Presseschau

Sonntagsblick vom 18.03.2018

«Wir haben Fehler gemacht»

Basel-CEO Brigger zu Fehltransfers und der Angst vor St. Gallen

FCB-CEO Jean-Paul Brigger ist von den bislang so enttäuschenden Zuzügen von Stocker, Frei und Lacroix überzeugt und stärkt Sportchef Streller den Rücken. Von Krise mag er nicht sprechen. Noch nicht …

INTERVIEW: ALAIN KUNZ

Jean-Paul Brigger, schauen Sie ab und zu auf die Tabelle?

Jean-Paul Brigger: Ich? Nein!

Das kann nur bedeuten: Sie kennen sie auswendig!

Logisch, ich habe sie im Kopf.

Und sie besagt: Der FC Basel ist knapp vor dem Drittplatzierten FC St. Gallen.

Aber wir sind VOR St. Gallen.

Aber das kann doch nicht der Anspruch des FCB sein, auf Platz zwei und vor St. Gallen zu sein?

Wir haben eine neue Philosophie, weshalb wir wussten, dass diese Saison schwierig werden könnte. Wie ich nun schon x-mal gesagt habe: Wir müssen zurück in die Spur finden. Mehr Gedanken mache ich mir momentan dazu nicht.

Was haben Sie gegen das Wort Krise?

Nichts.

Aber Sie haben Anfang Monat gesagt, Basel stecke nicht in einer Krise. In der Pause des Spiels in Lausanne haben Sie das wiederholt. Also wenn der FCB das zweitschwächste Rückrundenteam ist und das keine Krise sein soll – wann dann?

Wir haben derzeit ein Problem, zu gewinnen, das stimmt. Wenn wir auch die nächsten Spiele nicht gewinnen, dann kann man von Krise sprechen. Im Moment noch nicht.

Ist das schlicht die neue Basler Realität: Man spielt eine sehr gute Champions League, okay, scheidet aber im Cup-Halbfinal aus und liegt in der Meisterschaft hoffnungslos zurück – und findet das nicht so schlimm?

Zuerst muss ich klarstellen: Die Champions League war nicht nur sehr gut, die war hervorragend! Diesen Teil der Zielsetzungen haben wir also absolut erreicht. In der Liga stottert der Motor. Wir werden aber alles daransetzen, unsere Ansprüche zu erfüllen, die in der Tat anders sind.

Spricht der CEO eigentlich dann und wann zum Team?

Nein. Wenn Sportchef Marco Streller das Gefühl hat, er müsse das tun, macht er das. Präsident Bernhard Burgener auch, aber er hat es noch nie getan. Wir haben erwachsene Spieler, die genau wissen, worum es geht.

Was ist auf strategischer Ebene – also auf Ihrer Ebene – schiefgelaufen, dass der FCB dort steckt, wo er steckt?

Wir sind ein Team, da gehören alle dazu. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Die werden wir analysieren. Vor knapp drei Monaten standen wir noch auf der Sonnenseite. Schade, spielen wir nicht in der Premier League. Dann hätte es keine Meisterschaftspause gegeben. Aber lassen Sie uns Ende Saison wieder reden …

Es sind also Fehler passiert. Wie zum Beispiel die Transfers von Stocker, Frei und Lacroix. Drei arrivierte Spieler, die nicht in die Philosophie der Verjüngung passen. Hat Sportchef Marco Streller da versagt?

Überhaupt nicht! Das sind allesamt mittelfristige Projekte. Stocker und Frei haben Basler Geschichte geschrieben und sie werden wieder Geschichte schreiben hier. Sie leiten die Jungen an, das ist Teil der Strategie.

Kurzfristig waren sie keine Hilfe.

Das sagen Sie.

Klar sage ich das. Wenn man ein einziges von fünf Spielen gewinnt, beim Tabellenletzten Thun, dann ist das keine grosse Hilfestellung.

Nochmals: Sie sind Eckpfeiler, welche die Jungen tragen.

Was braucht es, damit im Sommer keine Polemik um den Trainer aufkommt?

Wir müssen die Saison gut abschliessen. Es gibt nur ein Mittel: Siege.

Was im Umkehrschluss bedeutet: Wirds nicht besser, wird der Trainer zum Thema?

Das sind Ihre Spekulationen.

Werden wir im Moment Zeuge der grossen Wachablösung im Schweizer Fussball, dass die Young Boys die neue Nummer eins im Schweizer Fussball werden auf längere Zeit?

Warten wir mal ab. Wir schauen auf uns. Alles andere können wir nicht beeinflussen.

Also haben Sie die Hoffnung auf den Titel noch nicht aufgegeben?

Wir müssen jetzt erst mal die nächsten Spiele gewinnen. Das erste am Sonntag gegen Sion.

Doch die Walliser bräuchten die Punkte viel dringender als der FCB, für den der Meister-Express ja abgefahren ist. Als Sion-Legende müssten sie Ihrem gebeutelten Ex-Klub doch diese drei Punkte gönnen mögen?

Ich arbeite für den FC Basel, stecke meine gesamte Energie in diesen Klub. Auch der FC Sion hat viel Qualität. Der wird auch dann oben bleiben, wenn er am Sonntag verliert. Denn es ist sehr wichtig für den Schweizer Fussball, Sion in der Super League zu haben.

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