Basler Zeitung vom 28.04.2017
Der FCB kann heute zum achten Mal in Folge Meister werden – und diesem Rekord noch viele weitere Bestmarken hinzufügen
Von Tilman Pauls
Basel. Ein einziger Punkt fehlt dem FC Basel noch, um sich mit einem zweiten Stern im Vereinswappen schmücken zu können. Schon beim Auswärtsspiel in Luzern kann das Team von Urs Fischer heute alles klarmachen und damit eine Bestmarke des Schweizer Fussballs ausbauen, die vielleicht nicht bis in alle Ewigkeit Bestand haben wird – aber sicher viele Jahre: acht Meistertitel in Serie. Immerhin hielt schon die vorherige YB-Bestmarke mit vier Titeln zwischen 1957 und 1960 über 50 Jahre.
Neben diesem grössten Rekord, der die Basler wieder einen Titel näher an den Rekordmeister GC (27) bringt, jagt der Verein in den letzten sieben Saisonspielen noch andere Bestmarken. Und trotzdem herrscht rund um den Club eine Stimmung, als sei das Spiel gegen den FC Luzern ein ganz gewöhnliches. Von euphorischer Vorfreude auf den 20. Titel war am Vortag des Spiels und nach dem 2:2 gegen Vaduz jedenfalls nicht viel zu spüren. Für Rekorde bleibt in den Gedanken von Urs Fischer nur ganz am Rande Platz. «Allein der Titel würde bedeuten, dass wir viel richtig gemacht haben», sagt er, «alle weiteren Rekorde wären für die Trainer, Betreuer und alle anderen Helfer eine zusätzliche Bestätigung ihrer guten Arbeit.»
Die BaZ zeigt, über welche grossen Bestmarken sich der FCB in den letzten sieben Spielen noch freuen könnte:
Die früheste Meisterfeier
Hätte der FC Basel nicht am letzten Wochenende gegen den FC Vaduz zwei Punkte verspielt, wäre es bereits so weit gewesen: die früheste Meisterparty der Super League. Daraus wurde nichts – aber was nicht ist, kann ja noch werden. Schliesslich haben die Basler in Luzern noch einmal die Chance, die Bestmarke in Sachen Express-Meister zu unterbieten: Die Swiss Football League bestätigt, dass die früheste Meisterschaft seit der Ligareform 2003 zwei Mal in der 31. Runde sichergestellt wurde. Das war zum einen im Vorjahr der Fall, als die Basler am 30. April 2:1 gegen den FC Sion gewannen und ihnen der Titel offiziell nicht mehr zu nehmen war. Das zweite Mal war in der auf 34 Spieltage verkürzten Saison 2011/12.
Da stand der FCB am 29. April 2012 ebenfalls am 31. Spieltag als Meister fest. Allerdings hatten die Basler nach dem Lichterlöschen in Neuchâtel erst 29 Spiele bestritten. Und die Feier hätte damals sogar noch früher stattfinden können, wenn nicht Sions Gerichtsfall gegen die Uefa gewesen wäre, den die Basler in ihre Rechnung mit einfliessen liessen – für den Fall, dass die Walliser ihre Punkte noch zurückerhalten.
Bestwert: 31. Runde, 29. April/ Aktueller Wert: 30. Runde, 28. April
Die meisten Punkte
Der Trainer hiess Christian Gross, die Schweizer Liga hiess zum ersten Mal Super League und der FC Basel startete 2003 mit 13 Siegen in die Saison. Kein Wunder, dass der Club auch am Ende die meisten Punkte gesammelt hatte, 85 waren es. Eine Marke, die seitdem nicht mehr überboten wurde.
Schon letztes Jahr war das Team von Urs Fischer nah dran, verspielte den Rekord aber auf den letzten Metern. Dieses Jahr soll das anders werden: Aktuell hat der FC Basel 74 Punkte, elf fehlen noch. Angesichts der bisherigen Ausbeute von 2,55 Punkten pro Partie sollte das kein Problem sein. Spielt der FCB weiter so beständig, hätte er zum Saisonende 92 Punkte. Die Frage ist aber: Kann die Mannschaft dieses Mal die Spannung hochhalten?
Bestwert: 85/Aktueller Wert: 74
Die grösste Tordifferenz
Ebenfalls aus der Rekordsaison vor 13 Jahren stammt die deutlichste Tordifferenz: Die Basler schossen 86 Tore, kassierten auf der Gegenseite nur 32 und hatten demnach eine Differenz von +54. Da die Mannschaft aktuell 75 Mal getroffen hat und erst 23 Gegentore hinnehmen musste, steht man bei einer Differenz von +52, die man in den nächsten Spielen ausbauen kann.
Bestwert: +54/Aktueller Wert: +52
Die meisten Tore
Die meisten Tore hingegen schossen die Basler in der ersten Saison unter einem gewissen Thorsten Fink. Nach einem gemächlichen Saisonstart mit einer Auftaktniederlage in St.?Gallen und einigen Unentschieden fand das Team in der Rückrunde seinen Rhythmus. Ein Mal schossen die Basler bloss ein Tor – ansonsten aber zwei, drei, gerne auch mal vier oder fünf. Bis sie am Ende insgesamt 90 Treffer erzielt hatten.
