Presseschau

Basler Zeitung vom 05.03.2018

Auf der Suche nach dem Licht

Der Tunnel, in dem sich der FC Basel befindet, hat sich am Wochenende verlängert

Von Oliver Gut

Basel. Zusammenfassen kann man es so: Es ist März – und der FC Basel wartet im 2018 weiter auf sein erstes Tor im heimischen St.-Jakob-Park. Dieser Fakt sagt viel über seine sportliche Leistung seit der Winterpause aus, durch die er gegen den BSC Young Boys nicht nur im Rennen um die Meisterschaft klar ins Hintertreffen geraten, sondern auch auf fremdem, Berner Terrain aus dem Cup ausgeschieden ist.

Aber dieser Fakt erzählt nicht mehr die ganze Geschichte des Tunnels, in dem der FC Basel steckt. Ein Tunnel, der am Wochenende noch einmal länger geworden ist, sodass Rotblau weiter das Licht an dessen Ende sucht. Am Samstag erhielt diese Metapher nämlich besondere Nahrung. Denn am Samstag, da suchten sie beim FCB weder Form noch Tore, sondern tatsächlich das Licht, um sich aus dem Dunkeln zu befreien.

Diesmal hinderte ein Stromausfall die Basler daran, ihre schwache Heimbilanz mit einem Sieg im Klassiker gegen den FC Zürich zu schönen. Um 18.24 Uhr ging im Joggeli erstmals in der Geschichte des Stadions das Licht aus. Und weil das Problem eine Stunde später noch immer nicht behoben war, nur das Notstrom-Aggregat Elektrizität lieferte, entschied sich Schiedsrichter Nikolaj Hänni, die Partie abzusagen.

Eine saubere Durchführung sei nicht gewährleistet, nicht zuletzt aufgrund der Sichtverhältnisse für die Unparteiischen, die über das Geschehen befinden müssen – so lautete die Begründung, warum die verbliebenen Lichtquellen nicht ausreichten. Lichtquellen, bei denen in den unteren Ligen regelmässig Abendspiele stattfinden. Kritik erntete Hänni für seinen Entscheid keine. Er ist ja auch nicht schuld, wenn im St.-Jakob-Park der Strom fehlt.

Die Frage nach der Ursache

Verantwortlich dafür ist grundsätzlich der Heimclub. Und im Wettspielreglement des Schweizerischen Fussballverbands heisst es, dass ein Spiel, das nicht beendet wird, unter anderem dann 0:3 Forfait gewertet wird, wenn die Platzbeleuchtung ungenügend ist oder aufgrund von Nachlässigkeit während mehr als 30 Minuten ausfällt.

Ausgefallen ist der Grossteil der Platzbeleuchtung in Basel definitiv. Warum, das war auch gestern Abend noch nicht so klar, als dass es weitere Informationen darüber gegeben hätte. Entsprechend ist auch offen, inwiefern sich der FC Basel als Veranstalter einen Vorwurf gefallen lassen muss und entsprechend in Form von einer Forfait-Niederlage bestraft werden könnte.

In einem vergleichsweise modernen Stadion wie dem St.-Jakob-Park, in dem noch dazu der finanzstärkste Club der Schweiz zu Hause ist, wäre es so überraschend wie peinlich, förderte die Untersuchung eine Nachlässigkeit seitens des FCB zutage. Die Erfahrung besagt zudem, dass die Liga-Instanzen in der Vergangenheit bei Stromausfällen stets auf eine Neuansetzung der Partie entschieden. Auch wenn sie das beim FC Zürich nicht hören wollen, wo Sportchef und Trainer schon am Samstag davon sprachen, dass sie einen Forfait-Sieg erwarten.

Dass dieses Szenario für den FCB ein besonders bitteres wäre, ist klar. Bereits jetzt hat er einen effektiven Rückstand von acht Zählern auf YB wettzumachen, um ein neuntes Mal in Serie Meister zu werden. Schon jetzt wäre die Dimension eine historische, sollte diese Aufholjagd gelingen. Gar elf Zähler aufzuholen, mutete entsprechend utopisch an. Doch auch wenn die Partie neu angesetzt und ausgetragen wird, ist dies nicht ohne Einfluss.

Die Frage nach der Wirkung

Schon am Samstag zuvor konnte der FCB aufgrund eines vereisten Platzes nicht in Lausanne antreten. Die Begegnung soll offenbar am 14. März nachgeholt werden, aktuell haben die Basler aber zwei Partien weniger ausgetragen als die Berner. Berner, die munter weiter siegen: Gestern gab es einen 4:2-Erfolg in Lugano, weshalb ihr Polster momentan 14 Punkte beträgt.

Das ist psychologisch kein Vorteil für den FCB. Ob das auch für ein Restprogramm gilt, das für die Basler aufgrund von zwei Nachtragsspielen im Vergleich zu Gelbschwarz arg gedrängt wäre, wird sich zeigen. So, wie die rotblaue Form war, könnte es auch dienlich sein, dass man in der Liga unfreiwillig zwei Wochenenden pausiert hat.

«Mit englischen Wochen kamen wir in der Vergangenheit ziemlich gut klar», erinnerte FCB-Trainer Raphael Wicky am Samstag an einen goldenen Herbst. Ein goldener Herbst, dessen Glanz aktuell von ziemlich viel Dunkelheit überdeckt wird.

Zurück