Presseschau

Basler Zeitung vom 04.02.2019

Es war mal ein Problemwolf

Ricky van Wolfswinkel erzielt gegen GC drei Tore und ist dabei der Stürmer, der er von Anfang an sein sollte

Von Tilman Pauls, Zürich

Ob der Sohn von Ricky van Wolfswinkel eines Tages auch Fussballer wird, so wie sein Vater? Aktuell lässt sich das relativ schwer beurteilen; schliesslich ist er erst vier Jahre jung. Aber man muss wohl damit rechnen, immerhin ist der Junior nicht nur Sohn seines Vaters, sondern hat von seiner Mutter auch noch einige Gene des grossen Johan Neeskens vererbt bekommen. Die Vorzeichen für eine Profikarriere stehen nicht schlecht. Und seit gestern hat der kleine Van Wolfswinkel auch ein neues Spielzeug, mit dem er für seinen ersten Vertrag trainieren kann.

Nach dem 4:0 des FC Basel gegen den Grasshopper Club hatte sich Ricky van Wolfswinkel den Ball geschnappt, mit dem er drei Tore erzielt hatte. Der Stürmer hatte allerdings nicht im Sinn, den Ball zu Hause in ein Regal zu legen, wo er langsam verstauben kann. Sondern er wollte das Erinnerungsstück seinem Sohn vermachen, «er schiesst damit vielleicht alles kaputt», sagte der Holländer sichtlich amüsiert.

Aber selbst die Aussicht auf zerschossenes Geschirr konnte Van Wolfswinkel an diesem Abend nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Immerhin ist er mit drei Toren in einem Spiel so aus der Winterpause gestartet, wie sich das wohl jeder Spieler wünscht.

Der Königstransfer
In der 19. Minute erzielte er bereits sein erstes Tor mit dem rechten Fuss, als im Strafraum der Zürcher kein Gegenspieler für den 30-Jährigen ausfindig zu machen war. In der 36. Minute traf er nach einer Flanke von Kevin Bua mit dem Kopf zum 2:0. Und nach der Pause erzielte er mit links sein 13. Saisontor, das neunte in der Super League. Nur die Halbzeit verhinderte einen lupenreinen Hattrick. «Drei Tore, das ist mir zuletzt bei Arnheim gelungen. Das ist viel zu lange her», sagte Van Wolfswinkel und wirkte wohlig zufrieden. Endlich mal.

Vor anderthalb Jahren war der Stürmer ja nach Basel gekommen, in jenem Sommer, als der Verein sich neu erfand und mit Marc Janko und Seydou Doumbia freiwillig 33 Saisontore auf den Transfermarkt entliess. Auch darum bekam der Neuzugang aus Holland von Sportchef Marco Streller den Stempel «Königstransfers» aufgedrückt, den er in seinem ersten Jahr aber kaum mit Leben füllen konnte: Als es beim FCB lief, war Van Wolfswinkel verletzt – und als der Stürmer gesund war, zeigte die Formkurve der Basler nach unten.

Van Wolfswinkel und der FCB, das schien nie so richtig zu funktionieren, aus dem Königstransfer drohte schnell ein Problemwolf zu werden. Und als dann auch noch Marcel Koller kam und den Holländer kurz nach seiner Ankunft auf den rechten Flügel stellte, da haben einige die Hoffnung schon ganz aufgegeben, dass er für den FCB noch der Stürmer wird, der er sein sollte.

Der Konkurrenzkampf
Koller sagte kürzlich noch: «Er hatte genügend Gründe, um zu sagen: Hey, was macht ihr eigentlich mit mir?» Van Wolfswinkel sagte es allerdings nicht, zumindest nicht öffentlich. Er freundete sich – so gut es ging – mit seinem Leben auf der Aussenbahn an und wurde für seinen Einsatz in der Winterpause mit einem Platz im Sturmzentrum belohnt. Dort hatte in der Vorrunde meist Albian Ajeti gespielt und so viele Grosschancen vergeben wie kein anderer Stürmer.

Jetzt scheint Van Wolfswinkel die erste Wahl zu sein und Ajeti derjenige, der sich durchsetzen muss. Gegen GC wurde der 21-Jährige in der 71. Minute eingewechselt und rundete den Basler Stürmer-Tag ab, indem er das Tor zum 4:0 erzielte. Nachdem der FCB in der Hinrunde häufig über seine lahmende Offensive nachdenken musste, haben die Basler zum Start in die Rückrunde jetzt plötzlich zwei Stürmer, die sich um einen Platz in der Startelf streiten.

Die besseren Karten hat dabei Van Wolfwinkel. Nicht nur dank den drei Toren gegen GC, sondern auch wegen seinem Einsatz nach hinten und dem Umstand, dass er in den letzten Minuten ansatzlos seinen Platz auf der rechten Seite einnehmen konnte. Der Holländer hatte sich den Ball am Ende des Tages also redlich verdient – auch wenn es darum im Hause Van Wolfswinkel noch zu Streitereien kommen kann.

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