenker. Das AUE habe den Antrag allerdings abgelehnt.
Der Detailhandel habe laut Schenker wegen des fehlenden Gastronomiekonzepts fast keine Möglichkeit, Bier während Veranstaltungen zu verkaufen. Die Caterer vor dem Stadion hingegen, die Bier im Offenausschank verkauften, seien von der Dosenproblematik nicht betroffen.
Die Coop Mineraloel AG überlege sich wegen dieser Wettbewerbseinschränkung aktuell aber keine rechtlichen Schritte gegenüber den Behörden. «Diese Regulierung entspricht leider der allgemeinen Tendenz, den wirtschaftlichen Spielraum von Unternehmen einzuschränken», sagt Schenker. Betroffen sein werden vom Dosenverbot und PET-Pfand auch Leute auf der Durchreise, die nicht an die Spiele gehen. Schenker: «Für sie wird diese Regelung schwer verständlich sein. Aber sie werden an der Tankstelle informiert werden.»