Basler Zeitung vom 18.01.2016
Albian Ajeti freut sich auf die Bundesliga – von einer Flucht aus Basel will er nichts wissen
Von Tilman Pauls, Marbella
Da steht Albian Ajeti nun also in seinem weissen Trikot mit der Nummer 17 und tut so, als sei das alles ganz normal, was in den letzten Tagen mit ihm passiert ist. Ja, er müsse vor dem Rückrundenstart noch mal kurz nach Basel zurück. Ein paar Sachen packen, die man so zum Leben brauche. Aber abgesehen davon sei er bereit für sein neues Leben als Fussballer des FC Augsburg. Er wohne zwar zum ersten Mal alleine, aber sein Vater komme vorerst mit nach Deutschland und zur Not sei Marwin Hitz auch noch da. Oder Raul Bobadilla. Wobei man sich fragen muss, ob ausgerechnet Bobadilla der Richtige ist, wenn es um seriöse Erziehungstipps geht.
«Ich freue mich», sagt Albian Ajeti nach dem Testspiel zwischen Basel und Augsburg, «das ist ein Abenteuer und ich bin ein Typ, der Abenteuer mag.» Kein Blick zurück. Aber vielleicht ist das für einen jungen Mann, der sein ganzes Leben in der Umlaufbahn des FC Basel verbracht hat, selbstverständlich. Dass es immer nur nach vorne geht und nie zurück. «Ich danke dem FCB für alles – aber jetzt kommt das nächste Kapitel.»
Dabei wäre doch gerade jetzt ein guter Moment, um in Ruhe nochmal darüber nachzudenken, was eigentlich alles passiert ist zuletzt. Immerhin ist Ajeti innerhalb von wenigen Wochen von der Basler Nachwuchshoffnung, die einen ähnlichen Weg wie Breel Embolo hätte einschlagen sollen – so zumindest die Hoffnungen –, zum Degradierten in den eigenen Nachwuchs und danach zum Bundesligaspieler geworden. «So schnell kann es im Fussball gehen. Ich wollte den Schritt ins Ausland jetzt wagen», sagt Ajeti, «und in Augsburg habe ich die besten Voraussetzungen, um mich noch weiter zu entwickeln.»
Ajetis Unruhe
Für ihn war schnell klar, dass er eine Alternative braucht, um nicht in der U21 in Vergessenheit zu geraten. Es gab mehrere Angebote für Ajeti, einige aus Deutschland, ein paar aus England. Dass aber plötzlich alle von einem Wechsel zu Newcastle schrieben, das hat er auch nicht verstanden. «Gerüchte, alles Gerüchte», sagt Ajeti. Dabei ist zu hören, dass der junge Stürmer sich sehr wohl mit dem Club auseinandergesetzt hat. Doch Augsburg bot am Ende das beste Paket. «Der Vorstand hat sich sehr um mich bemüht und der Verein weiss, dass ich Potenzial habe – sonst hätte er mich nicht verpflichtet», sagt Ajeti. Probleme mit einem gesunden Selbstvertrauen hatte er ohnehin noch nie.
Trotzdem: Dieser schnelle Wechsel wirkt wie eine Flucht vor dem FC Basel. Dass Ajeti und der FCB sich auf dem Weg zu einer Vertragsverlängerung nicht finden konnten und der Spieler anschliessend gleich das Weite suchte, das passt ins Bild des ungeduldigen Stürmers, dessen Umfeld ebenfalls nicht mit grosser Gelassenheit agieren soll. Ajeti sagt nur: «Im Fussball gibt es überall Konkurrenz, nicht nur in Basel, sondern auch beim FC Augsburg.» Aber natürlich hofft er insgeheim, dass er in Augsburg regelmässiger wird spielen können als bei den Profis des FCB.
Weinzierls Pläne
Was Ajeti tatsächlich in Augsburg erwartet, das kann keiner vorhersehen. Wie auch, wenn sogar sein Trainer, Markus Weinzierl, noch nicht sagen kann, wie er mit Ajeti plant? Vermutlich wird er behutsam an den Profikader herangeführt und darum mehrheitlich auf der Bank sitzen. Aber was, wenn der 18-Jährige plötzlich spielt und trifft? Zwar haben die Augsburger mit Bobadilla, Tim Matavz, Dong-Won Ji, Nikola Djurdjic und eben Ajeti mehr als genug Stürmer. Aber Weinzierl hat oft genug betont, dass er Bobadilla lieber auf dem Flügel sehe und auch mal mit zwei Stürmern spielen wolle. Darum ist ja jetzt Ajeti da: ein preisgünstiges Talent, das sie in Augsburg formen wollen.
Albian Ajeti wird das alles auf sich zukommen lassen. Nach dem Testspiel gegen seinen ehemaligen Club steht er noch lange auf der Tartanbahn, ehe ein Assistenztrainer der Augsburger ihn zum Auslaufen bittet. Ajeti trabt los und innerhalb von wenigen Minuten hat sich auf dem Rasen von Marbella eine Laufgruppe gefunden, die keine Mannschaftsfarben kennt. Breel Embolo hüpft an der Seite von Nationalmannschafts-Torhüter Marwin Hitz entlang, während Albian Ajeti sich in Ruhe mit Michael Lang unterhält.
Es sind die vorerst letzten Runden, die der 18-jährige Ajeti im Umkreis des FC Basel absolviert. Die letzten Meter in der Vergangenheit. Nach vorne schauen kann Albian Ajeti dann noch früh genug.