Presseschau

Aargauer Zeitung vom 04.02.2019

Junioren gegen Profis

Die Grasshoppers sehen beim 0:4 gegen den FC Basel wie ein Absteiger aus.

Markus Brütsch

Der FC Basel hat sein letztes Testspiel vor dem Rückrundenauftakt gegen den FC St.Gallen am kommenden Samstag problemlos gewonnen. Gegen die Junioren der Grasshoppers setzte er sich mit 4:0 durch und hätte auch noch höher gewinnen können. Die lediglich 5200 Zuschauer im Letzigrund sahen einen Klassenunterschied und die zehnte Zürcher Niederlage gegen die Basler in den letzten elf Spielen.

Ironie beiseite: GC gegen Basel war natürlich ein Super-League-Spiel und kein Test, sondern sah nur wie ein solcher aus. Und: Es war nicht ein reines Juniorenteam, das für die Hoppers am Werk war, es sah nur wie eines aus.

Für das Publikum aber, sofern nicht aus Basel angereist, wurde der Nachmittag zur Enttäuschung. GC, das angekündigt hatte, sich seiner kritischen Situation im Abstiegskampf bewusst zu sein, um jeden Millimeter des Letzigrundrasens kämpfen zu wollen und wie ein Löwe zu kratzen und zu beissen, präsentierte sich eher wie ein verängstigtes Lämmlein denn ein hungriges Raubtier. Sieht man einmal von Innenverteidiger Arlind Ajeti ab, der mit Aggressivität vorangehen wollte, dabei aber ausgesprochen dilettantisch aussah und nach zwei gelbwürdigen Fouls schon nach 26 Minuten vom Platz gestellt wurde. Eine Dezimierung, die den personell ohnehin arg gebeutelten Zürchern gerade noch gefehlt hatte. Überhaupt war es nicht der Tag der Ajetis. Arlinds Bruder Albian, immerhin der Torschützenkönig der vergangenen Saison, sass während 73 Minuten auf der Ersatzbank und musste sich von dort aus ansehen, wie sein Konkurrent Ricky van Wolfswinkel die Basler mit zwei Toren schon vor der Pause auf die Siegesstrasse schoss. Und kaum stand Ajeti dann selber auch auf dem Platz, konnte er aus nächster Nähe beobachten, wie der Holländer zum dritten Mal ins Tor traf. Man kam in diesem Moment nicht umhin, zu denken, wie unklug es von Trainer Marcel Koller doch gewesen war, den Torjäger in der Vorrunde am rechten Flügel versauern zu lassen.

War GC jemals so schlecht?
Immerhin: Auch Ajeti hatte noch sein Erfolgserlebnis, als er nach einem Zuspiel von Silvan Widmer das 4:0 schoss und damit eine gute Basler Leistung mit dem höchsten Sieg unter Koller krönte. Rotblau scheint im Winter zur Ruhe gefunden zu haben und schickt sich an, in der Rückrunde in Basel wieder für bessere Laune zu sorgen, als im völlig missglückten Herbst. «Wir haben ein gutes Spiel gemacht, dürfen jetzt aber nicht abheben», sagte Koller. Gemäss belgischen Medien wird der FCB demnächst noch den Zuzug des 19-jährigen Flügels Edon Zhegrova vermelden. Der kosovarische Internationale war allerdings beim KRC Genk nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen.

Die Grasshoppers verfestigten nach der vierten Niederlage in Serie die Einschätzung, vor einer äusserst schwierigen Rückrunde zu stehen. Ihre Hoffnung ist, mit der Rückkehr der verletzten Stammspieler Nathan, Sigurjonsson und Djuric wieder schwergewichtiger zu werden. Dazu soll noch ein Linksverteidiger verpflichtet und vor allem mit Loric Ravet vom SC Freiburg eine altbekannte Offensivkraft ausgeliehen werden. Im Spiel nach vorne war GC gegen den FCB inexistent und ohne Torchance. Das Team, das mit einem Altersdurchschnitt von 21,8 Jahren und den Debütanten Morandi (19) und Kastrati (21) begann, hinterliess einen bemitleidenswerten Eindruck. Wie gross der Unterschied zum FCB war, liess sich auch an der Besetzung der Basler Ersatzbank ablesen. Mit Ausnahme von Ersatzkeeper Hansen hätte jeder Reservist, ob Kuzmanovic, Stocker, Okafor, Suchy, Ajeti oder Kaiser, bei GC einen Stammplatz auf sicher. «Wir waren heute nicht annähernd in der Lage, dem FCB ein ernsthafter Konkurrent zu sein», sagte GC-Trainer Thorsten Fink. «Ich hoffe, wir werden am Samstag mit einer besseren Mannschaft ins Derby gegen den FCZ zu gehen. Ich bin für nächste Woche wieder guten Mutes.» Aufbauer Raphael Holzhauser schoss den Vogel ab, als er sagte: «Ich habe bis zum 0:1 (19.) ein sehr gutes GC gesehen.»

In Tat und Wahrheit muss gefragt werden: War GC jemals so schlecht?

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