Presseschau

Basler Zeitung vom 07.02.2019

«Dieser Schritt des FCB könnte sich lohnen»

Der frühere GC-Junior Tiago Ribeiro spielte einst in Mumbai und verfolgt den indischen Fussball intensiv

Von Tilman Pauls

Freienbach. Tiago Ribeiro hat zwar nie die ganz grosse Karriere gemacht. Und trotzdem hat der ehemalige JuniorenNationalspieler eine bewegte Laufbahn hinter sich: Im Sommer 2007 wechselte der ehemalige GC-Junior mit 16 Jahren nach Portugal und schloss sich Benfica Lissabon an, wo er mit Angel di Maria ins Training fuhr. 2013 kehrte Ribeiro wieder zurück, um in der Super League sein Glück zu suchen; er fand es nicht. Stattdessen begann er 2014 sein grösstes Abenteuer: Er wechselte in die indische Liga zu Mumbai City.

An der Seite von Nicolas Anelka und Manuel Friedrich kam Ribeiro zu elf Einsätzen in der Indian Super League. Heute spielte er für den FC Freienbach in der 2. Liga interregional – verfolgt den indischen Fussball aber immer noch.

BaZ:

Tiago Ribeiro, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie erfahren haben, dass der FC Basel sich künftig in Indien engagiert?

Tiago Ribeiro:

Zuerst war ich überrascht. Aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto klarer ist mir geworden, dass sich dieser Schritt des FCB durchaus lohnen könnte.

Wieso?

Weil der indische Fussball sich entwickelt. Das Niveau in der Liga ist gestiegen, weil die indischen Spieler in den letzten Jahren besser geworden sind. Körperlich waren sie schon immer stark. Aber man sieht, dass das Niveau in der indischen Liga auch technisch und taktisch gestiegen ist.

Das sagen Sie doch jetzt nur so.

Nein, überhaupt nicht. Schauen Sie doch mal auf die Ergebnisse des Nationalteams. Früher hat Indien klar und deutlich gegen Länder wie China verloren. Inzwischen sind sie auch gegen Gegner wie Neuseeland absolut ebenbürtig.

Sie verfolgen den indischen Fussball also noch?

Natürlich. Ich habe zwar nur knapp ein halbes Jahr in Indien gespielt, aber meine Zeit in Mumbai ist mir im Herzen geblieben. Wenn ich zurückdenke, würde ich am liebsten zu Fuss nach Indien laufen. Darum schaue ich so viele Spiele wie möglich.

Sie kamen damals in der absoluten Boom-Phase nach Indien.

Damals musste jedes Team einen Star haben; wir hatten mit Nicolas Anelka, Freddie Ljungberg und Manuel Friedrich gleich drei bekannte Spieler. Die Liga war aber überhaupt nicht vorbereitet: Wir haben zum Auftakt in einem Stadion für 120 000 Zuschauer gespielt. Weil aber nicht so viele Eintritt erhielten, hat man von Hand 80 000 Plastik-Stühle auf die Beton-Tribünen gestellt. Und wir haben erst am Abend vor der Partie einheitliche Trainingsanzüge bekommen.

Wie war das Niveau damals?

Nicht sehr hoch. Das kann man vielleicht mit dem Mittelfeld der Challenge League vergleichen. Und trotzdem waren die Stadien voll, alle wollten die Anelkas, Trezeguets oder Del Pieros sehen. Wir haben fast immer vor 40 000 Zuschauern gespielt.

So gross ist das Interesse nicht mehr.

Nachdem die Stars gegangen sind, hat auch das Interesse nachgelassen. Mumbai spielt inzwischen auch in einem kleineren Stadion. Im Gegenzug ist aber das Niveau gestiegen. Die Spieler sind besser, und ein Team wie der FC Bengaluru würde in der Challenge League vielleicht um den Aufstieg spielen.

Wird sich der Fussball je gegen Cricket durchsetzen?

Warum nicht? Auch im Cricket hat man am Anfang ausländische Superstars nach Indien geholt, danach hat sich der Sport entwickelt. Der indische Fussball könnte den gleichen Weg nehmen.

Und wann kommt der erste indische Fussballstar?

Vielleicht nicht in den nächsten fünf Jahren, aber irgendwann sicher. Mit Sunil Chhetri von Bengaluru haben die Inder jetzt schon ihren eigenen Star. Jeje Lalpekhlua vom FC Chennaiyin ist ebenfalls ein guter Spieler. Und Bengalurus Goalie Gurpreet Singh Sandhu könnte meiner Meinung nach auch in der Super League bestehen.

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