Presseschau

Basler Zeitung vom 13.09.2016

Hool-Schlägerei war wohl geplant

Politiker will Polizei im Stadion

Von Jonas Hoskyn

Basel. Das «kleinere Scharmützel» (O-Ton Baselbieter Polizei) zwischen Fans des FC Basel und des Grasshopper Clubs Zürich im Vorfeld des Fussballspiels am Samstagabend war offenbar als grosse Feld-Wald-Wiesen-Schlägerei zwischen den rivalisierenden Fangruppierungen geplant. Dafür gibt es verschiedene Indizien. Auch ein knapp zweiminütiges Video des Intermezzos zeigt, dass die Aktion kaum spontan abgelaufen ist. Klar ist: Gegen 18 Uhr stoppt der Zürcher Fanzug ausserplanmässig am Bahnhof Muttenz, nachdem die Notbremse gezogen wurde. Rund 100 GC-Fans verlassen den Zug und ziehen auf eine bereits wartende Gruppe – offenbar die FCB-Fans – zu. Bevor die Situation allerdings eskaliert, schreitet ein Grossaufgebot der Polizei ein. Die Zürcher Fans rennen zurück in den Zug und auch die Basler verziehen sich. Nach zwei Minuten ist der ganze Spuk wieder vorbei.

Der Umstand, dass beim Halt des Zugs sofort eine Basler Gruppe bereitstand und auch das Verhalten der Fans während des Videos lässt keinen anderen Schluss zu, als dass es sich um ein verabredetes Rencontre gehandelt haben muss. Dafür spricht auch der Zeitpunkt. Die Bahnhöfe Muttenz und Pratteln sind bekannt als Hotspots bei Hochrisikospielen, allerdings haben die Gästefans bisher die Notbremse immer erst nach dem Spiel auf dem Rückweg gezogen. Auffällig ist auch, wie schnell und mit welchem Aufgebot die Polizei vor Ort ist: «Es gab in der Vergangenheit ähnliche Vorkommnisse bei anderen Spielen», sagt Marcel Wyss von der Baselbieter Polizei. Konkrete Hinweise habe es aber keine gegeben. Alles Weitere sei zum jetzigen Zeitpunkt Mutmassung. Dank dem konsequenten Auftreten habe man die Situation im Keim ersticken können und auch keine Mittel einsetzen müssen, erklärt Wyss.

Polizei auch im Stadion

«Das Beispiel zeigt: Meistens reicht schon die Präsenz der Polizei, um Problemfans die Grenzen aufzuzeigen», sagt der Basler SVP-Grossrat Heiner Ueberwasser. Er hat letzte Woche eine Interpellation eingereicht, in der er fordert, dass die Polizei auch im Stadion vermehrt für die Sicherheit verantwortlich sein soll. Es gehe ihm nicht darum, alle Stewards durch Uniformierte zu ersetzen, betont Ueberwasser, «aber wichtig ist: Die Polizei entscheidet auch im Stadion über alle wichtigen Fragen.» So sollen die Verantwortlichkeiten geklärt werden.

Durch die neue Aufgabenteilung könne sich der FCB auch besser auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Und – wenn es nach Ueberwasser geht – sich auch gleich für die Entlastung revanchieren und eine neue Aufgabe übernehmen: Der Fussballclub soll künftig als Standortmarketing-Botschafter wirken und die Marke «Basel» international bekannter machen. «Schon heute gewinnt Basel dank der internationalen Auftritte des FCB an internationaler Bekanntheit und Wertschätzung», sagt Ueberwasser. «Der Kanton sollte das internationale Marketingpotenzial des FCB für das Standortmarketing nutzen, statt sich mit dem Club über die Verantwortung für Hooligan-Zwischenfälle zu streiten.»

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