Presseschau

NZZ am Sonntag vom 09.04.2017

Vorbehalt gegen Burgener

Reaktionen auf den Machtwechsel im FCB

Er ist kein gewöhnlicher Klub, dieser FC Basel, in der Stadt und der Region ist er ein Gesellschaftsphänomen, dem sich die Menschen verbunden fühlen. Fast alle haben eine Meinung zu diesem Verein, auch Kulturschaffende und Politiker. Und auch wenn am Freitagabend an der ausserordentlichen Generalversammlung keine Revolution beschlossen worden ist: Die Basler schauen sehr genau hin, was mit ihrem FC Basel unter der neuen Führung geschehen soll. 83 Prozent der 2389 anwesenden Vereinsmitglieder haben sich am Freitag für das neue Konzept ausgesprochen.

Im Kern geht es um zwei Dinge, die die Menschen beschäftigen: Eine Re-Regionalisierung soll stattfinden, bis 2020 sollen sechs bis acht Basler Spieler auf dem Rasen stehen. Und: Der neue Präsident Bernhard Burgener hat sich am Freitag ganz unverhohlen als Geschäftsmann geoutet. Als solcher ist es ihm ein Anliegen, bei gutem Geschäftsgang das Geld wieder zurückzubekommen, das er für den Kauf des FCB investiert hat.

Roland Suter, Basler Autor, Kabarettist und Regisseur, sagt, er habe einen guten Eindruck von der neuen Führung, «es sind Absichtserklärungen, aber für die Fans tönen sie beruhigend. Wenn es Vorbehalte gibt, dann der Person von Bernhard Burgener gegenüber. Er ist ein Geschäftsmann, kein Altruist, der sein Geld mit wohltätigen Taten verdient hat. Burgener fehlt die gewisse Strahlkraft eines Bernhard Heusler. Man wird ihn sicher skeptisch beäugen und kritisch beobachten.» Suter bezeichnet sich als «Hardcore-Fan», er hat seine Dauerkarte bei der Muttenzer-Kurve, vor ein paar Jahren hat er einmal «eine sehr persönliche Liebeserklärung» über sie geschrieben.

Burgener hat angekündigt, einen CEO einsetzen zu wollen und später nicht operativ tätig zu sein. Suter sagt: «Ich kann zwar verstehen, dass der CEO noch nicht bekannt ist, aber das ist ein grosses Fragezeichen und ein Knackpunkt. Diesbezüglich besteht eine gewisse Angreifbarkeit. Denn der Basler ist so: Ein Deutscher oder ein Zürcher darf ja eigentlich nicht CEO werden».

Hans-Peter Platz war bis 2003 zwanzig Jahre lang Chefredaktor der «Basler Zeitung». Er verfolgt den FC Basel seit Jahrzehnten, lebt nun oft in Rom und hat Distanz gewonnen. Dem Konzept, vermehrt auf Basler Spieler zu setzen, um aus ihnen Identifikationsfiguren zu machen, steht er kritisch gegenüber. Platz sagt: «Die Vorstellung, das Basler ‹Fussballwunder› könnte durch Regionalisierung oder Nationalisierung des Spielerkaders erhalten oder gar gestärkt werden, ist branchenfremde Romantik. Das Basler Fussballgeschäft ist genauso erfolgsabhängig wie anderswo auch. Jedenfalls hat sich das Basler Publikum seine Identifikationsfiguren ausgewählt, ohne nach Herkunft und Pass zu fragen: von Helmut Benthaus, Jürgen Sundermann und Eigil Nielsen über Örjan Berg und Admir Smajic bis zu Matias Delgado, Geoffroy Serey Die, Michael Lang oder Renato Steffen.»

Christoph Brutschin, Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt, besucht die Spiele des FCB seit Jahrzehnten und ist Besitzer einer Saisonkarte. Er sagt: «Ich begrüsse es, dass sich die frühere Führung um eine regionale Lösung bemüht hat. Das neue Konzept sieht vor, dass vermehrt regionale Figuren eingebaut werden sollen. Das ist eine Idee, die man haben kann und die eine Chance verdient. Ich habe mich gefragt, ob man ein Stück weit den FC Bayern kopieren möchte.»

Auch Bernhard Burgener hat Bezug auf den FC Bayern genommen, der die Klubführung verdienten früheren Spielern anvertraut. Mit Marco Streller und Alex Frei soll im besten Fall etwas Ähnliches geschehen. Aber nicht aus allen Fussballern werden automatisch Figuren wie Uli Hoeness oder Karl-Heinz Rummenigge. (fcl.)

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