Basler Zeitung vom 12.11.2018
Der FC Basel verliert in Thun – trotz 2:0-Führung – mit 2:4 und lässt sich auf eine Schiedsrichter-Diskussion ein
Von Tilman Pauls, Thun
Der FC Basel hatte gerade 2:4 gegen den FC Thun verloren, obwohl er zwischenzeitlich mit 2:0 geführt hatte. Zum ersten Mal seit sechs Jahren mussten sich die Basler dem Team aus dem Berner Oberland wieder geschlagen geben. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, stellte der FCB zu diesem Zeitpunkt mit 28 Gegentoren auch noch die schlechteste Abwehr der Super League.
In dieser Situation also stellte sich Captain Fabian Frei nach dem Abpfiff dampfend vor die Mikrofone und sagte: «Ich habe nicht das Gefühl, dass wir grundlegende Probleme hatten.»
Frei war mit dem ausdrücklichen Wunsch nach «fairer Berichterstattung» in der Interviewzone erschienen. Es war ihm wichtig, dass darauf hingewiesen wird, dass die Basler in der 47. Minute ein reguläres Tor erzielt hatten, das Schiedsrichter Stephan Klossner übersah. Nach einem Schuss von Thuns Basil Stillhart an den Kopf von Thuns Guillaume Faivre war der Ball eindeutig hinter der Linie. Es wäre kurz nach der Halbzeit das 3:1 für die Basler gewesen und «dann wären wir wahrscheinlich mit drei Punkten nach Hause gefahren», sagte Frei.
Groll gegen den Schiedsrichter
Der Captain verwies zudem auf eine vermeintliche Abseitsposition beim Thuner Anschlusstreffer zum 1:2, die sich aber auch nach mehrmaligen Studium der Zeitlupe nicht glasklar belegen lässt. Und auch sonst fühlten sich Frei und dessen Mitspieler während der Partie vom Schiedsrichter ungerecht behandelt: «Wir haben uns gefühlt, als hätte uns einer beim Sprint einen Stock zwischen die Beine geworfen.»
Fairerweise – und das war ja das, was Frei sich gewünscht hat – muss man aber auch sagen, dass Klossner bei den Thunern ebenfalls einen Fehler machte, als er ein Foulspiel von Jonas Omlin an Dejan Sorigc nicht mit einem Elfmeter ahndete (10.). Und viel irritierender als sämtliche Pfiffe des Schiedsrichters war ohnehin die Tatsache, dass die Basler sich nach dem Spiel überhaupt auf eine solche Debatte stürzen wollten.
Zu den grössten Qualitäten der Mannschaft gehörte es jahrelang, dass es völlig egal war, wer ihr wann welche Stöcke zwischen die Beine warf. Es gab etliche Rückstände, Fehlentscheidungen und Rückschläge. Doch selten war ein Stock gross genug, als dass die Basler nicht doch als Erste über die Ziellinie gelaufen wären. Ja, mehr noch, der FCB hat sich phasenweise einen Spass daraus gemacht, in der Champions League über sämtliche Stöcke der unanständig reichen Grossclubs zu springen.
Inzwischen muss es aber nicht mal mehr knüppeldick kommen, damit der FCB die Kontrolle über sich und sein Spiel verliert. In Thun reichte das Gegentor vor der Halbzeit, der nicht gegebene Treffer nach der Halbzeit und ein Elfmeter zum 2:2, damit die Basler komplett in sich zusammenfielen. Dabei hatte die Mannschaft von Thomas Janeschitz, der den gesperrten Marcel Koller ersetzte, gut begonnen: Ricky van Wolfswinkel (20.) und Albian Ajeti (28.) schossen die Tore zur 2:0-Führung und bis dahin sprach überhaupt nichts für einen Sieg der Gastgeber.
Doch dann fassten die Basler für die letzten 30 Minuten kollektiv den Entschluss, ihren Groll gegen den Schiedsrichter zu richten, statt noch ein paar Emotionen für ihr Spiel übrig zu lassen. «Wir wissen, dass wir in den letzten 30 Minuten einen Stiefel zusammengespielt haben. Aber wenn durchs Band alle Spieler hässig sind, dann wird es nun mal schwierig», sagte Frei, der ebenfalls mit sich beschäftigt war.
Gala am Donnerstag
Man kann jedenfalls nur hoffen, dass die Aufarbeitung des Spiels nicht bei der Kritik am Schiedsrichter stecken bleibt. Viel besorgniserregender ist die Tatsache, dass auch nach 14 Liga-Spielen kaum eine Entwicklung der Mannschaft zu sehen ist. Auf gute Spiele folgen weiterhin schlechte – und Emotionen, wie Thun sie am Samstag in der zweiten Halbzeit gezeigt hat, sind bei den Baslern nicht ausfindig zu machen.
Dinge, die man sehr wohl als grundlegende Probleme bezeichnen kann.
Am Donnerstag feiert der FCB seinen 125. Geburtstag mit einer feierlichen Gala. Zwar sagte Fabian Frei am Samstag noch, dass der Club schon weitaus grössere Krisen bewältigt habe. Aber so richtig zum Feiern zumute wird der aktuellen Mannschaft des FC Basel dann kaum sein.