Presseschau

NZZ am Sonntag vom 16.12.2018

Basel gewinnt an Widerstandskraft

Natürlich fragt man sich in Basel, was in nächster Zeit geschehen wird: ein Umbruch auf der Chefetage, ein neuer Trainer, Spielerwechsel – oder rein gar nichts? Der FCB zeigte schon im Heimspiel vor Wochenfrist gegen den FCZ wieder mehr Lebendigkeit, er kämpfte in einer krisenhaften Situation auf angemessene Weise um das Überleben. Nicht als Klub, aber als Einheit, die gegenwärtig in der Verantwortung steht.

Im Wallis sah man nun erneut ein Team, das sich verbessert zeigte: wieder mit dem jungen Kaiser in der zentralen Verteidigung. Die Angriffsauslösung geriet viel besser, Zuffi und der Captain Frei waren Ankerpunkte im Mittelfeld, aber auch die einzelnen Spieler nahmen mit dem Ball Tempo auf, es gab gelungene Kombinationen, die Dynamik war vorwärtsgerichtet. Kurz: ganz ansehnlich das Ganze – über weite Strecken des Spiels. Spätestens nach dem Führungstreffer von Silvan Widmer zum 2:1 schlichen sich im Basler Spiel altbekannte Schwächen ein. Zu wenig Bewegung, kein schnelles Aufrücken aus der Defensive, und die Gefahr lauerte wieder, sich vom stetigen Druck des Gegners nicht befreien zu können.

Der Trainer Marcel Koller setzte irgendwann auf defensive Stabilität, auf mehr Ruhe, Gelassenheit. Er wechselte Kuzmanovic und den zusätzlichen Mittelverteidiger Zambrano ein. Und tatsächlich, Basel brachte den Vorsprung dieses Mal ins Trockene. Oberlin musste allerdings nach einem letzten Eckball der Walliser in der Nachspielzeit mit dem Kopf auf der Linie befreien. Aber immerhin, die Widerstandskraft brach nicht. Koller sagte, sie hätten «von hinten gepflegt aufbauen wollen», das sei insgesamt ganz gut gelungen.

Die Basler trafen aber auf einen Gegner, der unter dem Trainer Murat Yakin mittlerweile auch gefestigter wirkt. Zehn Punkte aus den letzten vier Spielen sind Zeugnis davon. Das Team wirkte kompakt – erstmals so augenscheinlich unter Yakin –, man hatte ein erstes Mal das Gefühl, es spiele eine Mannschaft und nicht elf Einzelteile. Umso bitterer, dass eine akzeptable Leistung nicht mit einem Punktegewinn belohnt wurde. Der Brasilianer Adryan brachte die Walliser nach einem Konterangriff in Führung.

Aber eben, die Basler wussten zu reagieren. Erst durch van Wolfswinkel aus kurzer Distanz, und dann durch dieses Tor von Silvan Widmer, das das Nervenkostüm der Einheimischen in Wallung brachte. Sie wähnten den Torschützen im Abseits. Es ging um Zentimeter. Der Trainer Yakin hätte auch gerne eine gelb-rote Karte gegen van Wolfswinkel gesehen, dann «wäre das Spiel ganz anders verlaufen». Es war der Ärger, für eine engagierte Leistung nicht belohnt worden zu sein.

Bernhard Brunner, Sitten

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