Aktuell stehen die Basler «erst» bei 75 Toren, es fehlen also noch 15. Doch wenn man den Saisonschnitt von 2,59 Toren pro Spiel als Massstab nimmt, könnte auch dieser Bestwert in den verbleibenden Partien überboten werden. Kann man die bisherige Pace halten, würde der Verein die Saison mit beachtlichen 93 Goals abschliessen.
Bestwert: 90/Aktueller Wert: 75
Die wenigsten Gegentore
Es ist kein Zufall, dass die Basler in der Saison 2012/13 ausgerechnet unter Murat Yakin die wenigsten Tore kassierten. Der Trainer legte grossen Wert auf die defensive Organisation und hatte im Zweifelsfall lieber einen Innenverteidiger zu viel auf dem Rasen als einen zu wenig. Mit 31 Gegentoren kamen die Basler auf einen beachtlichen Schnitt von 0,86 Gegentoren pro Spiel, 16 Mal blieb Rotblau ganz ohne Gegentreffer.
In dieser Saison ist es schon 13 Mal vorgekommen, dass Tomas Vaclik keinen Ball aus seinem Netz fischen musste, die Basler stehen bei 23 Gegentoren und liegen mit im Schnitt 0,79 Gegentoren auch hier auf Rekordkurs.
Bestwert: 31/Aktueller Wert: 23
Der grösster Abstand
Müsste man die Saison 2011/12 in einem Satz zusammenfassen, würde dieser wohl lauten: «Der FC Basel wird Express-Meister in einer Chaos-Saison.» Bei Xamax Neuchâtel gingen die Lichter aus und Sion wurden nach einem Dauerstreit mit der Uefa 36 Punkte abgezogen. 20 Punkte betrug der Vorsprung der verkürzten Saison am Ende auf den FC Luzern, der offiziell zwar der erste Verfolger war – aufgrund des riesigen Abstands aber auch nicht wirklich.
Diese Saison könnte es sogar noch deutlicher werden, schliesslich haben die Basler bereits nach 29 Runden einen Vorsprung von 21 Zählern. Auch hier wird es davon abhängen, wie der FCB sich nach dem vorzeitigen Titelgewinn präsentieren wird – und natürlich auch davon, wie sich die Verfolger anstellen.
Bestwert: 20/Aktueller Wert: 21
Die meisten Runden an der Spitze
Es ist ein bisschen untergegangen im Trubel der langen Saison. Aber den wichtigsten Basler Sieg gab es schon zum Auftakt: Das 3:0 gegen Sion war vielleicht nicht besonders souverän, nicht besonders spektakulär und für die Meisterschaft nicht besonders wichtig. Aber dank des Sieges setzte sich der FCB in der 1. Runde auf dem 1. Platz fest – und hat ihn seitdem nicht verlassen.
Jetzt deutet also alles darauf hin, dass es in dieser Saison erstmals nur einen Leader gibt, der alle 36 Runden dort oben stand. Und mehr noch: Dann stünde der FCB saisonübergreifend 71 Spieltage an der Spitze, weil er schon letztes Jahr 35 Runden Erster war. Das ist zuvor selbstverständlich noch keinem Club gelungen. Die bisherige Bestmarke stammt ebenfalls vom FCB, der bereits mal 34 Runden in Folge Rang 1 belegte.
Von den Konkurrenten kommt YB in der Saison 2009/10 auf 28 Runden in Folge ganz oben – und all das, um am Ende doch nicht Meister zu werden.
Bisheriger Bestwert: 34/Aktueller Wert: 70
Die fairste Mannschaft
Wie gross die FCB-Überlegenheit ist, zeigt sich auch bei den Verwarnungen. In 29 Spielen haben die Basler erst 35 Gelbe Karten sowie eine Gelb-Rote Karte für Marc Janko im Spiel gegen Sion erhalten. Damit sind die Basler wenig überraschend das fairste Team in der Liga – und das nicht nur auf diese Saison bezogen. Zählt man Verwarnungen und Platzverweise zusammen, gibt für eine Gelbe Karte einen Punkt, für eine Gelb-Rote drei und für eine Rote Karte fünf Punkte, dann liegt der FCB bei 38 Strafpunkten. Die bislang fairsten Teams waren Aarau (08/09) und Thun (04/05) mit jeweils 56 Punkten.
Bestwert: 56/Aktueller Wert: 38
Die beste Rückrunde
Für den Fall, dass die Basler all ihre restlichen Spiele gewinnen sollten, läge noch ein weiterer Rekord in der Luft: die beste Rückrunde. Als das Team im Jahr 2010 unter Thorsten Fink den Rhythmus gefunden hatte, gab es 46 Punkte für die zweite Hälfte der Saison. Aktuell steht der FCB bei 27 Zählern. Sollte also aus den letzten Spielen die maximalen 21 Punkte dazukommen, hätten die Basler 48 Punkte gewonnen und ihren Bestwert übertroffen.
Bestwert: 46/Aktueller Wert: 27