Presseschau

Basler Zeitung vom 13.02.2018

Die Ernährung

Geselligkeit und Energie

Eines Tages stand Gregor Wittmann vor der nicht ganz einfachen Entscheidung: Bayern München oder FC Basel? Und wäre Gregor Wittmann ein talentierter Fussballer, dann hätte er auch gar nicht lange überlegen müssen. Natürlich hätte er sich als gebürtiger Bayer für München und den Club seines Herzens entschieden. Weil Wittmann aber kein Fussballer ist, sondern Koch, entschied er sich damals für den FCB.

Es war 2009, zu jener Zeit, als der Club unter Trainer Thorsten Fink gerade in eine neue Ära einbog. Fink kannte Wittmann noch aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Bayern München und beim FC Ingolstadt. Fink hatte sowohl als Spieler als auch als Trainer erlebt, wie wichtig die richtige Ernährung für das Innenleben eines Profis sein kann. Und wie viel es einer Mannschaft bringt, wenn man bei gutem Essen noch ein paar Minuten länger am Tisch sitzen bleibt. Also fragte er Wittmann, den ehemaligen Lehrling von FC-Bayern-Koch Alfons Schubeck, ob er nicht künftig in Basel kochen wolle. Wittmann wollte.

Seitdem steht der 43-Jährige mit seinen Mitarbeitern in der Küche, wenn der FCB in der Champions League ein Auswärtsspiel bestreitet oder wenn er zehn Tage im Trainingslager in Marbella weilt. «Wir reisen jeweils vor der Mannschaft an, quartieren uns in der Küche des jeweiligen Hotels ein, besorgen die restlichen Zutaten und bereiten dann die entsprechenden Mahlzeiten zu», sagt Wittmann.

Auch am heimischen Herd

Vor den Spielen geht es darum, den Profis die nötige Energie zuzuführen, ohne ihre Körper zu sehr zu belasten. Und nach den Spielen wollen die leergerannten Reserven möglichst schnell aufgefüllt werden – die Zeit bis zum nächsten Spiel ist kurz. Und wenn es im Leben eines Fussballers schon unerträgliche Mengen an Pasta und Poulet gibt, dann freut sich jeder von ihnen, wenn diese wenigstens etwas unterschiedlich zubereitet sind. «Die Spieler wissen jede Abwechslung zu schätzen», sagt Wittmann, «und wir merken, dass der FC Basel bereit ist, viel in den Bereich der Ernährung zu investieren.»

In der Schweizer Liga muss man gar nicht lange nach einem vergleichbaren Aufwand suchen. Kein anderer Verein hat die Mittel, um einen Koch wie Wittmann und dessen drei Mitarbeiter zu verpflichten. Und selbst im internationalen Vergleich bewegen sich die Basler mit ihrer Küchen-Crew auf dem Niveau der grossen Vereine. Nur zum Vergleich: Borussia Dortmund war im Januar ebenfalls in Südspanien zu Gast, reiste aber nur mit einem Koch an. Und auch die Küchenteams des FC Barcelona oder von Real Madrid seien – laut Wittmann – nicht weit von denjenigen des FC Basel entfernt.

Man mag es für einen überflüssigen Luxus halten, dass die Basler eine ganze Belegschaft einfliegen, statt das Essen den Mitarbeitern eines Fünf-Sterne-Hotels zu überlassen. Aber die Betreuung durch die eigenen Köche zeigt, dass sich die Investitionen in diesem Bereich lohnen: Nicht nur, dass die Spieler sich dank der richtigen Ernährung schneller erholen. Es soll sogar ein paar FCB-Profis geben, die sich dank den Tipps von Gregor Wittmann schon mal an den heimischen Herd gewagt haben. tip

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