Basellandschaftliche Zeitung vom 15.02.2018
Fussball Die Galaktischen waren einmal, heute sind Pep Guardiolas Himmelsstürmer in Himmelblau das Mass der Dinge. Das musste der FC Basel bitter erleiden. Doch trotz deutlichem 0:4 gibt es einige Dinge, die Mut machen
Sébastian Lavoyer
Wenn zwei Welten kollidieren, kommt es zum Knall. Unweigerlich. Aber wenn die eine so viel grösser, so viel mächtiger ist als die andere, dann zerschellt die kleinere. So wie am Dienstagabend im Joggeli der FC Basel im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Manchester City. Denn diese Partie war nichts anderes als das Aufeinanderprallen zweier Welten.
In der Schweiz mag der FCB eine grosse Nummer sein. Meister in Serie, acht Mal hintereinander. Bis zum Umbruch diese Saison schien es, dass das Team der Liga entrückt sei. Schon im Winter war die Meisterschaft während der drei Saisons zuvor meist entschieden. Im Vergleich mit dem Gegner in der Runde der letzten 16 der Königsklasse ist der FCB aber eine kleine Nummer.
Wohl wahr, Manchester City blieb letzte Saison ohne einen einzigen Titel. Erstmals in seiner Karriere musste Trainer-Gigant Pep Guardiola eine Spielzeit beenden, ohne einen Pokal zu stemmen. Er meinte dann, bei einem grossen Klub, einem wie Bayern, Real Madrid oder Barcelona, wäre er seinen Job los. Nicht in Manchester. Die Ölscheichs wollten ihre Hoffnungen noch nicht begraben, öffneten stattdessen die prall gefüllten Kassen und liessen den Katalanen die Defensive verstärken. Mit über 250 Millionen Franken. Das ist fast doppelt so viel wie der Umsatz des FC Basel im bisher erfolgreichsten Geschäftsjahr 2016 (132 Millionen).
Dominator in der Premier League
Es erstaunt also kaum, dass das Team von Manchester City (915 Millionen Franken) aktuell einen rund 14 Mal grösseren Wert aufweist als jenes des FC Basel (65,5 Millionen). Viel anders sah das allerdings auch nicht gegen Manchester United aus (rund 13 Mal). Trotzdem gelang den Baslern gegen die Red Devils eine Sensation, ein 1:0-Sieg im Joggeli. Aber Marktwert eines Teams ist letztlich nur die Summe der Marktwerte seiner Spieler. Er sagt nichts über das Funktionieren des gesamten Gefüges aus. Oder wie Fernandinho nach dem Triumph meinte: «Unser Selbstvertrauen ist richtig gross. Wir sehen ja auch, wie wir spielen, was für Resultate wir einfahren, wie viele Tore wir schiessen.»
Sein Team liegt in der wohl besten Liga der Welt einsam an der Spitze. 16 Punkte beträgt der Vorsprung auf den Zweiten der Premier League, Stadtrivale United. Basel dagegen zittert erstmals seit Jahren um den Titel: Fünf Punkte beträgt der Rückstand auf Leader YB. Wie es sich dann anfühlt, gegen City zu spielen, bringt Verteidiger Michael Lang so auf den Punkt: «City ist eine andere Gewichtsklasse, eine andere Liga, so dumm das tönen mag.»
All das d arf man nicht ausser Acht lassen, wenn man die Leistung der Basler zu beurteilen versucht. Und dann kommt noch etwas Weiteres hinzu: Der FCB hat gegen City erst seinen dritten Ernstkampf dieser Saison bestritten. «Es war mit Sicherheit ein kleiner Vorteil für uns, dass wir keine Winterpause hatten», sagt City-Trainer Pep Guardiola. Trotz des klaren Verdikts meinte er: «Sie haben gezeigt, dass sie auf diesem Level spielen können, als sie Benfica und United schlugen – aber eine solche Pause raubt dir den Rhythmus.»
Zudem haben in dieser Pause wichtige Spieler den Klub verlassen. Zwar holte man Ersatz, aber – und das haben die ersten drei FCB-Spiele im 2018 gezeigt – die Mechanismen greifen noch nicht. Oder wie sonst ist es möglich, dass Basel gegen Lugano daheim verliert? Und ja, das kratzt am Selbstvertrauen, diesem labilen Gebilde. Vielleicht hätte alles anders ausgesehen, wenn die Basler dort hätten anknüpfen können, wo sie Mitte Dezember aufhörten. Vielleicht hätte Oberlin gleich zu Beginn das 1:0 geschossen. Es sind kleine Details, die einen gewaltigen Unterschied machen können (siehe unten).
Es kam anders. Bumm, bumm, bumm – und innert nur neun Minuten steht es 0:3. «Dann hofft man bloss noch, dass es nicht in dem Rhythmus weitergeht», so Raphael Wicky. Es waren vor allem individuelle Fehler, die dem FCB die Hoffnung auf eine Sternennacht raubten. Doch dann baute City ab, ob bewusst oder unbewusst spielt keine Rolle. Und Basel fing sich, wenigstens ein bisschen. «Wir haben uns nicht abschlachten lassen», konstatierte Fabian Frei . Das war ungemein wichtig für die kommenden Spiele. Denn den Traum von den Champions-League-Viertelfinals mussten die Basler spätestens am späten Dienstagabend begraben. Die Meisterschaft aber geht weiter. Dort darf man nicht mehr stolpern. Sonst bricht in Basel eine Welt zusammen.