Basler Zeitung vom 20.12.2018
Damit sich ein Kauf dereinst lohnt, muss investiert werden
Von Oliver Gut
Basel. Knapp ein Monat ist vergangen, seit die BaZ publik machte, dass die Verantwortlichen des FC Basel – allen voran Präsident Bernhard Burgener – einen Kauf des Stadions überprüft und auch Gespräche mit dem Vorstand der Genossenschaft stattgefunden haben (vgl. Ausgabe vom 22. November). Seither ist nichts mehr dazu zu vernehmen gewesen – und auch an der Bilanz-Medienkonferenz will CEO Roland Heri nicht mehr dazu sagen: «Von der unternehmerischen Seite müssen wir alle Pläne prüfen, die uns bei den Fixkosten eine Erleichterung verschaffen könnten. Das ist Teil meiner Aufgabe. Nicht mehr und nicht weniger.»
Was die BaZ aus sicherer Quelle weiss: Der Kauf der Stadion-Immobilie selbst sollte nicht jenen finanziellen Kraftakt darstellen, als der er ursprünglich dargestellt wurde. Dafür genügt ein Blick in den Jahresbericht der Genossenschaft St.-Jakob-Park, die nur noch für die Fussball-Arena selbst verantwortlich zeichnet. Per Ende 2017 steht die Immobilie mit einem Wert von 18,4 Millionen Franken in den Büchern. Dies, während umgekehrt noch 21,4 Millionen Verbindlichkeiten auf dem Stadion lasten, die sich mit der Hypothek auf ein Haus vergleichen lassen.
Verkleinerung als Chance
Will heissen: Wer das Stadion zu dessen Buchwert kaufen will, würde der Sache im Prinzip gerecht, indem er die Schulden übernähme, die auf dem Bau lasten – jedenfalls dann, wenn der Eigentümer einem Verkauf zu diesen Konditionen zustimmt, worüber letztlich die 900 Genossenschafter befinden. Ausserdem gälte es, sich mit dem Kanton Basel-Stadt über den Baurechtszins des Landes, auf dem das Stadion steht, zu verständigen. 2017 betrug dieser die fast symbolische Summe von lediglich 22 225.20 Franken – und es ist nicht zu erwarten, dass der Kanton einem privaten Unternehmer denselben Vorzugspreis gewähren würde.
Damit allein wäre allerdings noch nicht erreicht, dass der FC Basel seine Fixkosten senkt. Denn die 3,8 Millionen Franken, die er aktuell jährlich an Stadionmiete bezahlt (4,8 Millionen Franken im Falle einer Champions-League-Gruppenphase) entsprechen in etwa jener jährlichen Summe, die im nächsten Jahrzehnt für Instandhaltung und Sanierung des bald 18 Jahre alten Stadions anfallen. Will man, dass sich der Besitz – kein abermaliger Weiterverkauf vorausgesetzt – tatsächlich lohnt, müsste darüber hinaus in einen Umbau des Stadions investiert werden. Sinn würde womöglich eine Verkleinerung der Zuschauerkapazität machen, um das Angebot zu verknappen – und so auf eine Steigerung des Jahreskarten-Verkaufs zu hoffen. Oder aber auch der Einbau von Büroräumlichkeiten, um sich künftig nicht mehr im St.-Jakob-Turm für einen ebenfalls siebenstelligen Betrag einmieten zu müssen.
Hält man sich dies vor Augen, dann macht es auch Sinn, warum im Zusammenhang mit einem Stadionkauf durch den FCB Zahlen von 100 bis 120 Millionen Franken kursierten. Der Verkauf allein wäre dann nur der Anfang eines langfristigen Projekts.