Presseschau

Basler Zeitung vom 12.02.2016

Der Kaiser des Campus

Benno Kaiser kämpft beim FC Basel für den Frauenfussball – und hat bald neue Ziele

Von Seraina Degen

Basel. Ein Jahr gab sich Benno Kaiser Zeit. Ausser ihm war niemand da, der diese Aufgabe übernehmen wollte. Also stellte er sich zur Verfügung. «Ich habe mir gedacht, ich schaue einfach mal, wie es so läuft», sagt er rückblickend über seinen Start als Verantwortlicher Frauenfussball beim FC Basel vor sieben Jahren. «Dem Frauenfussball möchte ich beim FCB Raum zur Entfaltung geben. Ich mag es sehr, immer wieder neue Projekte zu haben, wo ich mich verwirklichen kann», sagt der 62-Jährige. Dasjenige mit dem Frauenfussball beim FCB war genau auf ihn zugeschnitten.

Es passt immer noch und sitzt so gut wie seine Kleidung. Egal, ob Benno Kaiser im Büro weilt oder sich draussen ein Spiel ansieht, er ist stets gut angezogen. Nie sieht man ihn ohne Hemd und Kittel. Stilvoll und prächtig ist auch sein Büro – Kaiser ist sozusagen der Herrscher über den Nachwuchs-Campus Basel. Als Geschäftsführer der Stiftung – bei der er 14 Mitarbeitern vorsteht – hat der Chef das schönste von allen mit einem «traumhaften Ausblick» direkt auf den Vorplatz und das Hauptfeld.

«Die Durchmischung von Spielern, Trainern und Angestellten hier gefällt mir», sagt Kaiser und blickt durch die grosse Glasscheibe seines Büros. Die vielen Dossiers liegen in Plastikmäppchen geordnet auf dem Pult, wo nicht mehr als ein Laptop, ein Drucker sowie ein Foto von seinem Neffen Nico steht. «Ich mag es aufgeräumt.»

Dumme Sprüche

Während seiner Amtszeit als Verantwortlicher Frauenfussball hat er bislang nicht nur zugeschaut, sondern auch seine Spuren hinterlassen. Er hat die ganze Abteilung strukturiert, die heute vier Teams umfasst. Er liebe den Frauen­sport, sagt Kaiser, aber Vergleiche zwischen dem Männer- und Frauenfussball mag er nicht. Kaiser ist überzeugt, dass der Frauenfussball seine Berechtigung habe – auch beim FC Basel. Er ist es, der sich bei Rotblau für die Frauenabteilung starkmacht und sie nicht selten auch verteidigen muss. Dumme Sprüche ist er sich gewohnt, sie prallen an ihm ab wie ein Schuss gegen den Pfosten. «Es ist doch so», sagt Kaiser, «das Budget für die FCB-Frauen­abteilung ist beim gesamten Aufwand nur etwa ein Promille. Es muss also niemand darunter leiden, die Verhältnisse sind absolut im Rahmen.»

Doch die momentane sportliche Situation befriedigt ihn nicht. Dass das Fanionteam und Aushängeschild in der NLA derzeit nur Vierte ist, das «stresst» Benno Kaiser. «Aus jetziger Sicht ist der Meistertitel in dieser Saison kein Thema mehr. Vielmehr müssen wir das Team zuerst wieder aufbauen und stabilisieren.» Während er darüber spricht, sinkt er ein bisschen tiefer in den roten Bürosessel hinein.

So ruhig und nachdenklich sieht man ihn selten. Normalerweise ist da immer viel Gestik, wenn er spricht; auch legt er gerne einmal freundschaftlich den Arm auf die Schultern seines Gegenübers. So richtig ruhig oder gar still ist Benno Kaiser nur, wenn er auf die Jagd geht. Sein Hobby neben dem Fussball, seit er 1991 das Patent gemacht hat. Das Präsidium der Jagdgesellschaft Ettingen ist nicht sein einziges Ehrenamt. Auch der Supportervereinigung des FC Ettingen steht er vor, «seinem Verein», dem er als Zwölfjähriger beigetreten ist und wo er «direkt neben dem Rasenfeld» aufgewachsen ist.

Heute ist er mit seiner Lebenspartnerin – mit der er seit über 40 Jahren zusammen ist – in Nenzlingen wohnhaft. Ich bin gerne zu Hause, aber nicht sehr oft», gesteht er. An den Wochen­enden ist er auf den Fussballplätzen anzutreffen; meist kommt er erst spät heim. Abschalten vom hektischen Alltag ist kein Problem: «Ich komme nach Hause, lege mich ins Bett und schlafe.»

Grosse Träume

«Ich habe in meiner Aktivzeit bei Ettingen schnell gemerkt, dass ich die Fäden lieber neben als auf dem Platz ziehe. Ich wollte organisieren, hatte Träume und Visionen.» Im Alter von 20 Jahren sass Kaiser also bereits im Vorstand und wollte, «dass beim FC Ettingen etwas Grosses entsteht. Ich glaubte daran, dass wir in der 2. Liga spielen können.» Dieser Glaube dauerte dann genau eine Saison. Diese Episode passt gleichwohl zu seinem Leben und seiner Karriere. Egal ob im Sport oder im Beruf: Benno Kaiser will das, was er anpackt, immer grösser, besser und professioneller machen. Ganz nach dem Motto: Stillstand ist Rückschritt. Kann er sich für eine Idee begeistern, dann krempelt er die Ärmel hoch und packt an.

So war es auch im August 1999, als ihn Pascal Stöckli, der damalige Präsident des FC Ettingen, anrief und um Hilfe bat. Kaisers Macher-Qualitäten waren gefragt, er solle den FCB-Nachwuchschef Marcel Hottiger dabei unterstützen, für die jungen Spieler KV-Lehrstellen zu finden. Gemeinsam mit Hottiger ging Kaiser also zum ersten Treffen, das beim Kiosk auf den Sportanlagen St. Jakob stattfand: «Da standen Ruedi Zbinden und Salve Andracchio mit zehn Spielern, die nebst dem Fussball keine Beschäftigung hatten. Mir war klar, da muss etwas gehen», erinnert er sich.

So begann Kaiser seine Laufbahn beim FCB, indem er zuerst Sprachkurse anbot und wenig später die erste Sportklasse ins Leben rief. Schüler der ersten Stunde war auch ein gewisser Philipp Degen. Zwei Jahre lang war Kaiser die Koordinationsstelle zwischen Schule und Club, seit der Gründung des eigenen Consulting-Unternehmens 2002 ist er auf Mandatsbasis angestellt.

Persönlicher Höhepunkt

Laufend kamen neue Aufgaben hin­zu. So baute er gemeinsam mit Peter Knäbel die FCB-Nachwuchsabteilung auf. «Peter brachte das fussballerische Know-how ein, ich das unternehmerische.» Der Höhepunkt seines Schaffens war die Erstellung des Campus – «die Verwirklichung eines Traums», wie er es nennt. Die Aufbauphase beim Campus-Projekt bezeichnet Benno Kaiser als abgeschlossen, nun befindet es sich in der Umsetzungsphase. Bis Mitte 2017 will er noch mitmachen, danach plant er, sich zurückzuziehen und die operative Leitung abzugeben. «Mein Job ist ein Privileg. Aber ich brauche die Abwechslung.»

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass bereits eine nächste, reizvolle Aufgabe auf ihn wartet: Kaiser hat die Arcadia Sprachschule gekauft. Es wird sein neues Projekt. Wenn Benno Kaiser etwas nicht mag, dann ist es Routine.

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